Aussortiert
worden.«
»Weswegen?«
»Das wissen Sie
bestimmt.«
Nabel wußte es, er
hatte in den Personalakten geblättert. Verbotenerweise. Pfeifer war
letztes Jahr dabei erwischt worden, wie er nach einer Razzia ein Tütchen
einschob. Man hatte die Sache nicht an die große Glocke hängen
wollen, hatte Pfeifer nahegelegt, den Kriminaldienst aufzugeben, für
einen Posten bei der Streife. So die offizielle Version.
Nabel glaubte nicht recht
daran. Welcher Bulle wird je dabei erwischt, wenn er ein Tütchen
einschiebt? Und gesetzt den Fall, daß – wozu Milde walten
lassen? Seiner Meinung nach war es möglich, daß man für
Pfeifer eine Legende erfunden hatte. Vielleicht war er inzwischen bei der
Polizei der Polizei und bot Kollegen Drogen an, als Lockvogel mit geschwärzter
Vergangenheit. Ob er dabei nur im Auftrag arbeitete oder auch für die
eigene Tasche, blieb undurchschaubar. Vielleicht, diese Möglichkeit
bestand, war er tatsächlich zum Streifendienst abgestellt worden, und
Nabel geheimnißte in diesen verkorksten Typen unnötig was
hinein.
»Wie auch immer. Sie können
mir beispielsweise erzählen, was mit beschlagnahmten Stoff geschieht.
Solchem Stoff, den die Zwischenhändler nicht erst noch strecken müssen.«
»Wandert in die
Asservatenkammer.«
»Und dann?«
»Wird er vernichtet.
Irgendwann, nach justiziellem Beschluß. Verbrannt auf freiem Feld.«
»Schade eigentlich.«
»Naja. Ansichtssache.
Kommen Sie, Nabel, was wollen Sie von mir?«
»Wo?«
»Wo was?«
»Wo werden die Drogen
verbrannt?«
»Weiß ich gar
nicht so genau. Irgendwo bei Hannover.«
»Und bis dahin lagern
sie wo?«
»Hab ich schon gesagt.
In einer besonderen Asservatenkammer im LKA.«
»Wer hat da Zutritt?«
»Keine Ahnung. Wenige,
nehm ich an.«
Nabel fand, es sei genug.
Weiter in diesen Menschen zu dringen, konnte er sich sparen. Pfeifer
zeigte mit jedem Blick, daß er sich belästigt fühlte.
»Gut. Mehr wollte ich
gar nicht wissen. Unser Treffen hat nie stattgefunden.«
»Wenn Sie das sagen.
Soll mir sehr recht sein.«
»Auf Wiedersehen.«
»Schönen Abend
noch.«
Nabel trat auf die
Gneisenaustraße mit ihren wundervoll breitstämmigen Pappeln.
Ein Hauch von Paris lag in den Baumkronen, das Parfüm der großen
Boulevards. Ihm fiel ein Satz ein, den Lidia kürzlich gesagt hatte.
»Bessere Hackprogramme
als unsere gibts nicht.«
Nabel sah zum Mond hinauf.
Phantasierte er sich da etwas zusammen? Verfolgte er ein haltloses
Hirngespinst?
Anita Tschutschelow, geborene
Gräfin von Schönfels, strich zur gleichen Zeit zärtlich
über den Kopf ihres Chauffeurs, der die Limousine auf einem beinahe
unbeleuchteten Parkplatz der Berliner Stadtautobahn abgestellt hatte, in
der Hoffnung, sich von ihr vor Feierabend noch einmal mit dem Mund
befriedigen zu lassen. Stattdessen entstand nach und nach eine ihm
unangenehme Diskussion.
»Ich hab mit Ümal
geredet. Er mochte mich. Glaub ich.«
»Gut.«
»Er will dich bald mal
treffen. Du mußt Eindruck machen, hörst du?«
»Gut. Mach ich.«
Ȇbrigens. Dieser
Pfeifer ist mir eklig geworden. Unerträglich. Können wir den künftig
entbehren?«
Der Chauffeur richtete sich
auf, nahm Anitas Hand von seinem Nacken. »Muß das sein? Er ist
immerhin Bulle.«
»Er weiß zuviel.
Son Riesenbulle ist er ja auch nicht.«
»Keine Ahnung, der Kerl
hat mir nie gefallen. Anita, wir müssen aufpassen. Später
vielleicht. Laß uns erstmal das Notwendige erledigen. Erst die
Pflicht, dann die Kür. Einverstanden? Wozu ohne Grund eine zweite
Front eröffnen?«
»Du bist so verdammt
vernünftig, Ruslan!«
»Das soll doch bitte
kein Vorwurf sein? Ich bin genau das, was du brauchst, Anita.«
»Weiß ich ja.
Ganz klar! Ich bin unvorsichtig und böse, du bist vernünftig und
hast Ehrgeiz. Igor macht sich bestimmt schon Sorgen. Laß uns fahren!«
»Bist du jetzt sauer?«
»Nein. Wir fahren
einfach nur heim. Ich bin müde.«
10
Am nächsten Tag ließ
Nabel sich einen Termin geben, um die Asservatenkammer für
beschlagnahmte Rauschgifte zu besuchen. Dies bedurfte der schriftlichen
Empfehlung Dr. Seidels, der ihm ein berufliches Interesse konzedieren mußte.
Seidel tat das widerwillig, er fand, daß es purer Zeitverschwendung
gleichkam, in diese Richtung zu ermitteln.
Nabel betrat das Tempelhofer
LKA, mußte drei Formulare ausfüllen und eine wenn auch moderate
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