Aussortiert
einen
klaren Gedanken zu fassen.
»Schön. Ich
vertraue dir. Auf Teufel komm raus, wenn die Hölle gefriert. Und wenn
du mich angelogen hast, mußt du mich heiraten.«
»Abgemacht.«
»Wer ist dieser David
P.? Hast du was mit ihm?«
»Nee. Er wollte zwar,
aber ich wollte nicht.«
»Sag mir seinen vollen
Namen. Bitte.«
»David Pfeifer. Fährt
Streife. War früher beim Drogendezernat, dann mußte er
wechseln. Laß ihn in Ruhe, ja? Ich hab die Verbindung zu ihm
gekappt. Er hat mir das Koks immer weit unter Marktpreis verkauft.«
Nabel holte noch einmal tief
Luft. »Sumpf und Hölle!«
»Was?«
»Lidia, begreifst du,
auf welchem Pulverfaß wir hier sitzen? Die Datumsangaben hinter den
Namen – Kistner hat Buch geführt, wer hier wann beliefert
wurde.«
»Aber –
entschuldige, das hat doch mit unserem Fall gar nichts zu tun. Kann uns
egal sein.«
»Ja?« Nabel hörte
sich den Einwand an, wie jemand, der gerade aus einem Alptraum aufwacht
und feststellt, es war nur ein Traum. »Mag sein. Vielleicht.
Entschuldige. Ich funktioniere nicht mehr richtig. Sag mir, was soll ich
mit diesen Dateien nun machen? Untern Tisch fallen lassen geht nicht.«
»Nein, aber daß
das was mit Drogen zu tun hat, zu tun haben könnte, hab ich dir erzählt.
Da wärst du von selbst nie drauf gekommen.«
»Ist ja auch noch gar
nicht restlos klar. Nur eine Theorie. Okay, ich stell mich doof. Die
Dateien bleiben erstmal unter Verschluß. Nun beruhige dich wieder.«
Lidia zitterte. Man sah es,
wenn man ihre gepflegten Fingernägel betrachtete.
Jemand klopfte an die Tür.
Nabel legte den Finger auf
die Lippen und ging öffnen. Draußen stand Ahmed.
»Hab ich euch beim
Koitieren gestört?«
»Klappe, ja? Gibts was
Neues?«
Ahmed verneinte. Kein in
dieser Stadt verurteilter Hacker sei in den letzten Jahren durch physische
Gewalt auffällig geworden, jedenfalls nicht über kleine Schlägereien
hinaus.
»Sag mal, sagt dir
Tevaubete etwas?«
»Nö. Was soll das
sein?«
»Nur ne Frage.«
»Meinst du vielleicht
Tivibiti?«
Nabel wurde kleinlaut.
»Schon möglich, warum?«
»Die spielen diesen
Monat in der Columbiahalle.« Ahmed vollführte ein paar
Tanzschritte.
»Echt? Würdest du
uns vielleicht in den Stand der Gnade setzen?«
»Womit?« Ahmed
rieb sich den Bauch.
»Tivibiti. Was ist das?«
»Ne Hip-Hop-Band.
Schwer angesagt.«
»Danke. Ist das eine
Abkürzung oder wie?«
»The Very Big Thing.
Seit wann interessierst du dich für sowas?«
Am nächsten Tag besuchte
Nabel erneut Frau Hagenbeck.
Kein Testament, keine letzte
Verfügung. Kistner mußte sich extrem sicher fühlen, wenn
er ein very big thing laufen hatte und es nicht für nötig fand,
irgendwo etwas zu hinterlegen.
Nabel rief Dr. Dr. Ewers an.
Die Obduktion hatte ergeben, daß der Tote zu Lebzeiten zwar regelmäßig,
doch nicht übertrieben viel Kokain konsumiert haben mußte,
über einen längeren Zeitraum hinweg.
Was zu erwarten gewesen war,
schließlich wollte Kistner Zugang zu den Kokskreisen der Society
erhalten. Das konnte man gutwillig unter Recherche abbuchen.
Auf die Frage, ob sie etwas
über Kistners Verhältnis zu Genußgiften aller Art wisse,
reagierte Frau Hagenbeck abweisend, darüber sei ihr ja nun gar
nichts, nein, überhaupt nichts bekannt.
Konfrontiert mit dem
Obduktionsbericht, meinte sie recht schnippisch, ein Pathologe könne
in einen Menschen hineinsehen, sie leider nicht.
»Und er hat nie von
einem großen Ding, ich meine, Projekt geredet, das er am Laufen
hatte?«
»Nein. Ich war nicht
seine Geliebte, nur seine Schreibkraft.«
»Wer war denn seine
Geliebte?«
»Die Arbeit.«
Frau Hagenheck sagte es mit denn Brustton der Überzeugung, es kam
einer Fanfare gleich.
Nabel bemerkte, daß im
Büro ein Foto des Toten hinter Glas hing.
»War er vielleicht
schwul? Oder bi?«
»Woher soll ich das
wissen?«
»Na, ein bißchen
was müssen Sie doch wissen.«
Die Frau wehrte sich nach Kräften,
mit Händen und Füßen, Gedanken und Worten. Nabel zielte
auf ihre Eitelkeit und meinte, daß sie so gar nichts wisse, lasse
einzig den Schluß zu, Kistner habe keinerlei Vertrauen zu ihr
gehabt. Dies wollte sie denn doch nicht auf sich sitzen lassen.
»Es gibt, es gab Gerüchte,
gut, nur Gerüchte, daß er gerne … ach … Frauen,
junge Frauen von der Straße … das wurde hie und da
kolportiert. Mehr
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