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Ausgerechnet Souffle'!

Ausgerechnet Souffle'!

Titel: Ausgerechnet Souffle'! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Winter
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schimpft vor sich hin. Den ganzen Tag ist sie nun schon auf ihren arthritisgeplagten Beinen unterwegs. Um festzustellen, dass selbst eine Bushaltestelle mehr Aura besitzt, als jedes beliebige Café in dieser Stadt. Erschöpft nimmt sie auf einer Parkbank Platz und starrt vor sich hin, bis sie wieder bunte Pünktchen sieht. Seufzend sucht sie in ihrer Handtasche nach dem silbernen Pillendöschen. Ihr Onkologe hatte sie entgeistert angesehen, als er das darauf angebrachte Bild eines Flusskrebses erkannte. Der Mann versteht nichts von Humor und Louises schon gar nicht, obwohl er sie seit Jahren behandelt. Sie durchwühlt die unergründlichen Tiefen ihres Täschchens. Eines ihrer schwarzen Notizbücher liegt mit jungfräulichen Seiten darin. Dieses Buch ist terminiert. So wie ihre Lebenszeit. Und sie kann kein Ende schreiben. Weil es das vermaledeite Cook & Chill nicht mehr gibt. Louise schluckt zwei Tabletten trocken hinunter. Sie sinniert vor sich hin und tatsächlich schleicht sich ein unvornehmer Fluch von ihren Lippen.
    Es hilft nichts. Wenn es nur diesen einen Grund für die Leere in ihrem Kopf und die Wortlosigkeit in ihr gibt, dann wird sie diese Ursache eliminieren. Das Cook & Chill muss wieder her. Und zwar schnellstens. Auf welche Art und Weise auch immer.
    Louise von Stetten webte ihr Leben lang ein wohlüberlegtes Netz an zweckdienlichen Beziehungen. Dabei machte sie nie einen Unterschied in puncto Sozialstatus. Mit einem Bäcker befreundet zu sein, nützt unter Umständen ebenso wie die Dankbarkeit eines Ministers. Sie erinnert sich an Linda Meininger und eine Bemerkung, ihr Mann sei Rechtsanwalt. Genau das braucht sie jetzt. Einen Anwalt. Der das umgehend in die Hand nimmt. Louise greift nach ihrem Mobiltelefon.
    „Linda? Hier Louise von Stetten. Ich brauche einen Anwalt. Ja, mir geht es gut. Nein, es ist nichts passiert. Keinen Arzt. Linda!!!“
    Der Wortschwall am anderen Ende der Leitung verstummt. Louise holt tief Luft, um die Übelkeit zu verdrängen.
    „Wo befindet sich gleich die Kanzlei von Deinem Mann?“
     
    *
     
    Elfi Müller schaut auf, als die Glastür zum Vorraum aufgerissen wird. Eine leicht lädierte, wenn auch sehr vornehm wirkende ältere Dame steht vor ihr. Sie klopft ungeduldig mit ihrem Siegelring auf den Empfangstisch. Elfi hat keine Ahnung, wer das ist.
    „Ich muss zu Dr. Hennemann.“
    Spricht es und macht sich aufs Geratewohl auf in Richtung Besprechungszimmer. Die Anwaltssekretärin springt sofort auf und stellt sich der Frau in den Weg.
    „Haben sie einen Termin?“, fragt sie verbindlich.
    Ein abschätziger, ausgesprochen arroganter Blick trifft die Sekretärin.
    „Natürlich nicht.“
    Die Stimme wird eine Spur herablassender und senkt sich gefährlich, während sich ihre Adleraugen an dem Kaffeefleck auf Elfis Bluse festkrallen. Manche Menschen schüchtern Elfi ein. Ein solches Exemplar steht soeben vor ihr.
    Sie schluckt und stammelt einfältig:
    „Ich frage mal nach, ob er im Hause ist.“
    Was mit einem vernichtenden „Selbstverständlich ist er im Hause!“ quittiert wird.
    Louise von Stetten marschiert schnurstracks in die Sitzung der Rechtsanwälte Dr. Hennemann und Partner. Elfi zuckt die Schultern. Es gibt Momente im Leben, da ist man einfach schuldfrei.
     
    *
     
    Dr. Johannes Hennemann bietet sich ein ungewöhnlicher und äußerst amüsanter Anblick. Im Türrahmen steht eine Vogelscheuche im Pelzjäckchen und herrscht die Anwesenden am Besprechungstisch mit einem:
    „Wer ist Dr. Johannes Hennemann?“ an. Die Lady zeigt mit dem Finger in die Runde. „Hat es den Herren die Sprache verschlagen?“ raunzt sie und sondiert ihr Opfer.
    Johannes räuspert sich. Ihr runzliger Zeigefinger richtet sich nun beinahe anklagend auf ihn.
    „SIE sind das. Ihre Frau hat sie mir beschrieben. Und jetzt erinnere ich mich auch, sie gesehen zu haben. Ich brauche sofort einen Anwalt.“
    Dr. Johannes Hennemann besitzt genügend Menschenkenntnis, um die Besprechung zu vertagen. Einer solchen Frau setzt man nichts entgegen. Höflich bittet er Louise in sein Büro.
    Er schließt sacht die Tür und geduldet sich, bis Louise sich umständlich in den Besprechungsstuhl gesetzt hat, nicht ohne ihr vorher galant aus der Jacke zu helfen. Dann, sich vergewissernd, dass es der Dame an nichts fehlt (Kaffee? Tee? Wasser?), was abschlägig beschieden wird, nimmt er hinter dem Schreibtisch Platz. Er lehnt sich etwas zurück, schlägt die Beine übereinander und öffnet locker die Arme, um

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