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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Möbel-Rampe. Davor ein Kieferntisch, 120,– Euro, Baumarkt.
     Bernd fand die Käufe vernünftig, ich dachte damals, wir würden uns später was Schöneres kaufen. Später war jetzt, und Antje
     saß drauf.
     
    Charlotte sagte:
»Genau, später ist jetzt und du kaufst was Schöneres.«
     
    Und in diesem Moment stand da der großartigste Sessel, den ich je gesehen hatte.
    Ein riesiges Teil, weich, warm, sicher, dunkelrot, samtig, mit passender Fußbank.
    Ich ging auf ihn zu, setzte mich hinein und wollte nie wieder aufstehen. Während ich die Augen schloss, hörte ich Charlottes
»O ja«
und dann Luises: »Ich suche dich, du wolltest doch mit nach Betten gucken.«
    Ich öffnete die Augen und sah Luise an. »Ich habe mich gerade verliebt. Ich muss den haben. Unbedingt.«
    Ediths Stimme.
»Nur, wenn er unter 300   Euro kostet.«
    Luise musterte mich. »Du passt da richtig gut rein. Der ist wirklich toll. Was kostet dich diese neue Liebe denn?«
    Sie suchte das Preisschild, schüttelte den Kopf.
    »Dieser Laden ist zu teuer, als dass man Etiketten an die Möbel tackert. Aber irgendwo muss doch was stehen.«
    Sie suchte weiter. Widerstrebend stand ich auf und fand auf einem kleinen Beistelltisch eine diskrete Preisliste. »Luise,
     ich hab’s, 450,– Euro. Gekauft.«
    Charlotte freute sich.
»Ja, das ist doch in Ordnung. 150 mehr oder weniger, bei dem Kontostand.«
    Ich setzte mich zufrieden und freudig wieder in dieses wunderbare Teil. Stirnrunzelnd studierte Luise die Liste. »Du musst
     richtig lesen, Schätzchen. 450,– Euro kostet die Fußbank, aber |134| ohne Samtbezug. Mit Samt 650,–. Wie gesagt, die Fußbank. Der Sessel in Samt, also so wie er ist, kostet 2200,– Euro.«
    Ich schluckte. Edith auch.
»Bist du irre? Fast 3000   Euro, das hast du für die halbe Küche im Haus bezahlt.«
    Charlotte antwortete.
»Eben, und jetzt kocht Antje da drin.«
    Ein sehr smarter Verkäufer stand plötzlich vor uns und lächelte mich an. Auf seinem Namenschild stand Daniel. »Ein wirklich
     schönes Stück. Man will gar nicht wieder aufstehen, nicht wahr?«
    Ich lächelte zurück und hatte das Gefühl, verstanden zu werden.
    Luise sah mich an und öffnete den Mund. Ich war schneller.
    »Ich nehme ihn.«
    Luise machte den Mund wieder zu.
    Der smarte Daniel sah mich irritiert an. Er schien enttäuscht, dass er kein Verkaufsgespräch beginnen konnte.
    Ich saß immer noch in meiner halben Küche und sah lächelnd zu ihm hoch. Ich fühlte mich unglaublich gut.
    Er wandte sich fast hilfesuchend Luise zu.
    »Ja, äh, dann.«
    Sie hielt seinem Blick stand. »Ich brauche noch ein Bett.«
    Jetzt war er wirklich unsicher. »Wenn ich, äh, Ihnen was zeigen   …«
    Luise unterbrach ihn. »Ich habe schon eines gesehen, kommen Sie mal mit.«
    Sie drehte sich um und marschierte zielstrebig auf ein riesiges Bett zu, ein Traum in weiß, auf dem unzählige Kissen und Decken
     drapiert waren.
    Bevor ich Luise folgte, streichelte ich kurz über die samtige Armlehne meiner neuen Zuflucht. Daniel beobachtete mich etwas
     unsicher und schloss sich uns an.
    Schließlich standen wir beide vor einem Traumbett, auf dem rücklings Luise lag.
    Sie breitete ihre Arme aus, sah aus halb geschlossenen Lidern erst mich, dann Daniel an und sagte: »Das nehme ich.«
    |135| Sichtbar angestrengt versuchte Daniel den Anfang eines geschulten Verkaufsgesprächs zu finden. Offenbar überlegte er auch,
     wie er herausfinden sollte, ob diese Spontankäuferinnen die Preise erahnten.
    Seine Qualen wurden von einer resoluten Kollegin beendet. Sie trat zu uns, stellte sich als Frau Grönke vor, hatte, wie sie
     uns erzählte, gerade ein Matratzenseminar besucht und drängte Luise ihre kompetente Beratung auf.
    Luise blieb also liegen und musste sich die detailreichen Unterschiede zwischen Latex, Federkern und Tempur anhören. Frau
     Grönke lief zu Hochform auf, Luise wippte mit ihrem Becken. Ich dachte an Loriot und die Spannmuffenfederung, und bevor sich
     der Lachreiz seinen Weg bahnen konnte, ging ich ein paar Meter weiter.
    Während Luise sich tapfer und ernsthaft durch alle möglichen Schlafstellungen arbeitete, blieb ich vor einer kleinen Kommode
     stehen, die wunderbar in meinen Flur passen würde.
    920,– Euro.
    Die Lampe, die auf ihr stand, betonte das warme Holz. Sie gefiel mir. 320,– Euro.
    Ich beschloss, beides zu kaufen.
     
    Eine halbe Stunde später saßen wir Daniel an einem Glastisch gegenüber. Vor uns standen zwei Gläser Sekt. Wir schrieben

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