Ausgesetzt
Pfaden dem tiefergelegenen Tal zu.
Es war zwar niemand zu sehen, aber Bobby hörte etwas in der Ferne rufen.
»Was ist das?«, fragte er.
»Nur eine Krähe«, antwortete Dimarco.
Bobby packte ihn am Kopf und riss ihn vom Weg. Bobby hielt sich am Mantel des anderen Jungen fest, und gemeinsam kugelten sie den steilen Hang hinunter, stießen gegen Bäume und rollten durchs Gebüsch.
Bobby versuchte, Dimarco am Hals zu packen, aber Dimarco trat wild um sich und fuhr ihm mit den Händen ins Gesicht. Er war stärker, als er aussah und boxte und trat aus Leibeskräften um sich, während sie über Baumstämme und Steine stürzten und ineinander verkeilt unten in einer Kuhle landeten.
Bobby mühte sich ab, Dimarco mit einer Hand festzuhalten und mit der anderen in seiner Manteltasche nach dem Strick und der Zahnpasta zu tasten. Er hatte nämlich vor, dem anderen den Strick um den Hals zu binden, sich auf seinen Rücken zu setzen und ihn zu würgen – so hatte er ihn fest im Griff und konnte ihm gleichzeitig die Hosen herunterziehen. Aber die Schnur hatte sich hoffnungslos verheddert, und die Zahnpastatube konnte er nicht finden. Indessen trat Dimarco mit aller Kraft mit seinen Armeestiefeln um sich.
Bobby kauerte auf ihm und, von seiner Größe und seiner geringfügigen körperlichen Überlegenheit Gebrauch machend, drückte er Dimarcos Gesicht in den nassen, moosigen Boden und trommelte mit der anderen Hand auf ihn ein. Er konnte ihn gerade eben niederhalten. Er zog den Schnurknäuel hervor, dabei flog die Zahnpastatube in hohem Bogen den Berg hinunter. So war das nicht geplant, so hatte er sich das keineswegs vorgestellt.
Er trommelte wieder auf den Rücken des Jungen ein. Erschöpft schlang er seinen Arm um Dimarcos Kopf, bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen, und presste seinen Kopf auf den des anderen.
In dieser Stellung, auf Dimarco liegend und ihm ins Genick keuchend, verharrte er. Mit seinem ganzen Gewicht lag Bobby auf Dimarco, der aus irgendeinem Grund nun stillhielt. Bobby spürte, wie ihm das Blut durch den Körper schoß und ihn erschauern ließ. Dimarco hatte die Augen offen. Er starrte einfach zu Boden. Er roch warm.
Diese verfluchte Missgeburt, dachte Bobby. Rasch kam er hoch und setzte sich auf Dimarcos Rücken. Er hielt Ausschau nach der Zahnpastatube, aber die war auf Nimmerwiedersehen irgendwo im Unterholz verschwunden.
Bobby bekam nun fast keine Luft mehr. Er griff unter Dimarco, tastete nach seinem Gürtel und rüttelte daran herum. Er ging auf. Mit beiden Händen packte er Dimarcos Hosen und zog fest daran. Wie ein furchtbares Geheimnis, ein niederschmetternder, alles verändernder Anblick tauchte das schneeweiße Fleisch unter ihm auf. Das rundliche, sich wölbende Fleisch. Das Fleisch seiner Träume, seiner Pläne.
Bobby verspürte Übelkeit. Er wusste nicht, was er tun sollte.
Dimarco hielt still, aber seine Augen waren weit geöffnet. Ein Schlammstreifen zog sich über sein Gesicht. Bobby legte sich wieder auf ihn, etwas wie ein Stöhnen entrang sich seiner Brust. Er spürte, wie Dimarco sich unter ihm bewegte, ein wenig in die Höhe ging.
Blut schoss Bobby in die Lenden. Er stieß auf Dimarco nieder, tastete wie rasend unter seinem Mantel nach seinem eigenen Gürtel, seinem Hosenschlitz, riss seinen angeschwollenen Schwanz heraus und verspritzte seinen fast transparenten Jungensamen über Dimarcos Hintern.
Stolpernd kam er wieder auf die Beine. Schwule Sau, schwule Sau, dröhnte eine tiefe Stimme in seinem Kopf, brüllte, explodierte in seinen Ohren.
Dimarco drehte sich ein wenig, um zu ihm hochzusehen. Er lächelte. Bobby war sich ganz sicher.
Er taumelte rückwärts, kletterte den Berg wieder hinauf und fiel über einen verfaulenden Holzknüppel. Er hob ihn auf und kletterte den Abhang wieder hinunter zu der Stelle, von der sich der andere Junge nicht wegbewegt hatte. Er lag nun auf der Seite, und die Dunkelheit hatte ihn fast vollständig verschluckt.
Bobby konnte ihn kaum erkennen. Er wäre beinahe hingefallen, und Tränen standen in seinen Augen.
»Schwule Sau!«, schrie er und holte mit dem Knüppel über Dimarcos Kopf aus.
[home]
11
W alker schlug in Alphonsos Büro im Telefonbuch von Toronto nach. Im Gegensatz zu den zahlreichen Millers gab es nur drei Einträge für Nuremborski. Eine Adresse war in Forest Hill, in einer nur fünf Blocks von der Schule entfernt gelegenen Straße.
»Ich gehe auf jeden Fall zu allen«, erklärte er.
»Und machst was?«, fragte
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