Ausgeliebt
wieder
unsere Adressen auf, Daniel schrieb zwei getrennte Quittungen, jeden Posten las er laut vor, wobei er uns scharf ansah. Wir
blickten ungerührt zurück.
Als unsere Kreditkarten durchgezogen waren, standen wir langsam, Daniel erleichtert auf.
Ich bedankte mich und gab ihm die Hand, was ihn wieder durcheinander brachte.
Luise tat dasselbe, dabei lächelte sie ihn auch noch strahlend an, während sie seine Hand lange schüttelte und sich lauthals
bedankte, so als hätte er uns alles geschenkt.
Er sah verlegen aus, drehte sich unvermittelt um und nahm |136| zwei kleine weiße Porzellanvasen von einem dekorierten Esstisch. Mit großer Geste überreichte er sie uns.
»Meine Damen, eine kleine Aufmerksamkeit für zwei reizende Kundinnen.«
Wir verbeugten uns angemessen und verließen mit beherrschter Körperhaltung und ohne uns anzusehen den Laden. Wir folgten den
Gängen des Stilwerks, unterwegs sammelten wir noch Luises zurückgelegte Einkäufe ein. Zielstrebig und ohne ein Wort gingen
wir zum Parkplatz.
Kurz vor unseren Autos, mitten auf dem Parkplatz, blieben wir gleichzeitig stehen, sahen uns an und das unterdrückte Lachen
platzte heraus.
Ich hielt Luise die kleine Vase hin. »Meine Damen, eine kleine Aufmerk …«
Das Lachen wurde hysterisch. Luise hielt sich die Seiten. »Der dachte, wir können nicht bezahlen.« Ihr liefen die Tränen.
Mir auch. »Luise, wir haben in 45 Minuten über 8000 Euro ausgegeben.«
Sie schnappte nach Luft und lachte laut weiter.
»Und wir haben nicht mal versucht zu handeln.«
Ich hatte Seitenstiche. Ich sah mir die Vase an. Das Lachen kollerte weiter.
»Dafür haben wir zwei Vasen, in die mindestens zwei kleine Blumen passen.«
Wir hockten mitten auf diesem Kiesparkplatz nebeneinander, um uns herum elegante Tüten, unsere Gesichter hochrot, und wir
lachten wie zwei Teenager. Die ersten Passanten musterten uns verwundert. Einige lächelten.
Schließlich wischten wir uns die Tränen weg und quälten uns in eine aufrechte Haltung.
Luise atmete tief und bemüht gleichmäßig ein und aus. »Gott, war das schön.«
Wir gingen langsam zu unseren Autos. Ich fühlte mich gleichzeitig leicht und erwachsen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch
nie so zügellos Geld ausgegeben.
|137| Als wir vor Luises Auto standen, sah sie auf die Uhr und fragte. »So, und was machen wir jetzt?«
Charlotte flüsterte.
»Der Ring, der Juwelier in der Langen Reihe.«
Ich blickte kurz auf meine verlassene Hand. Bevor Edith sich einmischen konnte, sagte ich schnell. »Ich würde dir in der Langen
Reihe gerne noch einen Ring zeigen, ich fand den so schön, es stand aber kein Preis dabei. Und danach bringen wir unsere Autos
und Taschen nach Hause und treffen uns später im ›Casa di Roma‹ zum Essen und Feiern.«
»Wunderbar.« Luise nickte. »Wobei ich bei deiner momentanen Stimmung glaube, dass der Preis jetzt auch egal ist.«
Charlotte lächelte.
Edith ließ ich nicht zu Wort kommen.
Am Ende dieses großartigen Tages saßen wir bei unserem Lieblingsitaliener, vor uns zwei Gläser Taittinger Rosé.
»Wenn schon, dann richtig.«
Luise hatte nicht lange gezögert und gleich den teuersten Champagner auf der Karte bestellt.
Ich drehte meine Hand so in das Kerzenlicht, dass der kleine Brillant in meinem Weißgoldring funkelte. »1630,– Euro.«
Das war die Antwort des Juweliers auf die Frage nach dem Preis gewesen.
Charlotte hatte ohne zu zögern gesagt:
»Viel schöner als der blöde Ehering.«
Und Luise hatte sich zu mir gebeugt und geflüstert: »Los, probier ihn an, wenn er passt, nimmst du ihn.«
Natürlich passte er.
Edith gab sich der Mehrheit geschlagen.
Und jetzt sah meine Hand schön und selbstbewusst aus.
Luise folgte meinem Blick und freute sich mit. »Du hast es geschafft. Das halbe Jahr, das neue Leben und der Ehering ist abgelöst.
Und dabei machst du mir auch noch Mut. Auf uns und das Leben.«
|138| Sie hob ihr Glas, wir stießen an. Bevor wir tranken, kam mir noch ein Gedanke.
»Weißt du was? Ich habe heute 7690,– Euro ausgegeben. Lustvoll. Jetzt zahle ich Georg noch seine 5000 Euro zurück, die er mir geliehen hat. Erleichtert. Dann bleiben von Bernds 15 000 Euro noch genau 2310,– Euro übrig. Das ist wenig. Davon geben wir heute Abend auch noch mindestens 100 Euro aus, na, sagen wir mal, 110, bleiben 2200,– Euro. Und der einzige Mann, dem ich beichten muss, dass ich nicht mehr von
dem Geld anlegen
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