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Ausgerockt - [Roman]

Ausgerockt - [Roman]

Titel: Ausgerockt - [Roman] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: FUEGO
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wusste.
    Hannah ließ ihn wiederkommen, solange er sich benahm. Linus und Holger verbrachten viel Zeit mit ihren Gitarren auf dem Dachboden. Aber Hannahs Argusaugen hatten den neuen Freund immer im Blick.
    Im Laufe der Jahre hatte sich herausgestellt, dass Holger weder für Linus noch für sonst jemanden eine Gefahr dargestellt hatte. Dennoch erntete er Skepsis, wo immer er auftauchte.
    In dem Saal war es eine ganze Lawine der Skepsis, die auf ihn zurollte. Der Jury sah man es an, und man hörte es an der Stimme des Moderators, der Holger vorstellte.
    Und die Teenager mussten Holger einfach komisch finden. Die Kleidung, die Frisur, die dunklen Schatten unter den Augen. Er war für dieses Theater zwar schräg genug, aber eindeutig zu alt.
    Linus indes betrachtete ihn skeptisch, weil er sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, dass Holger hier ernsthaft an einem Casting teilnehmen wollte.
    Den Song, der aus den Boxen ertönte, konnte Linus nach einer einzigen Sekunde identifizieren. Duran Duran mit Wild Boys.
    Linus hatte keinerlei Erwartungen an Holgers Darbietung. In Bandproben hatte Holger zu einigen Songs mal eine Zweitstimme übernommen, ein solider, kräftiger Gesang.
    Aber den Leadgesang zu Duran Duran zu bringen, war etwas vollkommen anderes. Vielleicht würde Holger einfach anfangen zu brüllen, oder Eskapaden schlagen wie Mike Patton.
    Was Linus dann aber hörte, war weitaus mehr als experimenteller Gesang oder eine Verhöhnung dieser Veranstaltung. Holger sang nicht nur überaus ordentlich, nein, er klang verblüffend ähnlich wie Simon LeBon. Beeindruckt starrte Linus auf die Bühne.
    All jenen in diesem Saal, die Duran Duran s Original kannten, musste einfach ein Schauer über den Rücken laufen, dachte er. Wer auch nur ein bisschen was von Musik verstand, musste seine Begeisterung teilen.
    Der dünne Riemen der Videokamera kratzte an seinem Hals.
    »Scheiße, verdammt!«, fluchte er. Die Kamera. Er hob sie auf die Schulter, schaltete sie ein und drückte Aufnahme. Die Akkuanzeige blinkte bereits.
    Hoffentlich hält die Batterie das durch, dachte er. Holger würde ihm den Hals umdrehen, wenn er erfuhr, dass Linus den Anfang verpasst hatte.
    Die Kamera hatte kein Display. Linus musste sein Auge fest an einen Gummikranz pressen, der wie das Mundteil eines Schnorchels aussah. Er korrigierte die Position seines rechten Auges, um am Ende des schwarz-weißen Kameratunnels etwas erkennen zu können. Er schwenkte im Saal umher, filmte auch die beeindruckten Gesichter der Jury. Sie schienen diese Leistung tatsächlich zu würdigen.
    Linus zoomte Holgers Kopf auf Großaufnahme, dabei hielt er die Kamera so ruhig er nur konnte.
    »Willst du Megastar werden?«, fragte er sich leise. »Nein, das willst du nicht, oder?«
    Linus war so im Tunnel der Kamera versunken, dass er nicht die überheblichen Schwingungen in Holgers Stimme wahrnahm. Und er war sich zunächst auch nicht des aufkeimenden Gemurmels um ihn herum bewusst.
    Er schwenkte im Telezoom zur Jury hinüber. Im Saal breitete sich jetzt ein deutliches Raunen aus. Dann tauchte das Gesicht der Jury-Dame von Kanal 7 im Sucher der Kamera auf. Ihr Gesichtsausdruck war seltsam, eine Mischung aus Erstaunen und Ekel. Irgendetwas stimmte nicht.
    Linus senkte die Kamera. Seine Augen mussten sich umgewöhnen. Nur ganz allmählich konnte er erkennen, was die Menge in Erstaunen versetzte.
    Holger, zweiunddreißig, ein begeisterungsfähiges Wesen, intelligent, witzig, im Ernstfall verlässlich, möglicherweise gestört, gleichwohl proletenhaft, düster, ätzend und unzurechnungsfähig, ein begnadeter Schlagzeuger, ein hoffnungsloser Fall, hatte sein Glied rausgeholt und - Linus konnte nun wieder klar sehen – ließ seinen Bedürfnissen mitten auf der Bühne freien Lauf.
    Sein Penis hing einfach aus der engen Lederhose, und daraus rieselte ein schwacher, ja irgendwie unmotivierter Strahl zu Boden, der die ersten Reihen vor der Bühne veranlasste, angeekelt zurückzuweichen.
    Das Halbplayback brach ab.
    Ein lokalbekannter Radiomoderator, der sonst immer so viel gute Laune zu versprühen versuchte, zischte zornig in sein Mikrofon: »Danke, das reicht!«
    Holger steckte seinen Penis wieder ein, begann aber wieder zu singen. Auch sein Mikrofon funktionierte noch. »Pimmel … Pimmel … die Welt ist voller Pimmel … lass sie bimmeln. Yeah, Kanal sieben? Der Pimmel is geblieben …«
    Dann drehte er sich um, zog seine Hose runter und präsentierte dem Publikum sein

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