Ausgeliehen
zweiten Tag.«
»Putzt sie, bevor du kommst, oder wenn du gegangen bist?«
»Okay, ich muss jetzt arbeiten.«
»Ich dachte, deine Arbeit besteht darin, Fragen von Kindern zu beantworten.«
»Ja, Fragen über Bücher. Hast du eine Frage zu einem Buch?«
Er nahm Fahren Sie fort, Mr. Bowditch von der Theke. »Ja, wenn ich dieses Buch fallen lasse, und wir müssten auf die Dame warten, die hier putzt, würde sie das dann vor der Öffnung der Bibliothek machen oder wenn sie geschlossen ist?«
»Die Antwort ist: Du würdest putzen, weil du die Unordnung verursacht hast.«
Er ließ das Buch auf den Boden fallen und rannte die Treppe hinauf.
Danach habe ich ihn vier Tage lang nicht gesehen, das war rekordverdächtig. Als er wieder auftauchte, brachte er mir einen Teller Kekse mit, jeder Keks mit hellblauem Zuckerguss überzogen, mit einem grünen Klecks in der Mitte. Er war wieder wie früher, kam auf Zehenspitzen zum Bücherrollwagen, an dem ich stand. Ich hatte beschlossen, eine Woche lang nicht auf meinem Stuhl zu sitzen, um zu sehen, ob der Ausschlag verschwand. Sonja winkte mir zu, schickte ihre Tochter zu den Puppen und ging wieder nach oben.
»Obwohl es noch Januar ist, habe ich Kekse für den Saint Patrick’s Day gebacken, weil es der nächste Feiertag ist! Das Blaue steht für den Ozean, das Grüne für Irland! Ich habe den Zuckerguss mit Lebensmittelfarbe gefärbt, und meine Hände sind immer noch blau.« Er stellte den Pappteller, der mit Klarsichtfolie bedeckt war, auf den Bücherrollwagen und zeigte mir seine blassen, blau verfärbten Hände.
»Du siehst aus wie ein Schlumpf.«
»Wie was? Also, es tut mir leid, dass ich das Buch runtergeworfen habe. Und der Grund, warum ich nicht hier war, ist, dass ich getauft wurde und wir hatten eine Party und ich bekam fast fünftausend Bücher geschenkt.«
Ich schob die Folie zur Seite und nahm einen Keks. »Was hast du bekommen?«
»Ich habe einige Origami-Bücher bekommen und fünf Bücher aus der Reihe Dem Licht entgegen. Es geht um Kinder am Ende der Welt, die meisten Menschen sind in den Himmel gekommen, aber diese Kinder bleiben unten und versuchen, alle anderen zu retten. Diese Bücher sind für Teenager, sind aber leicht zu lesen.«
»Hmm. Taugen die überhaupt was?«
»Ja, sie machen richtig Spaß. Sie wurden auch verfilmt, aber meine Mutter denkt, die Filme könnten zu gruselig sein. Sie muss sie vorher sehen und dann entscheiden. Hast du diese Bücher hier?«
Ich versuchte, den Keks hinunterzuschlucken, aber er war sehr trocken und zugleich pappig. »Du weißt, wir haben nicht viele religiöse Kinderbücher. Aber wir haben Sachbücher über Religionen.«
»Oh ja. Da ist dieses dumme Buch aus der Eyewitness Classics -Reihe, mit den dummen indischen Göttern mit diesen Armen. Ich habe sie schon alle gelesen. Du solltest Dem Licht entgegen anschaffen.«
Ich kannte diese Art Serienbücher, von denen Ian sprach. Mit zwölf war ich einmal bei einer Nachbarin gewesen, die wiedergeborene Christin war. Ich las drei Bücher, die im Bücherregal ihrer Tochter standen, und es machte mir viel Spaß, es waren zugleich Liebesromane und Krimis. Das Buch, an das ich mich erinnern konnte, hatte mit einem Charterflug über Afrika begonnen, mit einem »abtrünnigen« Christen, der bemerkt hatte, dass der Pilot betete, bevor er sein Sandwich aß. Er sprach ihn darauf an, und sie redeten miteinander, aber es dauerte nicht lange und die Maschine stürzte ab, sie strandeten alle in der Sahara und so weiter und so fort, bis alle gerettet wurden oder starben. Ich hatte damals nicht angenommen, dass es sich um gute Bücher handelte. Wie konnte Ian, ein Junge, der Der Wind in den Weiden siebenmal gelesen hatte, auf diese Bücher reinfallen?
»Wie dem auch sei, es war ziemlich cool, weil anschließend die Freunde von der Kirche kamen, jeder, der wollte, konnte uns besuchen, und das ist alles, was ich in diesem Jahr bekommen habe, weil ich für eine Geburtstagsparty zu alt bin.«
Sein Geburtstag war im April, das wusste ich aus seinen Daten im Computer. »Mit elf?«, fragte ich. »Das ist doch nicht zu alt! Macht denn keiner aus deiner Klasse dieses Jahr eine Party?«
Er seufzte, entfernte die Folie und ordnete die Kekse neu, um die Lücke zu füllen, die der Keks, den ich genommen hatte, hinterlassen hatte. »Darum geht es nicht. Es ist etwas anderes. Also letztes Jahr, da hatte ich meine Party, und alle, die ich einladen wollte, waren Mädchen, und es war eine
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