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Ausgeliehen

Ausgeliehen

Titel: Ausgeliehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Makkai
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er die Rechnung bezahlt. Und vielleicht könnte ich es als Vorwand nehmen, um ihn nach Hause zu bringen.
    »Wie schlimm ist es?«
    »Wie letzte Nacht. Der Arzt hat gesagt, ich müsste diese lila Pillen jeden Tag nehmen, aber mein Vater hat es mir verboten, er hat Angst, ich könnte abhängig werden.«
    »Jesus Christus.«
    »Was?«
    »Ach, nichts.«
    »Du solltest wirklich keine religiösen Worte benutzen, es sei denn, du meinst sie wirklich. Das ist eines der Zehn Gebote.«
    »Stimmt. Tut mir leid.«
    Die nächsten zwanzig Kilometer verbrachte ich damit, im Kopf eine Liste meiner Befolgung der Zehn Gebote im letzten Monat aufzustellen. Sie sah ungefähr so aus:
Gebot
Ja
Nein
Mord
 
×
Nichteinhaltung des Sabbats
×
 
Diebstahl
×
 
Falsches Zeugnis
×
 
Ehebruch (hängt von der Definition ab)
×
 
Vater und Mutter ehren
×
 
Begehren deines Nächsten Haus und
     alles, was sein ist (hängt davon ab,
     wie man »Begehren« und »alles,
     was sein ist« definiert
×
 
Anbeten von Götzenbildern
 
×
Anbetung von anderen Götter
 
×
Missbrauch des Namens des Herrn
×
 
    Es fiel mir schwer, mich an alle Gebote zu erinnern, aber die vielen Stunden, die ich meiner etwas langsameren Schulfreundin Brooke bei ihren Hausaufgaben für den Religionsunterricht geholfen hatte, erwiesen sich sogar heute noch als nützlich. Als Zugabe fügte ich die sieben Todsünden bei:
Sünde
gemessen in …
Ja
Nein
Trägheit
unverbrannten Kalorien
×
 
Wollust
untalentierten Musikern, mit denen ich geschlafen hatte
×
 
Geiz
offensichlichem Anspruchssinn
×
 
Völlerei
Keksen
×
 
Stolz
heftigen Angriffen gegen Pastor Bob
×
 
Neid
Lust, mit jedem das Leben zu tauschen, den ich kennenlernte, auch mit dem Mann, der an der Kreuzung für zwei Dollar unsere Autofenster geputzt hatte
×
 
    Das kann man als quantitativen Beweis betrachten. Es gibt einen Grund für meine Hörner. Dennoch: Welcher Verbrecher glaubt, wenn er gerade ein Verbrechen begeht, wirklich daran, ein Verbrecher zu sein? In unseren Augen sind wir alle Jean Valjean, Martin Luther King oder Henry David Thoreau. Ich war Gandhi auf dem Salzmarsch, um einige Salzkörner aufzusammeln. Man braucht nur die Blasen an meinen armen, nackten Füßen zu betrachten.
    Irgendwo auf der Route 80: »Komm, reden wir über Bücher.«
    »Eine prima Idee. Also Bücher. Welches möchtest du als Nächstes lesen?«
    »Ich glaube, ich möchte Der kleine Hobbit lesen. Ein Junge in meiner Klasse, Michael, sagte, das Buch ist sehr gut. Hast du es mal gelesen?«
    »Du hast Der kleine Hobbit noch nicht gelesen?« Ich schrie ihn förmlich an und verpasste die Chance, über seine »Klasse« zu reden. Dann fiel mir ein, dass er es natürlich nicht gelesen hatte. Schließlich durfte er keine Bücher mit Zauberern lesen. Zumindest keinen echten. Oz, der große und schreckliche Zauberer, war ihm vielleicht nur erlaubt, weil er ein Schwindler ist. »Wenn wir wieder in Hannibal sind«, sagte ich, »werde ich das Buch für dich ausleihen.« Aber ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es wäre, wenn wir wieder in Hannibal wären und ich hätte meine Arbeit in der Bibliothek und er würde jeden Tag die Treppe herunterhüpfen, um mich zu besuchen. »Du hast gesagt, dass dein Freund Michael heißt. Ist er so alt wie du?«
    »Ja. Aber das habe ich nicht gemeint, als ich sagte, wir sollen über Bücher reden. Ich meine witzige Sachen, zum Beispiel, wenn man in den Himmel kommt und sich herausstellt, dass eines der Dinge, die man dort machen kann, ist, dass man jede Person aus jedem Buch sein kann, wann immer man das will, aber man darf sich nur eine Person aussuchen. Welche würdest du wählen?«
    »Oh, keine Ahnung. Und du?«
    »Ich denke, definitiv den GuRie. Weil man da in zwei Büchern von Roald Dahl sein kann. Weil der GuRie in einem Kapitel von Danny oder die Fasanenjagd vorkommt, stimmt doch, oder? Ich durfte es nicht lesen, aber ich weiß noch, dass du uns das Buch gezeigt hast, nachdem du uns ein Kapitel aus Sophiechen und der Riese vorgelesen hast. Weißt du noch? Du hast das Buch hochgehalten und es uns gezeigt.« Ich mochte die Vorstellung eines riesengroßen, freundlichen Ian, der durch die Straßen von Missouri spaziert und Pastor Bob unter seinen Füßen zerquetscht.
    Ich dachte eine Weile nach. »Ich glaube, in dem Fall möchte ich Theseus sein. Kannst du dich an ihn erinnern?«
    »War das der Typ mit dem Minotaurus, der mit dem Faden?«
    »Genau. Und meine Begründung ist,

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