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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Wolfi?«
    »Bestimmt zur Toilette.«
    »Hm«, machte Raoul.
    »Was ist denn mit dir? Es läuft doch alles super.«
    Raoul schnaubte, packte Gustav an den Schultern und schob ihn zur Seite. »Fang an mit Einpacke, aber dissekrete.«, befahl er ihm. Gustav warf sich ein Geschirrtuch über die Schulter und murmelte: »Ja, ja ... is ja gut Mann.«
    Die Anlegestelle kam in Sicht. Erst wenn alle das Schiff verlassen hatten, durften wir mit der großen Aufräumaktion beginnen. Jorgo hatte sich tatsächlich bereit erklärt, mit Gustav bis zum Ende dazubleiben und den zweiten Wagen mit den Essensresten zu beladen, während Raoul, Wolfi und ich mit dem Equipment zurück nach Wattenscheid fahren und alles aufräumen und sauber machen wollten. Unsere Nacht würde noch lang werden. Raoul hatte darauf bestanden, dass wir den Job picobello zu Ende bringen mussten.
    Die ganze Zeit über hatte ich die Anwesenheit des Knipsers völlig ignorieren können. Nur hier und da leuchtete sein Blitzlicht auf und erinnerte mich daran, dass er noch da war. Jetzt saß er vorne beim Kapitän und schoss Bilder von der Anlegestelle. Dort wartete neben einigen Fotografen tatsächlich auch ein Fernsehteam auf Dolores La Rose.
    Ich stieß Raoul in die Seite und sagte: »Da ist dein Fernsehteam.«
    »Iss geh mir umssiehe frische Jacke«, sagte er und war in der nächsten Sekunde im Toilettenraum verschwunden.
    Racic scharrte mit den Füßen und schaute sich um, als suche er etwas.
    Ein kleiner Ruck und das Schiff hatte angelegt. Die Gangway wurde ausgefahren, die Musik brach ab. Der Kapitän bedankte sich bei allen und wünschte eine gute Nacht. Die Gäste strömten hinaus, empfangen vom Blitzlichtgewitter der Fotografen. Ein paar Damen hielten schützend ihre Abendtäschchen über ihre Köpfe, rafften die Röcke und rannten in Richtung Parkplatz. Der Salon leerte sich zügig, zuletzt ging Bertis Truppe von Bord. Sie winkten uns zum Abschied zu.
    »Bis nachher«, rief Elli.
    Ich winkte zurück. »Das wird spät. Eher bis morgen.«
    »Wenn noch welche von den Frikadellen übrig sind, kannste die ja mitbringen«, rief Elli.
    »Ich mach dir welche, und gezz geh endlich«, sagte Berti und schob Elli von Bord.

Kapitel 21
    Keine zehn Minuten später waren wir dabei, die Transportkisten auf die beiden Wagen zu verteilen, als Racic plötzlich vor uns stand und stammelte: »Wo ist sie denn?«
    »Wer?«, fragte Jorgo gelangweilt.
    »Dolores natürlich. Ich hab hier alles abgesucht. Ich kann sie nicht finden. Die Presseleute ...«
    »Gehen auch grad«, sagte Gustav gedehnt. Raoul kam in derselben Sekunde geschniegelt und gebügelt aus dem Toilettenraum. Seine weiße Kochjacke strahlte, leider zu spät. Der große Pressespuk war vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte. In den Regen mischten sich walnussgroße Hagelkörner, und die Reporter waren vor den Naturgewalten einfach ausgerückt.
    Raoul verschwand im Gang vor dem Motorraum. Ich rief nach Wolfi. Er sollte mir beim Tragen der letzten Kiste helfen. Ich bekam keine Antwort. Gustav kümmerte sich um gar nichts, was so viel hieß, dass er in Zeitlupe die Vorlegeplatten in einen Plastikcontainer stapelte. Raoul fluchte auf Katalanisch und packte die letzte Kiste wieder aus.
    »Was suchst du?«, fragte Jorgo.
    »Meine Messer, verfluchte. Has du eingesteckt?«
    »Nee. Wieso sollte ich?«, sagte Jorgo und rollte die Augen. »Der und seine Heiligtümer.«
    »Raoul, wenn dein Messer da drin ist, finden wir es spätestens beim Spülen wieder«, sagte ich.
    Er stemmte die Arme in die Taille und schnaubte. Ich machte den Deckel der Kiste zu. Mit finsterem Blick verfolgte Raoul, wie Jorgo und ich sie hinaustrugen.
    Draußen schlug uns der Regen ins Gesicht. Das Schiff schaukelte heftig, die Gangway hob und senkte sich, und das Wasser klatschte schmatzend an die Kaimauer. Meine Hose klebte an den Beinen.
    »Stopp, Jorgo. Die ist so schwer. Und diese Griffe schneiden mir in die Handflächen.«
    »Setz ab. Ich mach das alleine«, sagte er, packte die Kiste und ging zum Transporter. Ich stützte mich am Geländer der Gangway ab und beugte mich vor, um den schmerzenden Rücken zu entlasten. Am Anleger gingen die Laternen an, was der Gischt einen gelben Schimmer verlieh, der die Wellen noch gefährlicher aussehen ließ, als sie sowieso schon waren. Auf dem Wasser tanzte etwas Glitzerndes vorbei. Ich beugte mich weiter vor. Ein Schuh. Ich kniete mich hin, griff ins Wasser und fischte ihn heraus. Ein strassbesetzter

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