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Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition)

Titel: Ausgegeizt!: Wertvoll ist besser - Das Manufactum-Prinzip (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uli Burchardt
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Existenzzweck einer Universalbank ist in erster Linie die Finanzierung der Wirtschaft durch das Ausgeben von Krediten. Um diesen Zweck zu erfüllen, muss man miteinander reden. Traue ich dem Unternehmer das zu? Verstehe ich wirklich, was der mit dem Geld vorhat? Wie beurteile ich seine Erfolgschancen? Wie sicher ist die Investition? Gebe ich ihm den Kredit? Ein Banker muss vor Ort sein, um seine Daseinsberechtigung zu erfüllen.
    Was heißt das für eine Großbank?
    Ein Banker vor Ort ist auch einer gewissen sozialen Kontrolle ausgeliefert. Er kann nicht einfach 10 Millionen aus einem Mittelständler rausziehen und damit das Unternehmen mit all den Arbeitsplätzen über die Kante schubsen, nur weil seine Zahlen dadurch besser aussehen und sein Jahresbonus größer ausfallen wird. Denn dann würde er in seinem persönlichen Umfeld sozial geächtet werden. Jeder würde wissen: Der Banker ist schuld. Was heißt das für eine Großbank?
    Glauben Sie wirklich, einen Banker, der in der Frankfurter Monokultur der Bankenhochhäuser sein Sachbearbeiterbüro hat, würde auch nur ein kleines bisschen interessieren, ob in China ein Sack Reis umfällt oder in Paderborn ein Maschinenbauer pleitegeht, weil er sich mit Blick auf sein Portfolio kurzfristig entschlossen hat, dessen Liquiditätsengpass nicht mehr zu überbrücken?
    Mit dieser Distanz zu den Kreditkunden fällt aber der eigentliche Existenzzweck einer Bank in sich zusammen. Die Großbankzentralen in Frankfurt verfolgen nur ein Ziel: Geldvermehrung in möglichst großem Umfang in möglichst kurzer Zeit. Shareholder-Value eben. Aber Geldvermehrung war für ein Unternehmen noch nie eine Existenzberechtigung und wird niemals eine sein. Ob ein Wirtschaftsunternehmen auf Dauer existiert, steht und fällt mit dem Nutzen, den es der Gesellschaft bietet. Und ausgesaugt zu werden nützt nun mal der Gesellschaft nichts. Außerdem: Wenn Menschen nicht mehr verstehen, wozu etwas gut ist, werden sie rabiat.
    Die Bewegung Occupy Wall Street, die seit September 2011 gegen eine großbankenfreundliche Politik demonstriert, sowie die protestierenden Athener, Londoner und Madrilenen vom Sommer 2011 sind nur ein Vorgeschmack. Die Bürger werden die Politiker hoffentlich schon bei den nächsten Wahlen zwingen, den Großbanken Fesseln anzulegen. Die Hurra-Zeiten im Frankfurter Bankenviertel, in der Londoner City und in Lower Manhattan könnten schneller vorbei sein, als es sich die Ökonomenweisheit heute träumen lässt.
    »Interessiert mich nicht«

    Das Argument, ein kleines mittelständisches Unternehmen zu führen, sei etwas völlig anderes, als einen internationalen Konzern zu führen, akzeptiere ich beinahe voll und ganz. Aber ich akzeptiere das Argument in keinster Weise in Bezug auf die Verpflichtung des Managements, sich mit der Führung des Unternehmens in den Dienst der Gesellschaft zu stellen. Diese Verpflichtung ist bei Großunternehmen noch viel größer als bei Mittelständlern!
    Die Unternehmen VW, Deutsche Post, Siemens, Rewe, Bosch, Edeka, Deutsche Bahn, Daimler, Metro und Deutsche Telekom sind die zehn größten deutschen Arbeitgeber, sie beschäftigen zusammen weltweit ca. 3,2 Millionen Menschen. Ich will diese Großunternehmen gar nicht über einen Kamm scheren. Viele von ihnen durchweht noch immer der Pioniergeist eines Gottlieb Daimler, die Findigkeit eines Werner von Siemens oder das Verantwortungsbewusstsein eines Robert Bosch, aber vieles, was ich von den großen Tankern im Meer der deutschen Wirtschaft so sehen und hören kann, irritiert mich, stimmt mich nachdenklich, ärgert mich oder macht mir Angst.
    Vor einigen Jahren hörte ich einen Vortrag des damaligen Metro-Vorstandsvorsitzenden Hans-Joachim Körber zur Strategie der Metro-Gruppe. Er ist ein interessanter Mann, ein echtes Alphatier, ursprünglich Braumeister, hatte dann auch mal eine Sektkellerei geführt und war damals als erfolgreicher Chef eines der größten Handelsunternehmen der Welt einer der mächtigsten Manager der Republik. Heute ist er, nach seinem Ausscheiden aus dem Metro-Vorstand, in diversen Wirtschaftsverbänden aktiv und Mitglied von Aufsichtsräten bedeutender Firmen wie Bertelsmann, Kaufhof, Real und Air Berlin.
    Körber sprach vor einem kleinen Kreis von Unternehmern über die Metro AG und ihre Strategie, er sprach über Wachstum, über Arbeitsplätze, über Expansion. Als er fertig war, hob einer der Anwesenden die Hand. Eine Frage? Gerne. Der mittelständische Unternehmer, der das

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