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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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hatte niemand Zeit, fernzusehen. Die kleine Alice Taggard lag bereits in Narkose. Die Schnitte, die der Chirurg zu setzen beabsichtigte, waren mit blauer Farbe auf ihrem Brustkorb eingezeichnet.
    Während das Team im OP wartete, telefonierten draußen die Verantwortlichen mit jedem, den sie an die Strippe bekamen.
    Die Stunden verstrichen. Endlich, kurz vor elf Uhr, kam die Sondergenehmigung. Das Flugzeug durfte wieder starten. Es würde in einer Stunde auf dem Washingtoner Flughafen sein. Ein Wagen mit Blaulicht setzte sich in Bewegung, und der Chirurg öffnete Alice Taggards Brustkorb.
    Charles W. Taggard hielt die Hand seiner Frau, betrachtete ein Gemälde an der Wand, das den auferstandenen Christus darstellte, und erwog zu beten. Doch dann kam es ihm unredlich vor, sich ausgerechnet in Zeiten der Not eines Gottes zu erinnern, an den er im übrigen Leben keinen Gedanken verwandte, und er ließ es bleiben.
    Die Maschine mit dem Herzen von Theresa Miller kam bis auf zweihundert Meilen an Washington heran. Dann erschienen wieder zwei Kampfflugzeuge, und deren Piloten wussten nichts von einer Sondergenehmigung. Sie drängten das Flugzeug aus Ottawa ab, ohne sich auf Diskussionen einzulassen, und zwangen es erneut zur Landung.
    Als klar war, dass das Herz nicht mehr rechtzeitig eintreffen würde, schlossen die Operateure Alice Taggards Brustkorb wieder. Bis auf die Tatsache, dass sie zwecklos gewesen war, war die Operation problemlos verlaufen. Trotzdem erwachte das Mädchen nicht wie geplant aus der Narkose, sondern lag eine Woche in Bewusstlosigkeit und starb schließlich am 19 . September 2001 .
    2002
    I m April des darauf folgenden Jahres hatte Lynn Taggard, die seit dem Tod ihres einzigen Kindes wieder ihrer früheren Tätigkeit als Immobilienmaklerin nachgegangen war, einen schweren Autounfall. Eines Abends gegen halb zehn, auf der Rückfahrt von einem Termin weit draußen im ländlichen Virginia, kam sie an einer bei Einheimischen als gefährlich bekannten Stelle von der Straße ab, durchbrach das Geländer und stürzte mit ihrem Wagen zehn Meter in die Tiefe. Der Polizeiarzt erklärte später, sie müsse sofort tot gewesen sein.
    Ein tragischer Unglücksfall, wie es aussah.
    Doch als Charles W. Taggard an diesem Abend nach Hause kam, fand er eine ungewöhnlich aufgeräumte Wohnung vor. Jedes einzelne Kleidungsstück war gewaschen und lag, sorgsam gebügelt, im Schrank. Der Kühlschrank war gefüllt, und zwar ausschließlich mit Lebensmitteln, die seinem Geschmack entsprachen. Später sollte er feststellen, dass seine Frau in den Wochen vor ihrem Unfall alle Abonnements ihrer Zeitschriften sowie ihren persönlichen AOL -Account gekündigt hatte.
    Er fand nie einen Abschiedsbrief oder dergleichen. Trotzdem stand für ihn fest, dass Lynn freiwillig aus dem Leben geschieden war.
    2003
    Im Januar des darauf folgenden Jahres stieß Charles W. Taggard bei Recherchen, die eigentlich ein völlig anderes Thema betrafen, auf eine als vertraulich eingestufte Information, die ihn wie ein Blitz traf.
    Nach Lynns Tod hatte er sich mit blindwütiger Energie in seine Arbeit gestürzt, Überstunden angehäuft, ganze Wochenenden draußen in Langley verbracht. In der Wohnung, die einst das Heim seiner Familie gewesen war, bewohnte er nur noch die Küche, das Bad und das Wohnzimmer, wo er auf dem Sofa schlief. Sie hatten es damals nicht fertig gebracht, die Sachen ihrer Tochter wegzugeben; er brachte es nicht einmal mehr fertig, das ehemals gemeinsame Schlafzimmer zu benutzen. Jede Woche beschloss er, eine neue, kleinere Wohnung zu suchen, weiter draußen, näher bei Langley, nur mitzunehmen, was er brauchte, und alles Übrige einem Entrümpler zu überlassen. Doch er unternahm nie auch nur den geringsten Schritt in diese Richtung, obwohl es ihn bloß einen Anruf bei Lynns alter Firma gekostet hätte.
    Nun stand er in einem der zahllosen Archive des CIA und hielt eine Mappe in Händen, aus der Folgendes hervorging: In den Tagen nach den Anschlägen vom 11 . September 2001 war der gesamte kommerzielle und zivile Luftverkehr über den USA vollständig zum Erliegen gekommen. Die Anweisung der Flugaufsichtsbehörde FAA , die bereits wenige Minuten nach den Terroranschlägen an alle Flughäfen ergangen war, besagte, dass sämtliche Flugzeuge über dem Territorium der USA unverzüglich auf dem nächstgelegenen Flughafen zu landen hatten und kein Flugzeug mehr starten durfte. Vorgesehene Ausnahmen: keine. Das ging so weit, dass der

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