Ausgezählt
zur Frauenförderung.
Bruno bemerkte, dass Ela zugenommen hatte. Zu viel Schokolade oder zu wenig Zeit für Sport. Der Kerl neben ihr hieß Thilo Becker und gehörte ihrem Kommissariat an. Sein blonder Lockenschopf wirkte, als hätte er nie im Leben einen Kamm gesehen.
Ela stellte Bruno dem Blondschopf vor. »Kollege Wegmann von der Kriminalwache. Du hast von ihm gehört, Thilo. Der Garant für eine aufregende Kfz-Uberprüfung.«
»26. November?«, wollte Becker wissen. Der Blondschopf zerdrückte mit der Gabel die Möhren- und Kartoffelstücke zu einem Brei und schob die Wurstbrocken zur Seite.
Ela erklärte: »Im Unterschied zu seinem Partner hat er die Schießerei überlebt.«
Fehlte nur noch, dass sie sagte: weil er sich gedrückt hat. Bruno schluckte den aufkeimenden Groll hinunter. Er wollte es sich mit dem KK 11 nicht verderben. »Wegen der Sache will ich mit euch reden.«
Elas Miene hellte sich auf. »Kommt jetzt das große Geständnis? Die Wahrheit über das Geld, das Eberhard bei sich trug?«
»Unsinn. Ich dachte, vielleicht wisst ihr inzwischen etwas darüber.«
»Nichts. Kein Anhaltspunkt bezüglich der Herkunft, kein Hinweis darauf, dass Eberhard und sein Mörder sich kannten. Keine Fingerspuren des Amokläufers auf den Geldscheinen. Die Tat bleibt so unerklärlich wie ihr Motiv und der dämliche Zufall, dass ausgerechnet Eberhards Schwager den toten Amokläufer gefunden hat.«
»Max Pommer?«
»Er und sein Kumpel Seberich. Das hat natürlich die besonders Eifrigen zum Nachdenken gebracht. Thann hätte am liebsten eine große Untersuchung gestartet, aber dazu kommt es ja nun nicht mehr. Der Oberschnüffler muss Überstunden abfeiern und Resturlaub nehmen, bevor er zur Führungsakademie verduften darf. Seine Dienststelle gibt’s nicht mehr. Und sag jetzt nicht, du wärst traurig darüber.«
Bruno antwortete: »Ich hab mit Helmers Freundin gesprochen. Sie sagt, dass Helmer als Informant für uns gearbeitet hat.«
»Wenn du mit Claudia Sasse geredet hast, dann ist dir sicher nicht entgangen, dass diese Verkäuferin mit einer blühenden Fantasie gesegnet ist. Mal geht’s um Neonazis, dann um Drogen. Alles Schwachsinn. Weder beim Staatsschutz noch bei den Rauschgiftkollegen war der Amokläufer bekannt.«
»Sasse lügt«, stellte Becker mit vollem Mund fest.
»Sie macht sich wichtig. Wir haben Helmers Umfeld durchleuchtet. Da ist nichts.«
»Eine Mauer des Schweigens«, ergänzte der Blondschopf.
»Ach was«, widersprach seine Chefin. »Angesichts der Vielzahl von Leuten, bei denen wir’s versucht haben, hätten wir etwas gehört, wenn die Tat geplant gewesen wäre. Es war spontane Wut, typisch Amokläufer eben.« Sie bohrte mit den Fingern zwischen den Zähnen. »Die Wurst kannst du tatsächlich nicht essen«, sagte sie zu Becker. »Hab noch die ganze Pelle im Gebiss.«
Bruno kratzte seinen Teller leer. »Gebt mir Bescheid, wenn eine Stelle bei euch frei wird«, bat er.
»Stimmt es, dass du geheiratet hast?«, fragte Ela.
»Viel Glück«, wünschte ihm Becker. Sie trugen ihre Tabletts zur Geschirr-Rückgabe. Bruno grüßte zwei Uniformierte aus der Polizeiinspektion Südwest, die er von früher kannte. Sie ignorierten ihn.
In der letzten Januarwoche eskalierte die Situation in der Kriminalwache.
8.
MEMO
Von: Dipl.-Psych. Sigrid Romberg
An: Leiter Abteilung G/S, PP Düsseldorf
Kopie: Leiter ZKB, Leiter Kriminalgruppe 4,
Leiter KK 44
Status: vertraulich – gegenüber Dritten gilt das
Arztgeheimnis
Datum: 6.2.02
Betr.: KOK Bruno Wegmann
Sehr geehrter Polizeidirektor Friedrichsen,
hier meine Zusammenfassung, ausführlicher Bericht folgt .
B. W., geboren 1969, kam 1992 nach einem abgebrochenen Jurastudium zur Polizei. Nach Polizeischule, Bereitschaftspolizei und FH für öffentliche Verwaltung arbeitete er als Kommissar im Wachdienst der PI Südwest. Seit 2001 im KK 44 (Kriminalwache). Am 26. November letzten Jahres tötete der Polizistenmörder Helmer W.s Partner Eberhard im Dienst. W. selbst wurde schwer verwundet. Zum 1. Januar dieses Jahres wurde er zum Kriminaloberkommissar befördert.
Nach Wiederaufnahme des Dienstes verschlechterte sich W.s Beziehung zu seinen Kollegen, was in einem tätlichen Angriff auf Schichtleiter Ritter am 29.1.02 gipfelte. Beide erklären den Zwist inzwischen für beigelegt. W. wurde auferlegt, sich einem psychologischen Fachgespräch zu unterziehen. Dieses fand
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