Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
zerrt und zerrt. Ich taste mit den Händen über den Boden, verteile noch ein paar Glassplitter, höre weiteres Klirren. Spüre eine warme Feuchtigkeit unter meinem Knie, die langsam durch meine kalte, klamme Jeans dringt.
    Mann, die Kreatur hat wirklich geblutet wie ein Schwein.
    Moment.
    Warm und feucht.
    Wie lange ist es jetzt her, dass ich das Monster getötet habe? Stunden. Ich strecke die Hand aus. Rieche daran. Vyrus. O nein. Sieht so aus, als hätte der Lover von Chubbys kleiner Tochter ins Gras gebissen.
    Dann schließt sich meine Hand um die Taschenlampe.
    Wurde auch Zeit.
    Ich schalte sie ein. Als Erstes sehe ich meine Hand. Sie ist mit Blut und etwas Grünem mit rosa Sprenkeln beschmiert. Dann erkenne ich das Ding, das ich getötet habe, diesmal ganz aus der Nähe. Oha. Moment mal. Das da schaut doch eher wie ein umgekrempelter Hummer aus, der mit einem Stachelschwein gekreuzt wurde. Moment.
    Ich blicke über die Schulter nach den Lichtern von unten, damit ich mich grob orientieren kann. Dann richte ich die Taschenlampe auf die gegenüberliegende Wand. Da ist das Ding, das ich getötet habe.
    Und es ist kalt.
    Ich richte den Strahl auf das Ding vor mir.
    Das ist noch warm.
    Irgendetwas klimpert wieder.
    Ich sehe auf den Boden. Er ist mit Patronenhülsen bedeckt.
    Und was sind diese komischen schwarzen Schemen?
    Ich richte die Taschenlampe auf das gegenüberliegende Ende des Kellers. Neben der Tür türmt sich ein Leichenberg. Die Körper tragen schwarze Overalls, schusssichere Westen, Polizeiuniformen. Das Blut fließt in Strömen. Unter den Leichen liegt eine seltsame Masse, die noch zuckt. Wie eine fleischige Kugel mit Peitschen dran.
    Jetzt kann ich die Türen sehen, die ich vor ein paar Stunden nur ertastet habe. Es sind sechs, vielleicht sieben. Die Hälfte davon steht offen. Dahinter macht der Korridor eine Biegung, vielleicht befinden sich um die Ecke noch weitere Türen. Es ist totenstill, doch ich rieche diesen seltsamen, unnatürlichen Vyrusgestank. Er kommt direkt aus den Zellen.
    Sind sie so ruhig, weil sie gerade kein uninfiziertes Blut riechen?
    Sind sie satt und schlafen?
    Oder sind sie vielleicht tot?
    Schön wär’s ja. Leider kann ich nicht drauf hoffen, auch nur einmal im Leben so viel Glück zu haben.
    Ich stehe auf und gehe ein paar Schritte auf das Loch zu. Dann packt mich etwas von hinten, umklammert meinen Hals, drückt meine Arme an den Körper, bedeckt Auge und Mund. Ich werde nach hinten gezogen, stelle mir dabei Tentakel oder fleischige Auswüchse oder sonst ein irres Experiment aus Amandas Labor vor, mit dem das Vyrus seinen perversen Höhepunkt erreicht hat.
    – Keinen Laut, Pitt.
    Die Hand wird von meinem Auge genommen.
    Ich bin nicht in den Fängen einer mutierten Landkrake gelandet. Es sind nur wieder Predos Schläger, die mich festhalten.
    Predos von Blut triefender Anzug klebt an seinem Körper. Etwas gelblich graue Masse ist an seinem Kinn angetrocknet. Auf seiner Stirn zeichnet sich eine Gitterlinie langsam heilender Wunden ab.
    Sein Mund nähert sich meinem Ohr.
    – Die werden Sie hören.
    Ich nicke, und die Hand vor meinem Mund verschwindet.
    Ich schaue mich um.
    Predo, einige Männer seines Sturmtrupps und etwa zwei Dutzend Typen in unterschiedlichster Aufmachung haben sich in der Ecke des Kellers verschanzt. Ihnen gegenüber befindet sich eine Wand mit weiteren Türen; es sind insgesamt sechs, drei davon stehen offen. Seine Armee wurde buchstäblich in Einzelteile zerlegt, die überall verstreut sind. Vor einer der geöffneten Türen liegt eine Kreatur, deren Haut die Farbe von Verbrennungen dritten Grades hat. Ihre Unterseite ist mit feinen Härchen bedeckt und aus dem Rücken ragen kleine Gliedmaßen. Ich hoffe, das Ding ist tot.
    Aus einer der Zellentüren dringt das Geräusch von zerreißendem Fleisch, brechenden Knochen und schnalzenden Sehnen. Als würde dort gerade ein riesiges Hühnchen tranchiert. Dann das Schaben von Zähnen auf Knochen.
    Predo öffnet und schließt die Hand, und einer seiner Männer reicht ihm ein kurzläufiges Sturmgewehr.
    Er beugt sich wieder vor und flüstert.
    – Sie hat die Türen geöffnet, nachdem sie uns hier runtergetrieben hat. Offensichtlich wurden nicht alle Riegel zurückgeschoben. Möglicherweise eine Fehlfunktion.
    Ich hebe einen Finger.
    – Glaub ich nicht. Sie verarscht Sie.
    Er nickt.
    – Das habe ich vermutet. Ja.
    Er deutet auf die Biegung im Korridor, die zum Hauptteil des Kellers, zu den übrigen Zellen, dem

Weitere Kostenlose Bücher