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Ausreißer

Ausreißer

Titel: Ausreißer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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haben.«
    »Wieso tauchen plötzlich überall Tabletten auf?«, fragte sich Ilka.
    »Genau das wundert mich auch«, sagte Linh.
    »Meinst du, das sind Drogen?«, fragte Ilka. »Viel leicht ist einer der Älteren in seinem Team so drauf. Hört man doch immer wieder, dass die Älteren in Discos solche Pillen nehmen.«
    Linh schaute Ilka an. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »Jabali?«, fragte sie ungläubig. »Das kann ich mir nicht vorstellen.
     Der ist doch viel zu jung dafür.«
    In dem Augenblick aber hörten sie draußen schon Jabalis Stimme.
    Linh steckte die zerknüllte Packung schnell in ihre Hosentasche.
    Jabali kam zur Tür herein. »Hallo!«, begrüßte erdie beiden. »Meine Mutter hat mir schon gesagt, dass ihr hier seid. Ich hab leider gar keine Zeit.«
    Er öffnete seine Schuhe, indem er sich mit durchgestreckten Beinen hinunterbeugte, beide Schnürsenkel gleichzeitig öffnete
     und hinausschlüpfte. Er zog sich sein Laufshirt über den Kopf und warf es in eine Ecke, wo zwar ein Wäschekorb stand, aber
     das Shirt segelte daneben. Notdürftig wischte er sich mit einem Handtuch den Schweiß vom Körper und zog sein Radtrikot über.
    »Direkt nach einem Lauf Radtraining. Findest du nicht, dass du etwas übertreibst?«, fragte ihn Ilka.
    Jabali unterbrach das Umziehen für einen kurzen Moment, lächelte Ilka zu und fragte: »Wolltest du nicht auch für einen Triathlon
     trainieren? Das Kernstück vom Triathlon ist der Wechsel der Disziplinen.«
    Ilka verstummte. Da hatte Jabali natürlich recht.
    »Aber umgekehrt«, berichtigte Linh. »Beim Triathlon fährt man erst Rad und läuft dann.«
    »Genau!« Ilka freute sich über Linhs Einwand. »Außerdem beginnt man mit Schwimmen. Also: Wann gehen wir schwimmen?«
    Jabali wechselte die Socken. »Später«, gab er Ilkazur Antwort. »Im Moment bereite ich mich auf das Radrennen vor.«
    »Jabali«, versuchte Linh, eine ernste Diskussion zu beginnen. »Wie Michael sich dir gegenüber verhält, finde ich recht dumm.
     Aber ich finde, du hast dich auch . . .«
    »Was?«, fragte Jabali.
    ». . . verändert«, beendete Linh ihren Satz.
    »Könnt ihr mal rausgehen?«, fragte Jabali.
    Die Mädchen sahen sich an. Was sollte das denn? War Jabali inzwischen zu so einer Mimose geworden, dass man ihn nicht mal
     mehr etwas fragen oder seine Meinung sagen durfte?
    »Wieso bist du denn jetzt gleich beleidigt?«, fragte Ilka nach.
    Jabali ließ ein kurzes Grinsen aufblitzen. »Ich bin nicht beleidigt, aber . . .«, sein Blick wanderte zur Radhose, ». . .
     ich würde gern die Hose . . .«
    Linh und Ilka verstanden nicht.
    »Unter einer Radhose trägt man nichts«, erklärte Jabali.
    Ilka kicherte. »Echt nicht? Ich schon.«
    Jabali verzog das Gesicht. Es war nicht das Thema, über das er gern scherzte.
    »Schon gut«, lachte Ilka. »Komm.« Sie gab Linh ein Zeichen. »Wir warten draußen.«
    »Danke«, sagte Jabali und wartete, bis die Mädchen sein Zimmer verlassen hatten, ehe er sich fertig umzog.
    Wenige Minuten später erschien er in vollständiger Radfahrermontur vor der Haustür. Durch die Klicksysteme unter den Schuhen
     wirkte sein Gang ein wenig eierig, als ob er über glühende Kohlen lief.
    »Es tut mir leid«, vertröstete er die Mädchen, »aber ich muss wirklich los.« Er hielt sich am Treppengeländer fest, stakste
     vorsichtig die Kellertreppe hinunter und erschien kurz darauf mit seinem ultraleichten Carbon-Rennrad über der Schulter wieder
     oben vor der Haustür.
    »Wann hast du denn mal Zeit, Jabali?«, fragte Linh. »Morgen in der Schule?«
    »Ja, klar«, antwortete Jabali, stieg mit einem Bein über den Sattel, klickte den Fuß ins Pedal und startete. »Bis morgen dann«,
     rief er noch.
    Linh und Ilka hörten, wie das zweite Pedal einklickte. Im Wiegetritt startete Jabali durch und raste die Straße entlang.
    »Sag mal«, überlegte Linh. »Bisher war ihm das Rennradfahren in der Stadt doch immer zu gefährlich, oder?«
    »Ja«, bestätigte Ilka. »Entweder ist er sicherer auf dem Rad geworden . . .«
    ». . . oder unvorsichtiger«, ergänzte Ilka.

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    Aus »morgen« wurden mehrere Wochen. Bis jetzt hatten die Mädchen es nicht geschafft, mit Jabali zu sprechen. Entweder er hatte
     gerade Radtraining. Oder war im Kraftraum. Oder er hatte gerade Radtraining. Oder war im Kraftraum. Oder . . . Immer das Gleiche.
     Seine Trainingseinheiten wurden eigentlich nur durch Arztbesuche unterbrochen. Denn das war die dritte Beschäftigung, wegen
     der

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