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Aussortiert

Aussortiert

Titel: Aussortiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Krausser
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legen.
    »Wir tappen leider völlig
     im dunkeln. Nichts ergibt einen Sinn. Aber dieser David Pfeifer –
     der gehört doch zu Ihrer Truppe, stimmts?«
    König zögerte, dann
     machte er eine Geste, die wohl verdeutlichen sollte, wieviel Überwindung
     es ihn koste, das zuzugeben. »David ist ein verdeckter Ermittler,
     genau wie Murat. Allerdings hatten und haben die beiden keine Ahnung
     voneinander. Und das muß unter allen Umständen so bleiben. Mit
     niemandem ein Wort darüber! Sie haben strikte Schweigepflicht, selbst
     gegenüber Ihren Mitarbeitern, ist das klar?«   
    »Finden Sie es richtig,
     daß Pfeifer Polizisten mit Koks versorgt?«
    »Gehört zu seinen
     Aufgaben. Hab nicht ich mir ausgedacht, kommt von weiter oben. Seien Sie
     nicht sauer. Ihre Kollegin wird wegen den paar Gramm nicht belangt werden.
     Es sei denn, Sie schießen quer. Einverstanden?«
    Nabel dachte nach und nickte.
     Zu einem vernehmlich geäußerten ›Ja‹ mochte er
     sich nicht durchringen. Zu einer Provokation schon eher. »Ist dieser
     Pfeifer über alle Zweifel erhaben?«
    »Wieso fragen Sie? Gibt
     es einen Anlaß, das zu fragen?«
    »Braucht es einen?«
    »Na schön, Nabel.
     Ich sag es so: Selbst in unserer Branche ist niemand je über jeden
     Zweifel erhaben.«
    »Und was ist das mit
     dieser ukrainisch-türkischen Connection?«
    »Das muß Sie
     nicht interessieren. Verschlußsache. In groben Zügen können
     Sie es sich ja ausmalen.«
    »Luxusdrogen für
     Luxusbordelle? So in etwa?«
    »Manches deutet darauf
     hin. Jetzt aber genug. Ich habe vorhin mit Seidel telefoniert. Ihm habe
     ich sehr viel weniger gesagt als jetzt Ihnen. Wir müssen Murat
     unbedingt aus der Presse raushalten. Wir sagen, er war ein simpler Türsteher
     und hatte für die Serie Lila ein Alibi. Stimmt ja auch.«
    »Weshalb dann die
     Pistole im Club? Und der Zettel?«
    »Spekulationsware. Wir
     stellen uns dumm. Murat wollte, aber das werden wir als Motiv nur
     andeuten, eventuell Trittbrett fahren und sich an Vukovic, dem jungen
     Serben rächen.«
    »Und was sagen wir,
     weswegen er sich erhängt hat?«
    »Inoperabler
     Gehirntumor.«
    Nabel lag ein boshafter
     Scherz auf der Zunge, er biß gerade noch rechtzeitig drauf und
     schluckte ihn runter. »Das glaubt uns doch keiner.«
    König zuckte mit den
     Achseln. »Was die Presse glaubt, ist doch egal. Sie soll gefälligst
     schlucken, was verfüttert wird. Durch den Angriff mit der Bierflasche
     ist ein Tumor entstanden, basta, Murat war verzweifelt und rachsüchtig,
     so völlig unglaubwürdig klingt das nun auch wieder nicht.«
    »Naja. Na gut. Wenn Sie
     das sagen.«
    »Leider stelle ich
     fest, daß Sie nicht gerade zu den Vielsagendsten im Lande gehören.
     Ich kann nur davor warnen, in dieser Angelegenheit auf eigene Faust zu
     operieren. Die Leute, um die es hier geht, haben keine Skrupel.«
    Nabel erhob sich. »Danke.
     Ehrlich: Danke, daß Sie mich eingeweiht haben. Wird für meine
     Ermittlungen bestimmt von Nutzen sein. Wenn sich was Neues ergibt, sind
     Sie der erste, der es von mir erfährt.«
    »Hoffentlich. Zu Ihrem
     eigenen Besten.«
    Die beiden Kriminaler
     verabschiedeten sich schweigend, ohne einander die Hand zu gehen.
    Lidia hatte die Schlafcouch
     ausgeklappt und im Kühlschrank nach Eßbarem gesucht. Die Müdigkeit
     überwog den Hunger, und erst gegen Mittag begann ihr Magen zu
     rumoren. Das Geräusch eines sich im Schloß drehenden Schlüssels
     versetzte sie in leichte Panik. Kai brachte ein halbes Blech
     Zwetschgenkuchen mit und bat sie, Kaffee zu kochen.
    »Wo warst du?«
    »Auf dem Friedhof.«
    »Wozu?«
    »Um mich beizeiten dran
     zu gewöhnen. Wie gehts deinem Schädel?«
    »Meinem Schädel
     gehts gut. Was ist mit deinem? Läßt du mich jetzt außen
     vor, oder wie muß ich das verstehen?«
    »Strikte Anweisung. Ich
     darf mit niemandem drüber reden, nichtmal mit meinen engsten
     Mitarbeitern.«
    »Ach, so ist das!«
     Lidia schmollte und sah zu Boden.
    »Naja, von
     Mitarbeiterinnen hat König nichts gesagt.«
    »Du hast dich mit König
     getroffen?«
    »Hups! Das ist mir so
     rausgerutscht.«
    »Kai, bitte! Keine
     Spielchen. Ich hin nahe daran, den Dienst zu quittieren.«
    »Vielleicht solltest du
     das tun. Also, König hat mir eine ziemlich heftige Geschichte
     aufgetischt. Aber sie klingt so, so … mir fällt grad kein
     Adjektiv ein, also eben so, daß sie wahr sein könnte.
     Vielleicht ist er sauber. Bei Pfeifer dagegen war er sich nicht so

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