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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Und essen und wieder essen. Wir waren doch alle widerlich. Verdammt zu unseren miesen kleinen Verrichtungen. Essen und furzen und kratzen und lächeln und Festtage feiern.
Nach dem Zähneputzen legte ich mich wieder ins Bett. Ich fühlte mich ausgelaugt, ich hatte keinen Pep mehr. Ich war eine Reißzwecke. Ein Stück Linoleum. Ich beschloß, bis Mittag im Bett zu bleiben. Vielleicht war bis dahin die Hälfte der Menschheit tot, und der Rest war nur noch halb so schwer zu ertragen. Wenn ich bis Mittag im Bett blieb, fühlte ich mich vielleicht besser. Vielleicht war ich sogar besser anzuschauen. Ich kannte mal einen, der tagelang keinen Stuhlgang hatte. Am Ende ist er einfach explodiert. Ehrlich. Die Scheiße flog ihm aus dem Bauch. Das Telefon klingelte. Ich ließ es klingeln. Morgens nehme ich nie ab. Es klingelte fünfmal, dann war wieder Ruhe. Na bitte. Ich war wieder allein mit mir. Auch wenn ich mich zum Kotzen fand, es war immer noch besser, als mit jemand zusammen zu sein, einem von denen da draußen mit ihren jämmerlichen kleinen Tricks und Verrenkungen. Ich zog mir die Decke ans Kinn und wartete.
In Hollywood Park wurde das vierte Rennen angesagt, als ich rauskam. Ich brauchte dringend einen Erfolg. Meine Anhaltspunkte führten in Sackgassen. Ich nahm die Liste heraus, die ich mir gemacht hatte:
Feststellen, ob Celine der richtige ist. Lady Death informieren.
Den Red Sparrow finden.
Feststellen, ob Cindy ihren Mann betrügt. Falls ja, am Arsch kriegen.
Grovers die Außerirdische vom Hals schaffen.
Ich faltete das Blatt zusammen, steckte es wieder ein und schlug die Racing Form auf. Die Pferde des vierten Rennens kamen auf die Bahn. Es war ein warmer, angenehmer Tag. Alles hatte etwas Verträumtes.
Hinter mir räusperte sich jemand. Ich drehte mich um. Es war Celine.
»Reizender Tag«, sagte er und lächelte mich an.
»Verdammt, was machst du denn hier?«
»Ich hab Eintritt bezahlt. Die wollten nicht wissen, was ich hier mache.«
»Spionierst du mir nach, Motherfucker?« fragte ich.
»Dasselbe wollte ich dich fragen«, meinte er.
»Gibt auch sonst noch ein paar Sachen, die ich nicht verstehe.«
»Geht mir auch so«, sagte er. Er kletterte über die Sitzreihe nach vorn und setzte sich neben mich. »Wir müssen uns mal unterhalten.«
»Gern. Dann sag mir doch erst mal deinen Namen. Den richtigen, meine ich.«
Etwas Hartes stupste mich in die Rippen. Unter seiner Jacke hatte er einen Revolver mit kurzem Lauf in der Hand.
»Hast ’n Waffenschein für das Ding?« fragte ich.
»Ich stelle hier die Fragen«, sagte er und stupste mich noch mal.
»Nur zu«, sagte ich.
»Wer läßt mich beschatten?«
»Lady Death.«
Er lachte. »Lady Death? Willst du mich verscheißern?«
»Ich verscheißer dich nicht. So nennt sie sich – ›Lady Death‹.«
»Hat sie wohl nicht mehr alle, wie?«
»Kann sein.«
»Wo finde ich die Schnepfe?«
»Keine Ahnung. Sie meldet sich nur bei mir.«
»Das soll ich dir abkaufen?«
»Weiß ich doch nicht. Es ist alles, was ich zu verkaufen hab.«
»Was will sie?«
»Sie will wissen, ob du der richtige Celine bist.«
»So?«
»Ja.«
»Auf wen tippst du im nächsten Rennen?« fragte er.
»Green Moon«, sagte ich.
»Green Moon. Für den hab ich mich auch entschieden.«
»Na fein«, sagte ich, »dann laß mich mal meine Wette plazieren. Bin gleich wieder da.« Ich stand auf.
»Setz dich hin«, warnte er mich, »oder ich puste dir die Eier weg.«
Ich setzte mich.
»Also«, sagte er, »ich will dieses Weib los sein. Außerdem will ich ihren richtigen Namen. Den Quatsch von wegen ›Lady Death‹ schluck ich nicht. Ich will, daß du dich dahinterklemmst. Und zwar ab sofort!«
»Aber ich arbeite doch für sie. Wie kann ich da gleichzeitig für dich arbeiten?«
»Ist dein Problem, Fettsack.«
»Fettsack?«
»Dir hängt der Bauch übern Hosenbund.«
»Ob da was hängt oder nicht – wenn ich was für dich erledigen soll, verlang ich Honorar. Und ich machs nicht billig.«
»Sag deinen Preis.«
»Sechs Dollar die Stunde.«
Er griff in die Tasche, nahm ein Bündel Scheine raus und steckte es mir in die Hemdtasche.
»Da. Einen Monat im voraus.«
Die Pferde preschten jetzt die Zielgerade lang, und die Meute brüllte. Und wer führte mit drei Längen? Und siegte mit vier? Green Moon. Sechs für eins.
»Scheiße«, sagte ich, »du hast mich um einen Gewinn gebracht. Green Moon hat abgeräumt.«
»Quatsch nicht«, sagte er. »Kümmer dich um meinen Auftrag.«
»Ja, ja, schon gut. Wo erreiche ich dich?«
»Das ist

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