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Ausgeliebt

Titel: Ausgeliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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konnte, ist mein Steuerberater. Und der kriegt für sein Kopfschütteln von mir sogar noch Honorar und sagt
     deshalb nichts. Luise, ich fühle mich so, als hätte ich es geschafft.«
    Zufrieden nickten wir uns zu.

|139|

    Richard
    Dorothea ließ sich mit ausgebreiteten Armen in meinen roten Traumsessel fallen und schwang ihre Beine auf die Fußbank. Sie
     sah erst an die Decke und dann mich an.
    »Herrlich. Das hast du richtig gemacht. Was hat denn dieses Schätzchen jetzt gekostet?«
    Ich beobachtete sie. Schwarzer Wildlederanzug, teure schwarze Schuhe, das Rot ihres Lippenstifts passte genau zum Sessel.
    »2200,– Euro.«
    Dorothea strich langsam über die Armlehne. »Naja, dann kaufst du eben vier Paar Schuhe weniger.«
    Ich schluckte und lächelte. Dorotheas Sicht der Welt war in Bezug auf Schuhe eine andere als meine. »Dorothea, das sind mindestens
     zwanzig Paar.«
    Sie sah kritisch auf meine Sneakers und seufzte. »Das genau ist dein Problem. Von solchen Teilen bekommst du mindestens zwanzig
     Paar, ich rede aber von Schuhen.«
    Sie streckte ihr Bein aus und ließ ihren Fuß kreisen. »Schuhkultur, Schätzchen, Manolo Blahnik.«
    Ich betrachtete skeptisch das weiche Leder, die spitze Form und den hohen Absatz.
    »Auf solchen Schuhen könnte ich nie laufen.«
    Dorothea ließ beide Füße kreisen und schaute verliebt zu.
    »Schöne Schuhe müssen nicht bequem sein, sie geben Haltung.« Sie stand auf.
    »Irgendwann zwinge ich dich zu deinem ersten Paar Prada-Schläppchen, dann wirst du’s verstehen.«
    Nachdem sie meine übrigen Einkäufe begutachtet hatte und |140| begeistert war, saßen wir im Wohnzimmer und öffneten eine Flasche Sekt.
    Wir hatten uns in den letzten Wochen wenig gesehen, nur ab und zu telefoniert.
    Dorothea hatte eine Fernsehproduktion nach der anderen, mein Terminkalender war in letzter Zeit auch voll.
    Ich erzählte ihr von den letzten Ereignissen, von meinem Anwalttermin bei Rüdiger, von Luises Wohnung und ihrem Auszug in
     der letzten Woche.
    Dorothea guckte mitleidig. »Wie war ihr Auszug denn? Hast du sie gesehen?«
    Ich sah Luise vor mir.
    »Sie hatte ein Umzugsunternehmen, das alles gemacht hat. Dirk war das Wochenende bei Freunden, Luise war morgens mit den Packern
     allein. Mittags bin ich dann in die neue Wohnung gefahren, es ging ihr ziemlich schlecht. Sie hat Dirk gegenüber ein furchtbar
     schlechtes Gewissen, dann hat sie selbst noch nie richtig allein gewohnt, und aus welchen Gründen auch immer herrscht mit
     Alex Funkstille. Alles blöd.«
    Dorothea schenkte sich Sekt nach und sagte: »Auszüge sind immer elend. Als ich damals bei Georg ausgezogen bin, hatte ich
     drei Tage Fieber und Schüttelfrost.«
    Ich konnte mich noch daran erinnern. »Und dabei habt ihr euch damals noch gar nicht getrennt. Ihr wolltet nur nicht mehr zusammen
     wohnen, die Trennung kam ja erst ein Jahr später.«
    Dorothea schüttelte den Kopf und lachte leise. »Was heißt‚ ›wolltet‹? Wir haben das Zusammenleben nur drei Monate geschafft,
     nach fünf Jahren Beziehung. Ein Kopfmensch und eine Künstlerseele mit völlig unterschiedlichen Tagesabläufen. Ich male nachts,
     Georg steht früh auf, ich habe abends Hunger, Georg mittags, ich mag morgens nicht reden, Georg ist abends müde, er ist ordentlich,
     ich bin kreativ.Wir mussten so viele Kompromisse schließen, es wäre anschließend nichts mehr von uns übrig geblieben. Wenn
     wir das weiter versucht hätten, hätten |141| wir uns nicht mehr gekannt. Ich kann Liebe nur mit räumlicher Distanz leben, das habe ich dabei gelernt.«
    Ich dachte über mich nach, über meine Unlust, für mich allein zu kochen und einzukaufen, über kalte Betten und über dunkle
     Wohnungen, deren Haustüren man beim Nachhausekommen zweimal aufschließen muss.
    »Und dir fehlt nie jemand, um den du dich kümmern kannst, der sich um dich kümmert und auch mal zu Hause auf dich wartet?«
    Dorothea sah mich erstaunt an. »Wieso das denn? Ich kümmere mich um mich selbst, das mache ich besser, als jemand anders.
     Wenn ich nach Hause komme, will ich nicht gleich reden, also bin ich froh, dass ich das nicht muss. Und ich habe es gern,
     dass meine Wohnung abends genauso aussieht, wie ich sie morgens verlassen habe. Ich kann ein Muffelgesicht machen, ich kann
     mich tagsüber ins Bett legen, ich kann essen, wann und was ich will, telefonieren wann und wie lange ich will, drei Stunden
     in der Badewanne liegen, ich finde es großartig.«
    »Fühlst du dich nie

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