Ausgeträumt
schlafen.«
»Ich mach dich alle, Belane. Deine Tage sind gezählt.« »Auf wen tippst du im ersten Rennen?« fragte ich ihn. »Dog Ears.«
»Da«, sagte ich und gab ihm zwei Dollar. »Viel Glück.« »Mensch, Belane! Danke!«
»Vergiß es«, sagte ich und ließ ihn stehen. Dauernd kam einem was in die Quere. Es hörte nicht auf. Man kam nie zur Ruhe.
Ich ging an die Theke und ließ mir einen großen Kaffee geben. »Auf wen tippst du im ersten, Belane?« fragte die Bedienung. »Kann ich dir nicht sagen, sonst bringst du den Toto auf Null.« »Na, vielen Dank«, sagte sie. »Arschloch.«
Ich nahm das Trinkgeld wieder an mich und steckte es in die
Tasche. Vor dem Monitor setzte ich mich auf einen freien Platz und schlug die Racing Form auf. Da hörte ich hinter mir eine Stimme.
»Mit den zwei Lappen kaufst du dich nicht frei, Belane. Du bist erledigt.«
Es war der Briefträger. Ich stand auf und drehte mich zu ihm um.
»Dann gib die verdammten zwei Dollar wieder her!«
»Nichts zu machen, Mann!«
»Ich zerleg dich!« drohte ich.
Er lächelte und beugte sich vor. Ich spürte eine Messerspitze an meinem Bauch. Den Rest der Klinge deckte er mit den Fingern ab.
»Das sind fünfzehn Zentimeter! Und die würd ich dir liebend gern in deinen blöden fetten Ranzen jagen!«
»Wieso arbeitest du heute nicht? Wer zum Kuckuck trägt die Post aus?«
»Halt die Klappe! Ich muß überlegen, ob ich dich kaltmachen soll oder nicht.«
»Sportsfreund, ich hab zehn Dollar für dich. Die kannst du auf Dog Ears setzen.«
»Wieviel?«
»Zwanzig.«
» Wieviel? «
»Fünfzig.«
»Na gut. Greif in deine Brieftasche, nimm einen Fünfziger raus, und steck ihn mir in die Hemdtasche.«
Ich spürte, wie mir der Schweiß hinter den Ohren runterlief. Ich fummelte die Brieftasche aus meiner linken Hosentasche, zog einen Fünfziger raus und stopfte ihn in seine Hemdtasche. Die Messerspitze ging weg.
»So, jetzt setz dich hin, und vertief dich in dein Rennprogramm.«
Das tat ich. Noch einmal spürte ich die Messerspitze, diesmal im Nacken.
»Kannst von Glück sagen«, meinte er. Und ging. Ich blieb sitzen und trank meinen Kaffee aus. Dann stand ich auf und ging raus, fuhr auf der Rolltreppe nach unten, stieg auf dem Parkplatz in mein Auto und fuhr weg. An manchen Tagen läuft einfach alles schief.
Ich fuhr nach Hollywood rein, parkte irgendwo und ging in ein Kino. Ich besorgte mir Popcorn und einen Becher Limonade und suchte mir einen Platz. Der Film lief schon, aber ich sah nicht hin. Kaute nur mein Popcorn und schlürfte die Limo. Und fragte mich, ob Dog Ears das erste Rennen gewonnen hatte.
21
In der Nacht fand ich keinen Schlaf. Ich trank Bier, ich trank Wein, ich trank Wodka. Nützte alles nichts. Ich hatte keinen einzigen Fall gelöst. Meine Fälle dämmerten vor sich hin. Mein Vater hatte mir gesagt, ich würde immer ein Versager sein. Er war auch einer gewesen. Vererbung. Ich stellte den Fernseher an, den ich im Schlafzimmer habe. Auf dem Bildschirm erschien eine junge Dame, die mir sagte, sie würde mit mir reden und dafür sorgen, daß ich mich gut fühle. Ich brauchte nur eine Kreditkarte. Ich entschied mich dagegen. Dann verschwand ihr Gesicht und das von Jeannie Nitro erschien.
»Belane«, sagte sie, »misch dich ja nicht in meine
Angelegenheiten ein.«
»Was??«
Sie sagte es noch mal. Ich machte den Fernseher aus. Goß mir
noch einen Wodka ein. Pur. Knipste das Licht aus. Saß im Dunkeln auf dem Bett. Trank einen Schluck. Auf einmal gab es ein enormes Gesumme, wie von einem aufgeschreckten Bienenschwarm. Dann blendete mich ein feuerroter Blitz – und Jeannie Nitro stand da. Mir fuhr der Schreck in sämtliche Glieder.
»Hab ich dich erschreckt, Belane?« fragte sie.
»Gott nee«, antwortete ich. »Hast du keine Manieren? Schon mal was von Anklopfen gehört?«
Sie sah sich um. »Du brauchst ne Putzfrau«, sagte sie. »Die Bude starrt ja vor Dreck.«
Ich stürzte meinen Wodka runter und warf das Glas auf den Boden.
»Das braucht dich nicht zu kümmern. Ich zieh deinen Arsch aus dem Verkehr.«
»Zum Detektiv fehlen dir drei Dinge«, sagte sie.
»Und zwar?«
»Ehrgeiz, Übersicht und Spürsinn.«
»Ah ja? Na, dich hab ich jedenfalls durchschaut, Baby.« »So?«
»Du schmeißt dich an Grovers ran, weil er Bestattungsunternehmer ist, und in seinen Leichen willst du deine Freunde aus dem All unterbringen.«
Sie setzte sich in meinen Sessel, nahm sich eine von meinen Zigaretten, brannte sie an und lachte.
»Seh ich aus wie ne wandelnde
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