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Aussortiert

Aussortiert

Titel: Aussortiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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zum Tatort gelockt?
    Dubiose Verstrickungen eines
     Polizisten.   
    Hat die Polizei etwas zu
     verschweigen?
    Bekam Kistner keinen
     ausreichenden Schutz?
    Ausgerechnet die
     Schweinezeitung blieb relativ moderat, erschien mit Trauerflor und der
     Zeile:
    Tod eines Unerschrockenen.
    Ahmed sah sich in der Wohnung
     Kistners um, nahm sich dessen zwei Notebooks mit. Später wurde
     festgestellt, daß sie dieselben Dateien enthielten wie der Büro-PC,
     nur nicht die neuesten Updates.
    Kistner besaß eine
     wunderschöne Penthousewohnung in Mitte, mit Whirlpool unter
     Plexiglasdach, Ausblick auf den Gendarmenmarkt und insgesamt vier (!)
     kleinen Wintergärten. Es fand sich sonst kaum Interessantes. Kistner
     hatte keine Hinterbliebenen zurückgelassen, ein Testament
     ebensowenig. Wie so viele seines Schlages schien er sich für
     unsterblich gehalten zu haben.
    Nabel nahm sich nochmal Frau
     Hagenbeck vor. Wollte wissen, woran Kistner zuletzt gearbeitet habe. Die
     Frau konnte ihm kaum in die Augen sehen, sie war von den Reportern unter
     Druck gesetzt worden, mit sicher nicht unerheblichen Summen.
    Kistner sei überall
     gleichzeitig gewesen, habe Augen hier und Ohren dort gehabt, immer auf der
     Jagd nach dem Detail, ein obsessiver Wühler. In Vorbereitung bzw. auf
     Halde lagen einige Klatschgeschichten, die auf den passenden Anlaß
     warteten, gedruckt zu werden.
    Kistner habe ihr nicht alles
     erzählt, eigentlich nur sehr wenig, er sei ein tief mißtrauischer
     und, was kaum jemand wußte, sensibler Mensch gewesen. Manchmal habe
     er Andeutungen gemacht, welches Chaos er lostreten könnte, wenn ihm
     alles egal wäre, sein Lieblingsausruf sei gewesen: ›Sumpf und
     Hölle!‹
    »Haben Sie ihn gemocht?«
    Frau Hagenbeck zog ihre Stirn
     in noch mehr Falten. »Natürlich hab ich ihn gemocht. Gut, er
     konnte manchmal sehr herrisch sein und jähzornig. Dann wieder ganz
     sanft und zuvorkommend. Jimmy hatte Angst, Angst vor dem Alter, wissen
     Sie? Angst, die Lust und die Leidenschaft zu verlieren, die innere Rakete,
     wie er das nannte. Angst vor der Altersmilde. Dabei war er gerade fünfzig.«
    »Verstehe. Er hatte
     sicher viele Feinde?«
    »Nein, gar nicht so
     sehr. Er war schnell zu Versöhnungen bereit, und wissen Sie, nicht
     wahr, es bedeutete eine gewisse Ehre, von ihm angegriffen zu werden. Wenn
     er irgendwann zu weit gegangen war, merkte er das und fuhr einen
     Schmusekurs. Das Spiel, wenn Sie so wollen, beinhaltete ja, daß er
     es sich mit niemandem völlig verdarb. Bestimmt gab es Menschen, die
     so eitel waren, daß sie mit ihm grundsätzlich nichts zu tun
     haben wollten, dafür zeigte er letztendlich Verständnis und fast
     so etwas wie Respekt. Zuwider waren ihm schleimerische Halbpromis, die um
     seine Gunst warben, das konnte er nicht ab. Er hatte ein untrügliches
     Gespür für Stil und konnte seine Feinde bewundern, solange sie
     Haltung bewahrten.«
    Nabel hörte der
     Heiligsprechung gelangweilt zu, machte nur wenige Notizen und fuhr aufs
     Revier zurück.
    Taucher suchten den Kanal
     nach dem schweren Gegenstand ab, mit dem Kistner durch stumpfe Gewalt außer
     Gefecht gesetzt worden war, bevor man ihn ertränkt hatte. Eine übertriebene
     Maßnahme, aber man wollte sich nicht untätig zeigen. Wie durch
     ein Wunder fand man in drei Metern Entfernung vom Ufer den Ziegelstein,
     sogar mit Hautfetzen des Opfers daran, aber der Ziegelstein war ein
     Ziegelstein, auf keine Weise spezifizierbar.
    Lidia war dabei, die Daten
     von Kistners PC auf einen anderen PC zu laden, für alle Fälle.
    Der Täter hätte
     zwar ein enormes Hacker-Knowhow haben müssen, um in destruktiver
     Weise auf die Daten der Festplatte einzuwirken, aber sicher war sicher.
    Jede Menge heruntergeladene
     Pornobildchen mußten gesichtet werden. Es fand sich darunter nichts
     Abartiges oder Verbotenes. Es gab nur drei codierte Word-Dateien, die
     Lidia an die um Hilfe gebetenen Spezialisten vorn BKA sandte und schon
     nach wenigen Stunden entschlüsselt zurückbekam.
    Nabel befahl ihr, das alles
     mal ausdrucken zu lassen, er wolle sich damit beschäftigen, aber
     nicht am Bildschirm, da bekomme er Kopfschmerzen.
    Lidia ließ die knapp
     4000 Seiten ausdrucken, was sich über Stunden hinzog. Inzwischen
     wurde das Täterprofil in Lidias Sinne verändert.
    Gloria in excelsis. Wer
     excelsis richtig schreibt, ist nicht ganz ungebildet.
    Das könne der Täter
     doch einfach nachgesehen und abgeschrieben haben, warf Nabel

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