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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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aufnehmen zu können.« Sie ließ die Kippe fallen. »Ich muss jetzt wieder rein.«
    Frag sie nach den siebenundzwanzigtausend, dachte Bruno.
    Die Verkäuferin wollte auf den Eingang zustiefeln. Bruno hielt sie am Ellbogen fest. »Hat er eine größere Geldsumme erwartet?«
    »Jeden Abend, wenn er zum Zocken ging. Aber da ist nie was draus geworden. Im Gegenteil.«
    »War er mit Thomas Eberhard verabredet? War mein Partner einer der Polizisten, die er kannte?«
    Die Verkäuferin wollte sich losreißen. Bruno erhöhte den Druck. Die Parfümtussi schrie auf: »Nein!«
    Die Leute vor der Würstchenbude sahen herüber. Passanten blieben stehen. Bruno ließ los.
    Claudia Sasse rieb sich den Arm. Sie blickte an Bruno vorbei. »Tut mir Leid um Ihren Partner. Ehrlich. Aber wir werden ihn nicht mehr lebendig machen.«
    Sie eilte zurück ins Kaufhaus, ohne sich noch einmal nach Bruno umzudrehen.

7.
    Am 14. Januar trat Bruno seinen Dienst wieder an. Die Wunde war ausgeheilt. Nichts drückte mehr auf den Nerv. Das Empfindungsvermögen war in Wade und Fuß zurückgekehrt. Nur manchmal zwackte es noch im Muskel.
    Die Schnüffler hatten Bruno nicht wieder belästigt. Wie es hieß, befand sich der Innere Dienst in Auflösung. Thann und Konsorten hatten Ebi nichts anhängen können. Aus 27.000 Mark waren 13.800 Euro geworden. Woher die Kohle stammte, die Ebi bei seiner Ermordung in der Tasche hatte, war ungeklärt geblieben.
    Zu seiner Überraschung war Bruno zu Monatsbeginn befördert worden. Eine Ehre, die ihm als überlebendes Opfer des Polizistenmörders zuteil wurde. Kriminaloberkommissar – das brachte ihm ein paar Mäuse mehr auf der Gehaltsabrechnung und den Neid all derer, die vergeblich auf eine Höherstufung hofften.
    Die Kollegen in der Kriminalwache begegneten Bruno nicht mit offener Ablehnung, aber er spürte ihre Zurückhaltung. Warum bist du im Dienstwagen sitzen geblieben?
    Er tat, als könne er sich an nichts erinnern. Manchmal brauste er auf, wenn ein Kollege zu sehr nachbohrte. Nach einer Weile ließen sie ihn in Ruhe.
    Marietta war die Einzige, mit der er über das Bargeld in Ebis Tasche sprach. Sie hatte eine Erklärung parat: Gewinnmitnahmen an der Börse. Papiere, die Ebi sich vor Schichtbeginn hatte auszahlen lassen. Schwarz, am Finanzamt vorbei. Bruno wusste, dass das nicht stimmte. Die Schnüffler hätten einen Steuerbetrug bemerkt.
    In der Zeit, als Bruno in den Flitterwochen gewesen war, hatte sich sein Partner laut Marietta nicht auffällig benommen. Kein Verdacht, dass Ebi jemanden erpresste. Keine Anzeichen, dass er Angst vor Feinden hatte. Je länger Bruno Fragen stellte, desto irritierter reagierte Marietta. Die Kollegin konnte ihm nicht helfen.
    Jeder schien der offiziellen Version anzuhängen: Helmer hatte getötet, weil er nicht wegen Fahrens ohne Führerschein verhaftet werden wollte. Weil er die Bullen hasste und ein durchgeknallter, paranoider Waffenfreak war. Ein Amokläufer.
    Bruno stöberte nach den Dienstbüchern des Vorjahres. Er fand die Protokolle des vierten Quartals. Seine Neugier galt den drei Wochen im November, als er verreist gewesen war. Den Schichten, in denen sein Partner allein auf Tour gegangen war.
    Bruno entzifferte Ebis Eintragungen. Einbrüche, Brandstiftung, ein Notzuchtdelikt. Er studierte Zeiten und Ortsangaben. Marietta hatte Recht: nichts Ungewöhnliches. Nur das, was sie immer in die Bücher eintrugen.
    Er stellte die Kladde zurück in den Schrank und bemerkte, dass die Kollegen über ihn tuschelten. Er hätte Marietta nichts erzählen dürfen.
    Der Gedanke an die Ungereimtheiten ließ Bruno keinen Frieden. Am nächsten Tag fuhr er schon mittags zur Festung. Er hatte Glück: Ela Bach, die Chefin des Kommissariats für Tötungsdelikte, saß mit einem Kollegen an einem Tisch in der hinteren Ecke der Kantine. Bruno reihte sich in die Schlange ein und entschied sich für Möhreneintopf, obwohl er keinen Hunger hatte. Er zahlte und gesellte sich zu Ela.
    Er kannte die Mordermittlerin, seit er vor zwei Jahren der ›Soko Sauna‹ zugeteilt gewesen war, ein mehrfacher Mordfall, bei dem sich die Beamtin profiliert hatte. Bach war nur wenige Jahre älter als Bruno. Ihre Ernennung zur Leiterin des KK 11 hatte für großen Wirbel gesorgt. Ein paar der älteren Kollegen hatten der Dienststelle den Rücken gekehrt. Ausgerechnet die erfahrensten, wie es hieß. Kaum einer in der Festung hielt die Personalentscheidung nicht für Schwachsinn – eine politisch begründete Maßnahme

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