Ausgeträumt
warum machen Sie so was?«
»Was meinen Sie?«
»Das mit den Toten. Warum?«
»Es ist mein Beruf. Von irgendwas muß man ja leben.« »Aber von Leichen? Find ich irgendwie abartig. Krank.
Zapfen Sie ihnen das Blut ab? Und was machen Sie anschließend damit?«
»Das macht ein Angestellter von mir. Billy French.«
»Geben Sie ihn mir mal. Ich will mit ihm reden.«
»Er ißt gerade.«
»Sie meinen, er ist essen gegangen … «
»Ja.«
Ich überlegte. Dann holte ich tief Luft und sagte: »Hören Sie, Grovers, wollen Sie, daß ich die Sache weiter verfolge?«
»Sie meinen Jeannie Nitro?«
»Ja sicher. Oder haben Sie noch mehr Ischen aus dem All, die was von Ihnen wollen?«
»Nein.«
»Also. Wollen Sie, daß ich sie Ihnen vom Hals schaffe?«
»Natürlich. Aber meinen Sie, Sie können es auch? Bei der ersten Begegnung mit ihr haben Sie voll danebengehauen.«
»Grovers, sogar Ted Williams hat ab und zu danebengehauen. Ich hau Ihnen das Flittchen so aus den Latschen, daß Sie nichts mehr von ihr sehen.«
Er runzelte die Stirne.
»Ich finde nicht, daß sie ein Flittchen ist.«
»Ist mir nur so rausgerutscht. Ich wollte die Tussi nicht beleidigen.«
»Glauben Sie, Sie können was ausrichten?«
»Ich bin bereits an was dran, Grovers. Ich seh da ein Indiz. Einen Zusammenhang.«
»Und zwar?«
»Ich hab noch nicht alles beisammen. Aber die Tatsache, daß Sie’s mit Leichen machen und sie eine Außerirdische ist – das ist ein Indiz.«
»Was meinen Sie damit, Mr. Belane?«
»Ich kanns noch nicht endgültig sagen, aber ich hab einen Fachmann für solche Fälle konsultiert. Er hat ein Buch über Außerirdische geschrieben. Aber er braucht erst noch ein paar Informationen über Sie.«
»Na schön, was wollen Sie wissen?«
»Moment. Eh ich mich weiter reinknie, brauch ich nochmal einen Vorschuß. Für zwei Wochen.«
»Und Sie sind sicher, daß Sie was erreichen?«
»Herrgott, ich sag doch, daß ich drauf und dran bin!«
»Na gut, Mr. Belane. Ich schicke Ihnen heute noch einen Scheck. Für zwei Wochen.«
»Sehr klug von Ihnen, Mr. Grovers.«
»Ja. Oh, da kommt Billy French gerade von seinem Lunch. Wollen Sie mit ihm sprechen?«
»Nein, aber fragen Sie ihn, was er gegessen hat.«
»Augenblick …«
Ich wartete. Nach einer Weile war er wieder da. »Rinderbraten und Kartoffelbrei.«
»Is ja eklig!«
»Wie?«
»Ich muß jetzt Schluß machen, Mr. Grovers.«
»Aber ich dachte, Sie wollten noch einiges von mir wissen.« »Ich schick Ihnen einen Fragebogen.«
Ich legte auf und schwang die Füße auf den Schreibtisch. Allmählich fand ich den Faden wieder. Ich war auf Draht. Nick Belane, der Schnüffler. Aber es blieb immer noch die Suche nach dem Red Sparrow. Und die Sache mit Celine und Lady Death. An Lady Death war nicht vorbeizukommen. Das war ein hartgesottenes Flittchen. Ich meine, das brachte es doch auf den Nenner, ja?
20
Ich mußte kombinieren. Alles im Zusammenhang sehen. Irgendwie hatte alles miteinander zu tun: Weltall, Tod, Sparrow, Leichen, Celine, Cindy, Bass. Aber das Puzzle gelang mir nicht. Noch nicht. Meine Schläfen schmerzten. Ich mußte raus. Zwischen diesen vier Wänden würde ich die Antwort nicht finden. Ich fing schon an zu spinnen und stellte mir vor, ich wäre mit Lady Death, Cindy und Jeannie Nitro im Bett. Mit allen dreien auf einmal. Das war zuviel. Ich setzte meinen Derby auf und verließ das Büro. Ich landete auf der Rennbahn. Hollywood Park. Hier gab es im Moment keine Rennen, weil die Pferde bei der Oak-Tree-Rennwoche waren. Die Rennen wurden auf Monitoren übertragen, und man konnte wetten wie sonst auch. Auf der Rolltreppe war einer hinter mir, der so tat, als würde er gegen meine Hüfttasche stolpern.
»Oh, Verzeihung«, sagte er. »Entschuldigen Sie.«
Ich habe meine Brieftasche immer in der linken Hosentasche.
Man lernt dazu. Nach einer Weile. Ich kam am Turf Club vorbei
und schaute rein. Nur ein paar alte Herren. Mit Geld. Wie
machten sie das? Und wieviel brauchte der Mensch? Und was hatten sie davon? Jeder geht doch pleite ins Grab. Und die meisten von uns leben auch so. Es ist entnervend. Allein morgens die Schuhe an die Füße zu kriegen ist schon ein Sieg.
Als ich durch die Tür vom Klubhaus kam, sah ich den Briefträger. Er stand da und schlürfte einen Kaffee. Ich ging zu ihm.
»Mensch, wer hat dich denn reingelassen?«
Sein Gesicht war noch ganz verquollen.
»Belane«, sagte er, »dich bring ich um.«
»Du solltest keinen Kaffee trinken«, sagte ich. »Da kannst du
nachts nicht
Weitere Kostenlose Bücher