Aussortiert
legen.
»Wir tappen leider völlig
im dunkeln. Nichts ergibt einen Sinn. Aber dieser David Pfeifer –
der gehört doch zu Ihrer Truppe, stimmts?«
König zögerte, dann
machte er eine Geste, die wohl verdeutlichen sollte, wieviel Überwindung
es ihn koste, das zuzugeben. »David ist ein verdeckter Ermittler,
genau wie Murat. Allerdings hatten und haben die beiden keine Ahnung
voneinander. Und das muß unter allen Umständen so bleiben. Mit
niemandem ein Wort darüber! Sie haben strikte Schweigepflicht, selbst
gegenüber Ihren Mitarbeitern, ist das klar?«
»Finden Sie es richtig,
daß Pfeifer Polizisten mit Koks versorgt?«
»Gehört zu seinen
Aufgaben. Hab nicht ich mir ausgedacht, kommt von weiter oben. Seien Sie
nicht sauer. Ihre Kollegin wird wegen den paar Gramm nicht belangt werden.
Es sei denn, Sie schießen quer. Einverstanden?«
Nabel dachte nach und nickte.
Zu einem vernehmlich geäußerten ›Ja‹ mochte er
sich nicht durchringen. Zu einer Provokation schon eher. »Ist dieser
Pfeifer über alle Zweifel erhaben?«
»Wieso fragen Sie? Gibt
es einen Anlaß, das zu fragen?«
»Braucht es einen?«
»Na schön, Nabel.
Ich sag es so: Selbst in unserer Branche ist niemand je über jeden
Zweifel erhaben.«
»Und was ist das mit
dieser ukrainisch-türkischen Connection?«
»Das muß Sie
nicht interessieren. Verschlußsache. In groben Zügen können
Sie es sich ja ausmalen.«
»Luxusdrogen für
Luxusbordelle? So in etwa?«
»Manches deutet darauf
hin. Jetzt aber genug. Ich habe vorhin mit Seidel telefoniert. Ihm habe
ich sehr viel weniger gesagt als jetzt Ihnen. Wir müssen Murat
unbedingt aus der Presse raushalten. Wir sagen, er war ein simpler Türsteher
und hatte für die Serie Lila ein Alibi. Stimmt ja auch.«
»Weshalb dann die
Pistole im Club? Und der Zettel?«
»Spekulationsware. Wir
stellen uns dumm. Murat wollte, aber das werden wir als Motiv nur
andeuten, eventuell Trittbrett fahren und sich an Vukovic, dem jungen
Serben rächen.«
»Und was sagen wir,
weswegen er sich erhängt hat?«
»Inoperabler
Gehirntumor.«
Nabel lag ein boshafter
Scherz auf der Zunge, er biß gerade noch rechtzeitig drauf und
schluckte ihn runter. »Das glaubt uns doch keiner.«
König zuckte mit den
Achseln. »Was die Presse glaubt, ist doch egal. Sie soll gefälligst
schlucken, was verfüttert wird. Durch den Angriff mit der Bierflasche
ist ein Tumor entstanden, basta, Murat war verzweifelt und rachsüchtig,
so völlig unglaubwürdig klingt das nun auch wieder nicht.«
»Naja. Na gut. Wenn Sie
das sagen.«
»Leider stelle ich
fest, daß Sie nicht gerade zu den Vielsagendsten im Lande gehören.
Ich kann nur davor warnen, in dieser Angelegenheit auf eigene Faust zu
operieren. Die Leute, um die es hier geht, haben keine Skrupel.«
Nabel erhob sich. »Danke.
Ehrlich: Danke, daß Sie mich eingeweiht haben. Wird für meine
Ermittlungen bestimmt von Nutzen sein. Wenn sich was Neues ergibt, sind
Sie der erste, der es von mir erfährt.«
»Hoffentlich. Zu Ihrem
eigenen Besten.«
Die beiden Kriminaler
verabschiedeten sich schweigend, ohne einander die Hand zu gehen.
Lidia hatte die Schlafcouch
ausgeklappt und im Kühlschrank nach Eßbarem gesucht. Die Müdigkeit
überwog den Hunger, und erst gegen Mittag begann ihr Magen zu
rumoren. Das Geräusch eines sich im Schloß drehenden Schlüssels
versetzte sie in leichte Panik. Kai brachte ein halbes Blech
Zwetschgenkuchen mit und bat sie, Kaffee zu kochen.
»Wo warst du?«
»Auf dem Friedhof.«
»Wozu?«
»Um mich beizeiten dran
zu gewöhnen. Wie gehts deinem Schädel?«
»Meinem Schädel
gehts gut. Was ist mit deinem? Läßt du mich jetzt außen
vor, oder wie muß ich das verstehen?«
»Strikte Anweisung. Ich
darf mit niemandem drüber reden, nichtmal mit meinen engsten
Mitarbeitern.«
»Ach, so ist das!«
Lidia schmollte und sah zu Boden.
»Naja, von
Mitarbeiterinnen hat König nichts gesagt.«
»Du hast dich mit König
getroffen?«
»Hups! Das ist mir so
rausgerutscht.«
»Kai, bitte! Keine
Spielchen. Ich hin nahe daran, den Dienst zu quittieren.«
»Vielleicht solltest du
das tun. Also, König hat mir eine ziemlich heftige Geschichte
aufgetischt. Aber sie klingt so, so … mir fällt grad kein
Adjektiv ein, also eben so, daß sie wahr sein könnte.
Vielleicht ist er sauber. Bei Pfeifer dagegen war er sich nicht so
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