Ausgelacht
nannte.
«Es ist so, dass ich anders bin als andere.»
«Das kann ich nur bestätigen.» Julian nickte und winkte dem Kellner, um noch eine Flasche Wein zu ordern. «Das war übrigens auch einer der Gründe, warum Hexen im Mittelalter verbrannt wurden.»
Britt nahm seine Ironie überhaupt nicht wahr.
«Wie soll ich dir das nur erklären? Du sollst es ja auch verstehen.» Sie überlegte.
«Ja, das könnte schwierig werden. Ich bin doch ein Dorftrottel, der es gerade mal zum Veterinärstudium gebracht hat. Ich verstehe nur Worte wie Pferd, Bauer oder Welpe. Da muss man sich mal Mühe geben.»
Britt hatte gar nicht zugehört.
«München ist nun mal was anderes als Bad Nauheim.»
«Stimmt. München ist München, und Bad Nauheim ist Bad Nauheim.»
«Richtig. Zusätzlich ist München eine Großstadt, hat also viele Einwohner.»
«Ach.» Julian machte große Augen. «Deswegen heißt das
Großstadt
.» Er schlug sich gegen die Stirn. «Jetzt kapier ich das. Danke.»
«Kein Thema.»
«Sag mal, hast du eigentlich so was wie einen Vollknall oder was?»
«Wie meinst du das?»
Julian war fassungslos. «Den ganzen Schwachsinn, den du mir da erzählst, meinst du das ernst?»
«Natürlich. Wie sollte ich das denn sonst meinen?»
«Kann es sein, dass du ein ganz klein bisschen unter Größenwahn leidest?»
Britt winkte einem der Ober, der sofort angeschossen kam und ihr böse nachschenkte. Offenbar hatte er hinter einer Säule gestanden und gelauscht. Sollte er ruhig.
«Ach, hallo Christof», sagte Julian.
«Hi Julian.» Der Ober und Julian kannten sich.
«Ich wusste gar nicht, dass du hier jobbst.»
«Ist auch erst mein zweiter Tag», sagte Christof und verschüttete etwas von dem Wein.
«Das merkt man», sagte Britt.
«Pass du mal auf, was du sagst», kam es von Christof.
Britt sah ihn an. «Hast du noch alle Latten am Zaun oder was?»
«Ich schon», sagte Christof, und seine Augen blitzten wütend. «Aber du nicht. Mal ganz im Ernst, Julian, wieso gibst du dich mit einer wie der ab? Der würde ich am liebsten einen Arschtritt geben.»
Julian stand auf. «Das reicht jetzt wirklich, Christof.»
«Die kommt hierher und tut so, als wäre sie die Kaiserin von Österreich oder so. Kann die nicht einfach abhauen?»
«Was hat sie dir denn getan?»
«Mir persönlich hat sie gar nichts getan, aber was mir die Moni erzählt hat, reicht schon. Wie sie ihre Mutter behandelt hat, wie sie die Moni selbst behandelt hat. Da könnte ich kotzen. Die wäre im Mittelalter … verbrannt worden wäre die.»
Offenbar hatte man es in Bad Nauheim mit dem Verbrennen.
«Bekomme ich jetzt Wein oder nicht?», fragte Britt amüsiert und fand es belustigend, wie sehr sich Christof aufregte.
Der wurde immer wütender. «Nein», sagte er dann.
«Ach.» Britt zog die Augenbrauen hoch und stand auf. «Sie weigern sich also, mich zu bedienen.»
«Setz dich wieder hin», sagte Julian, dem die Situation unangenehm wurde. «Er hat doch gar nichts gemacht.»
«Darum geht es ja. Ich möchte Wein und bekomme nur dumme Sprüche.»
«Weil du ja auch dumm bist», sagte Christof laut. «Eine dumme, arrogante, überflüssige Kuh, der ich wie gesagt am liebsten einen Tritt in den Arsch geben würde.»
Die Leute am Nachbartisch hörten auf zu essen und bewegten sich kaum noch, aus Angst, etwas zu verpassen. Es war ein etwas übergewichtiges Paar, und die Frau starrte ängstlich zu Britt hinüber.
«Fressen Sie ruhig weiter», sagte Britt höflich zu ihr. «Dann passen Sie bald schon in Größe 56 .»
«Frechheit», nuschelte die Frau und schob ihr Dessert beiseite.
Der Mann wurde rot, sagte aber nichts, sondern trank sein Schnapsglas leer.
«Hör jetzt auf, Britt», sagte Julian, der nun wirklich sauer war. «Das reicht, und zwar voll und ganz.»
«Glaubst du, ich lasse mir von dir was sagen?», fuhr Britt ihn an. «Ich lasse mir weder von dir noch von sonst wem was sagen, dass das mal klar ist. Und jetzt will ich Wein. Sofort.»
«Nein.» Christof machte keine Anstalten, ihr nachzugießen. «Von mir kriegt die gar nichts.»
«Könnt ihr mal alle aufhören, bitte», versuchte Julian zu beruhigen. «Das bringt doch jetzt gar nichts.»
«Da kommt so eine Münchner Tussi an und glaubt, sie kann uns hier zeigen, wo’s langgeht», regte Christof sich auf. «Sie stellt uns hin wie Vollidioten und lacht bloß über uns. Nicht mit mir. Das denken übrigens alle.»
«Ich kenne doch gar nicht alle», keifte Britt.
«Das musst du auch nicht.
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