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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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eintreffen, und die Canasta-Damen dürften auch schon warten. Wenn die Freundinnen von Erika Wagner auch solche flotten Rhetorikerinnen sind, dann würde das nicht einfach werden. Vielleicht hatte Frau Wagner die beiden auch schon angerufen und ihren Ärger über die schlechte Behandlung der Gewehre weitergegeben. Clemens spricht sich kurz mit Maria ab. Sie wird die Frauen alleine aufsuchen, und er kümmert sich um Lamberty, der gerade vom Pförtner angekündigt wird.
    Dr. Justus Lamberty kommt auf den Hauptkommissar zu und begrüßt ihn. Er sieht ohne weißen Kittel jünger und lässiger aus, mit seinen abstehenden Haaren, einem karierten Holzfällerhemd und brauner Cordhose. Sie gehen ins kleine Besprechungszimmer. Clemens mustert den Freund von Senta Hartmann, ohne ein Wort zu sagen. Der Arzt wirkt ruhig, und doch kann er eine Spur von Nervosität nicht verbergen. Er ist es dann auch, der zu reden beginnt.
    »Ich habe mit dem Mord nichts, rein gar nichts zu tun. Das versichere ich Ihnen.« Clemens von Bühlow antwortet nicht.
    Lamberty erträgt das Schweigen nicht.
    »Es fällt mir schwer, Ihnen zu sagen, wo ich in der fraglichen Zeit war. Es ist sehr persönlich und geht niemanden etwas an.«
    »Bei Mord geht uns leider alles an. Mehr als meine Diskretion kann ich Ihnen nicht zusichern, aber das sollte ausreichen.«
    »Sie garantieren mir, dass unser Gespräch unter uns bleibt, wirklich unter uns? Auch Ihre Kollegen dürfen nichts davon erfahren. Ich habe viel investiert, um in meinem Beruf so schnell so weit zu kommen. Ich stehe kurz davor, Chefarzt zu werden, und ich kann es mir nicht leisten, dass mein Ruf Schaden nimmt.«
    »Das verstehe ich. Doch wenn Sie mir nicht sagen, was los ist … Nur so viel: Spekulationen und Gerüchte sind gefährlich. Und die werden kommen, wenn wir Sie weiterhin in der Klinik aufsuchen.«
    Lamberty lässt sich Zeit und betrachtet seine Hände. Dann hebt er den Blick und schaut an Clemens vorbei aus dem Fenster. »Ich gehe einmal die Woche zum Pokern, versuche aber, mich zu disziplinieren. Es gab Zeiten, da ist mir dies nicht gelungen, doch jetzt habe ich mich im Griff. Ich habe keine Spielschulden, keine finanziellen Sorgen, aber wenn nur der geringste Verdacht aufkommt, dass ich ein Problem habe, könnte es sein, dass ich für die Klinik in der Position nicht mehr haltbar bin. Verstehen Sie?«
    Clemens nickt. »Wo und wann spielen Sie?«
    »In einem Lokal auf der Luisenstraße, je nach dienstfreier Zeit, aber meistens am Freitagnachmittag.«
    »Ich werde das persönlich überprüfen. Wenn das stimmt und Sie ein Alibi haben, brauchen Sie nichts zu befürchten. Dennoch möchte ich Sie bitten, mir eine Bankauskunft zukommen zu lassen. Den offiziellen Weg möchte ich nicht einschlagen, dann kann ich Ihnen die gewünschte Diskretion vielleicht nicht garantieren.«
    Lamberty überlegt kurz und stimmt dem Vorschlag zu. Erleichtert verlässt er das Präsidium.
    Kaum ist Lamberty gegangen, sucht Clemens erneut Kreutz auf. Der hat Besuch. Er grüßt kurz und macht Kreutz ein Zeichen, ihn später anzurufen. Doch Kreutz winkt ihn herein und stellt ihm Jürgen Beyer vor, einen ehemaligen Kollegen, jetzt im Ruhestand. Clemens betrachtet Beyer interessiert, der etwas ungepflegt, aber nicht unsympathisch wirkt. Nach kurzer Zeit verabschiedet sich Beyer.
    »Der sieht blass aus.« Clemens schaut Kreutz fragend an.
    »Ja, einer von uns, der die Arbeit irgendwann nicht mehr ausgehalten hat. Eine lange Geschichte.«
    »Kommt der öfter?«
    »Immer mal wieder. Aber er hat von dem Fall gelesen und war wohl auch schon mal bei einem Liederabend.«
    »Und was hast du gesagt?«
    »Dass wir noch im Dunkeln tappen, das Übliche.«
    »Wie wahr«, seufzt Clemens. Er berichtet kurz über den Ermittlungsstand und bittet um personelle Unterstützung für die Befragungen der Nachbarn von Sieglinde Frank, Erika Wagner und Michael Schneider.
    Kreutz ist alles andere als begeistert. »Du hast doch schon zwei Kommissaranwärter zusätzlich in deinem Team, das muss reichen.«
    »Reicht aber nicht. Es werden doch zwei Polizisten auf Streife helfen können.«
    »Im Augenblick geht gar nichts. Steinbeißer braucht alle verfügbaren Einsatzkräfte.«
    »Was ist denn bei dem los?«
    »Hat sich das noch nicht zu dir herumgesprochen?«
    »Was denn?« Clemens reagiert leicht gereizt. Wenn er sich in einen Fall vergräbt, bekommt er nichts anderes mehr mit. Für ihn ist das eine Schwäche, und die Anspielung von Kreutz, obwohl

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