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Ausgelacht

Ausgelacht

Titel: Ausgelacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffi von Wolff
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die Kurstraße entlangfährt Richtung Parkstraße, gleich links, gegenüber von einem Supermarkt. Tengelmann oder so. Schreib das ins Telefon.»
    «Genügt nicht ganz normaler Traubensaft? Ich muss das ja alles schleppen», warf Britt genervt ein.
    «Bin ich dir so wenig wert?», fragte Tom bitter. «Ich, der ich hier im Krankenhaus liege, ermattet und allein, und der trotzdem nicht klagt, und nun kommst du und fragst, ob es nicht normaler Traubensaft tut. Ich bin sehr traurig.»
    «Schon gut, ich hol dir ja den Rotbäckchen-Saft.»
    Sie stand wieder auf. «Dann mach ich mich …»
    «Warte, warte. Setz dich. Mir ist noch etwas eingefallen. Bitte bringe mir Zwieback und Salzstangen, dann frische Trauben, aber bitte keine abgepackten, die mag ich nicht, nur die aus dem Obstladen, und zwar die ohne Kerne, das sind die ganz kleinen, weißt du. Dann mein Laptop, das ist in der Reisetasche in einem Extrafach. Ich brauche dann aber auch DVDs, was soll ich denn sonst abends machen? Schau halt mal, was deine Tante so hat, ansonsten gibt es doch bestimmt eine Videothek, leider bin ich an keiner vorbeigekommen. Eine Schlafbrille bitte noch und mein Schnuffelkissen, das ist auch in der Reisetasche, weißt du, das mit dem Kraken drauf, der schielt. Ja …» Er überlegte kurz. «Das war’s dann erst mal. Wenn mir noch was einfällt, ruf ich dich einfach an.»
    «Tom», sagte Britt. «Es ist doch gut möglich, dass du nur noch bis morgen oder so hier bleiben musst. Dann ist das doch alles völlig überflüssig, und ich kann mir die Rennerei sparen. Hast du denn überhaupt schon mal mit einem Arzt gesprochen?»
    «Ja», sagte Tom trotzig.
    «Und? Was hat der Arzt denn gesagt?»
    «Dies und das», antwortete Tom ausweichend.
    «Wie? Was soll denn das bedeuten?»
    «Das heißt, dass er sich zu diversen Dingen unterschiedlich geäußert hat. Was gibt es denn an diesem Satz nicht zu verstehen?»
    Britt kniff die Augen zusammen. «Irgendwas stimmt doch hier nicht», sagte sie. «Ich glaube, ich frage mal selbst einen.»
    In diesem Moment betrat eine Schwester das Zimmer.
    «Guten Abend», sagte sie forsch. «Ich bin Schwester Tina.» Tina hatte schätzungsweise vierzig Kilo Übergewicht, einen Damenbart, eine Warze, eine schiefsitzende Brille und keinen Humor.
    «Gut, dass Sie kommen», sagte Britt und sah Schwester Tina so an, als sei sie eine Küchenschabe.
    Tom kletterte aus dem Bett. «Ich muss mal.»
    «Gleich», sagte Schwester Tina. «Ich muss erst …»
    «Hören Sie», sagte Britt. «Herr Bergfeld weiß nicht so genau, wie lange er hier bleiben muss, deswegen wäre es ganz nett, wenn uns das mal jemand sagen würde.»
    Schwester Tina runzelte die Stirn und wischte sich dann Schweißtropfen vom Damenbart. «Wie, was meinen Sie mit ‹Wie lange er bleiben muss›?»
    Langsam kam Britt sich vor wie in der Klapse.
    «Ich möchte den diensthabenden Arzt sprechen.» Jetzt klang ihre Stimme wieder wie die der reichen Tochter, die bekam, was sie wollte, und zwar umgehend.
    «Der ist bei ’nem Notfall. Warten Sie mal!» Letzteres war an Tom gerichtet, der Richtung Klotür schlurfte.
    «Das interessiert mich nicht. Sie holen ihn bitte auf der Stelle, sonst werde ich mich über Sie beschweren.»
    «Über mich? Wieso das denn? Wenn der Doktor Rahn gerade einen offenen Bruch untersucht, kann ich doch nicht ankommen und sagen, komm mal nach Zimmer 27 , da ist so ’n junges Ding, wo sich sonst über mich beschweren tut. Wo sind wir denn hier? Außerdem ist der da ein Hypochonder. Der hat gar nix. Die Schlange hat ihn ja noch nicht mal gebissen. Das sind hier reine Vorsichtsmaßnahmen. Er hätte im Prinzip gar nicht bleiben müssen, wollte aber unbedingt. Junger Mann, warten Sie jetzt bitte, ich glaube, das ist …»
    Im nächsten Moment ertönte ein langgezogener Schrei, und Britt starrte gemeinsam mit Schwester Tina auf die geöffnete Tür zum Bad hin. Hinter der Tür war nichts, beziehungsweise kein Bad und kein Klo. Besser gesagt, es war noch nicht fertig. Auch hier war renoviert worden, und leider machten auch hier die Handwerker immer mal wieder Pause. In diesem Fall hatten sie leider auch vergessen, ein Holzbrett so hinzulegen, dass es ein Loch abdeckte. Und durch dieses Loch war Tom eben gesaust. Britt stürzte zu der Tür und blickte nach unten. Das waren doch mindestens vier Meter. Wie grauenhaft. Glücklicherweise war Tom nicht auf Asphalt, sondern in einen Busch gefallen. Trotzdem sah er aus, als hätte er sich verletzt.

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