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Ausgerechnet den?

Ausgerechnet den?

Titel: Ausgerechnet den? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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zusammen war, und ich bin als Trainer vertraglich verpflichtet, mich regelmäßig untersuchen zu lassen, also weiß ich, dass ich in Ordnung bin.« Er blickte ihr direkt in die Augen. »Aber bei dir weiß ich es nicht.«
    Sie starrte ihn an.
    »Du führst ein recht lockeres Leben«, sagte er leise.
    »Ich will dir das gar nicht vorwerfen; ich will nur wissen, wie vorsichtig du warst und wie lange es her ist, seit du zuletzt eine Blutuntersuchung hast machen lassen.«
    Endlich verstand sie, was er meinte. Aber wie konnte sie diesem so weltlichen Mann gegenüber zugeben, dass AIDS noch gar kein Problem gewesen war, als sie das letzte Mal mit einem Mann geschlafen hatte? Um Zeit zu gewinnen, stützte sie sich auf den Ellbogen und blinzelte ihn unter einer blonden Haarlocke, die ihr in die Stirn gefallen war, an. »Du weißt aber, wie man ein Mädchen aufmuntert.«
    »Das ist kein Witz.«
    »Nein, ist es nicht.« Sie schlang die Beine über den gegenüberliegenden Bettrand und ging zu dem Sessel, auf dem er sein Smokinghemd liegen gelassen hatte. Sie wollte bei diesem Gespräch nicht nackt sein, und die Vorstellung, sich vor seinen Augen in ihr Kleid zwängen zu müssen, war ihr unerträglich. »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin sauber wie frisch gefallener Schnee.«
    »Woher weißt du das?«
    Sie fuhr mit den Armen in sein Hemd. »Ich weiß es eben.«
    »Ich fürchte, das genügt nicht.«
    »Es gibt wirklich keinen Grund zur Sorge. Ehrenwort.«
    Das Hemd besaß keine Knöpfe, also schlang sie sich seinen Kummerbund zweimal um die Taille und verknotete die Enden.
    »Du schaust mich ja nicht mal an. Verbirgst du was vor mir?«
    »Nein«, log sie.
    »Dann setz dich her, damit wir in Ruhe darüber reden können.«
    »Mehr gibt’s nicht zu sagen. Du solltest mich vielleicht besser nach Hause bringen.«
    Er erhob sich. »Nicht bevor das hier geklärt ist. Du machst mir Angst.«
    Er klang aber nicht ängstlich. Er klang zornig. Sie schlüpfte in ihre hochhackigen Schuhe. »Bei meiner letzten ärztlichen Untersuchung war alles in Ordnung.«
    »Wann war die?«
    »Im Frühjahr.«
    »Wie viele Männer hattest du seitdem?«
    Seine Frage war fair, trotzdem wurde ihr ganz übel dabei. »Dutzende! Jeder weiß doch, dass ich mit jedem schlafe, der mich will!«
    Mit zwei langen Schritten war er bei ihr. »Verdammt, hör auf damit! Wie viele?«
    »Du willst Namen und Adressen?« Sie schürzte ihre Oberlippe, versuchte hart und tough dreinzuschauen.
    »Sag mir zuerst mal, wie viele.«
    Ihre Augen fingen an zu brennen. »Du musst mir einfach vertrauen. Ich hab dir gesagt, dass du dich nicht sorgen musst. Mein bisheriges Liebesleben geht dich nichts an.«
    »Im Moment geht’s mich sogar sehr viel an.« Er ergriff ihren Arm, nicht fest, nicht so, dass er ihr wehtat, aber sie sollte merken, dass sie sich nicht drücken konnte. »Wie viele?«
    »Tu mir das nicht an!«
    »Wie viele, verflucht noch mal?«
    »Keine! Bloß du.«
    »Na klar«, meinte er gedehnt.
    Seine Skepsis war der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Der ganze Abend war eine einzige emotionale Achterbahnfahrt gewesen, und nun konnte sie nicht mehr. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Glaub, was du willst.« Sie riss sich von ihm los und ging zur Tür, doch er fing sie wieder ein, bevor sie sie erreichte.
    Er umschlang sie, drehte sie herum und zog sie fest an sich. Mit weit sanfterer Stimme murmelte er: »Nicht weinen, Schatz. Du musst nicht weinen. Sag mir einfach nur die Wahrheit.«
    »Es ist lange her, seit ich mit einem Mann zusammen war«, erwiderte sie müde. »Sehr, sehr lange.«
    Er wich gerade so weit zurück, dass er ihr in die Augen sehen konnte. Seine Miene war nun eher verwirrt als zornig. »Du sagst die Wahrheit, nicht?«
    Sie nickte.
    Er fuhr mit den Fingern in ihre Haare und zog ihren Kopf an seine Schulter. »Ich versteh dich einfach nicht.«
    »Ich weiß«, flüsterte sie.
    Er führte sie zu einem bequemen Sessel und nahm sie auf seinen Schoß. »Was soll ich nur mit dir machen? Du hast mich vom ersten Moment an vollkommen durcheinander gebracht.« Er zog ihren Kopf unter sein Kinn.
    »Wenn du ›lange‹ sagst, meinst du dann mehr als ein Jahr?«
    Sie nickte.
    »Mehr als zwei?«
    Abermals nickte sie.
    »Viel mehr?«
    Noch ein Nicken.
    »Also, ich glaube, mir geht allmählich ein Licht auf.« Er streichelte ihr Haar. »Du hast Flores wirklich geliebt, nicht?«
    »Mehr als jeden anderen Menschen.«
Bis jetzt,
dachte

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