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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Stoffwechselvorgänge. Sie benutzte indische Fachausdrücke – alles wissenschaftlich seit Jahrhunderten belegt.
    Seine Frau war der Ansicht, er hätte das Angebot der Seelenklempnerin nicht ausschlagen sollen. Er hätte sich auf die Couch legen und über alles reden sollen. Über seinen Vater, über Ebis Tod, über Kambodscha.
    Wenigstens bemängelte sie seine Erektionsprobleme nicht. Ein unausgesprochener Pakt: Er ließ sie mit ihrem Kräuterfimmel in Ruhe, sie zog ihn nicht wegen seines schlaffen Würstchens auf. Sie versuchten, sich nicht gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Solange Bruno sich zusammenriss, klappte es.
    »Wie kommst du auf Kambodscha?«, fragte er.
    »Du redest im Schlaf.«
    Die Albträume kamen in größeren Abständen. Sie würden irgendwann ganz wegbleiben, auch ohne Seelenklempnerin. Bruno hatte keine Lust, als Versuchskaninchen zu dienen. Ein Exboxer, der keinen Steifen bekam – ein gefundenes Fressen für jeden Psychoklempner. Nicht mit ihm.
    Er befolgte Karens neue Ernährungsregeln: nichts Scharfes, Saures, Salziges. Keine heißen Getränke, kein Kaffee oder Alkohol. Er solle Aufregung vermeiden und sich wieder mehr bewegen. Manchmal versuchte Karen, sein Würstchen hochzupäppeln – der einzige Stress, den er hatte.
    Bruno machte weiter auf psychogene Amnesie. Die Kollegen akzeptierten, dass er nicht über die Schießerei reden wollte.
    Ihn hielt nichts mehr in der Kriminalwache. Er befolgte einen Leitspruch seiner Frau: Jenseits der dreißig muss man sehen, wo man bleibt. Es hieß, am ersten April würde Bruno einen festen neuen Partner bekommen. Doch bis dahin würde sein Versetzungsantrag bewilligt sein. Gruppenleiter Geißler hatte zugesagt, ihm eine neue Stelle zu besorgen. Brunos Ziel war die Rauschgiftfahndung, die Organisierte Kriminalität oder das Kommissariat für Tötungsdelikte. Fälle, die er eigenständig zu Ende ermitteln konnte, und eine Dienststelle, in der man ihm unvoreingenommen begegnete. Keine Tuscheleien mehr hinter seinem Rücken.
    Bruno zügelte sich auch ohne Therapie. Er hatte seine Doshas im Griff.
    Karen hatte eingekauft. Weitere Tees, Öle und Kräuterzahnpasta. Einen kupfernen Spatel, um sich morgens einen angeblich ungesunden Belag von der Zunge zu schaben. Bruno schraubte ein Fläschchen mit Badezusatz auf und schnupperte Lavendelduft. Er fing sich einen Rüffel von Karen ein. Lavendel sei Gift für ihn. Er leide an zu viel Pitta, sie dagegen unter einem Übergewicht an Vata.
    Was heißt da leiden, dachte Bruno – Vata stand in Karens Büchern für Bewegung, Ideenreichtum und Großzügigkeit. Pitta bedeutete Zorn, Sodbrennen und ein rotes Gesicht. Klar, wer da schlechter abschnitt.
     
    Während der nächsten Nachtschichten schien Schichtleiter Ritter einen Bogen um ihn zu machen. Bruno arbeitete mit wechselnden Partnern. Keiner riss sich darum, mit ihm auf Tour zu gehen.
    Er hatte noch immer keinen Bescheid wegen der Versetzung erhalten. Bruno hakte bei der Verwaltung nach. Er telefonierte mit Kriminalrat Engel, der rechten Hand des Kripochefs. Er sprach noch einmal mit dem Leiter der Kriminalgruppe. Der Zitronenfalter versprach, sich beim Kripochef für ihn zu verwenden.
    Aber erst solle Bruno seinen neuen Partner einarbeiten. Höchstens noch zwei Monate, dann stünde der Versetzung nichts mehr im Weg. Voraussichtlich.
    Hinhaltetaktik.
    Für diese Nacht bekam Bruno Marietta zugeteilt. Das Huhn hatte den Kürzeren gezogen. Ohne viele Worte machten sie ihren Job.
    Die Bilder der Schießerei bedrängten Bruno auch nach der Schicht bis in den Schlaf.
     
    Ein einsames Frühstück – wenn Bruno Nachtschicht hatte, gerieten sein und Karens Leben außer Takt. Sie war längst im Sender, als er aufstand und duschte. Seine Zahncreme war aufgebraucht. Er probierte Karens Zahnpulver. Nelke, Zimt und Kardamom. Ayurvedische Gewürze. Vielleicht beruhigten sie sein Pitta-Dosha.
    Das Telefon trieb Bruno aus dem Badezimmer. Es war Marietta. »Hast du schon Zeitung gelesen?«
    Bruno schluckte Zahnpulverreste. Er fror. »Was ist los?«
    »Lara Eberhard hat geschnippelt.«
    »Was?«
    »Sie kommt durch, wie es aussieht. Sie liegt in der Uniklinik.«
    Bruno stieg in die Klamotten von gestern. Keine Zeit für die Rasur. Er rannte die Treppe hinunter, er musste Lara sehen. Im Büdchen um die Ecke kaufte er den Blitz.
    Lokalteil, vorletzte Seite:
     
    AMOKLÄUFER HELMER: OPFER-WITWE SCHNITT SICH PULSADERN AUF.
     
    Darunter ein knapper Text: Laras Baby war gestorben. An

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