Ausgerechnet den?
Phoebe hinter ihnen her den Abhang erklomm, sah sie, das Mister Großkopf sich leicht überschätzt hatte. Der männliche Teil der Bevölkerung mochte ihn ja erkennen, aber diese jungen Mädchen waren offenbar keine Footballfans.
»Dein Daddy ist nicht zufällig Tim Reynolds, der Immobilienmakler?«, hörte sie Dan ein Kaugummi kauendes Nymphchen mit langen Haaren und kurzem Pony fragen.
»Mm«, erwiderte das Mädchen, mehr interessiert am Inhalt ihrer Tasche als daran, Gefälligkeiten mit dem Schrecken der Footballwelt auszutauschen.
»Netter Versuch«, murmelte Phoebe, als sie hinter die beiden trat. Und dann, lauter: »Hallo, Mädels. Ich bin Mollys Schwester.«
Die Mädchen blickten von Phoebe zu Molly »Ich dachte, Sie wär’n ihre Mutter«, sagte ein grell geschminkter Rotschopf gleichgültig.
Dan gluckste.
Sie achtete nicht auf ihn und zerbrach sich fieberhaft den Kopf nach einem neuen Gesprächsthema, während Molly verzweifelt auf ihre Fußspitzen starrte. »Wie läuft’s in der Schule?«
»Ganz gut«, brummelte eine. Eine andere schob sich den Kopfhörer ihres Walkmans über die Ohren. Die Mädchen ignorierten Molly und ließen den Blick auf der Suche nach attraktiverer Gesellschaft durch die Gegend schweifen.
Phoebe versuchte es noch mal. »Molly sagt, die meisten Lehrer wären ganz nett.«
»Mja.«
»Kann sein.« Der Rotschopf erhob sich. »Komm Kelly, lass uns gehen. Is doch öde.«
Phoebe blickte Dan an. Das war seine Idee gewesen, und sie erwies sich als ein einziges Desaster. Doch anstatt zerknirscht dreinzuschauen, schien er höchst zufrieden mit sich selbst.
»War nett, euch kennen zu lernen, Mädchen. Ich wünsch euch noch viel Spaß, hört ihr?«
Die Mädchen blickten ihn an, als wäre er ein übergroßes Marsmännchen, und begannen den Abhang hinunter und auf eine Gruppe Jungs zuzugehen, die soeben über die Promenade geschlendert kamen.
»Hast sie nicht gerade umgehauen«, erlaubte sich Phoebe zu bemerken.
Er schob seine Sonnenbrille in die Tasche seines TShirts. »Warte nur, Honiglämmchen. Ich habe die holde Weiblichkeit von Kindesbeinen an beeindruckt und weiß, was ich tue.«
Molly war scharlachrot vor Scham und sah aus, als wolle sie gleich in Tränen ausbrechen. »Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht mitkommen will! Ich hasse diesen Ausflug! Und ich hasse dich!« Sie machte Anstalten wegzurennen, doch Dans Arm schoss vor und hielt sie eisern fest.
»Nicht so schnell, Miz Molly Der gute Teil kommt doch erst.«
Phoebe merkte sofort, was Mollys schwelende Panik nun unversehens zum Ausbruch gebracht hatte. Eine Gruppe von vier Jungen kam auf die Mädchen zu, Baseballkappen verkehrt herum auf den Köpfen, die langen, schlabberigen T-Shirts bis fast zum Saum ihrer weiten, ebenso schlabberigen Shorts herunterhängend. Die Zungen ihrer klobigen schwarzen Turnschuhe hingen heraus; in wiegendem Gang kamen sie dahergeschlappt.
»Dan, lass sie gehen. Du hast sie schon genug blamiert.«
»Ich bin ernsthaft versucht, euch Ladies einfach euch selbst zu überlassen, aber so viel Grausamkeit bringe ich nun doch nicht auf.«
Die Mädchen riefen die Jungen mit Namen an, wobei sie gleichzeitig versuchten, möglichst cool und gleichgültig zu wirken. Die Jungen stießen sich gegenseitig in die Rippen. Einer rülpste laut, was offensichtlich die holde Weiblichkeit beeindrucken sollte.
Und dann entdeckten sie Dan.
Die Unterkiefer klappten ihnen herunter, und sie schienen für ein paar Sekunden wie gelähmt zu sein. Auf die Mädchen, die sich schnatternd und das Haar zurückwerfend um sie herum versammelt hatten, achteten sie nicht mehr. Ihre Augen hingen wie festgesaugt am Cheftrainer der
Stars.
Und Dans Augen hingen an Molly. Er grinste und stupste ihr spielerisch ans Kinn. »Lächeln, Miz Molly. Tun Sie, als hätten Sie keine Sorge auf der Welt.«
Molly sah, was geschah. Sie schluckte schwer, als sich die Augen der Jungen nun unversehens auf sie fokussierten.
»Kennen Sie einen davon?«, fragte Dan leise, den Blick unverwandt auf sie gerichtet.
»Der mit den langen Haaren hat den Spind neben mir.«
Phoebe erinnerte sich an Mollys Bemerkung über den süßen Jungen, der immer Gitarrenlaute machte.
»Also gut. Dann heben Sie jetzt die Hand und winken ihm kurz zu.«
Mollys Gesicht bekam einen panischen Ausdruck. »O nein, das kann ich nicht.«
»Der ist im Moment noch viel nervöser als du. Los, tu, was ich dir sage.«
Dan war der geborene Anführer, schon seit er seinen
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