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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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bekam ihre Jungen! Jetzt! Sie war schon längst überfällig, aber warum musste es ausgerechnet jetzt sein? Kate
verließ das feuchtwarme Badezimmer, zog ihre Gummistiefel an und ging im Bademantel in den Regen hinaus. Sie holte BH aus dem Zwinger und ging mit ihr ins Haus, wo ihre Pfoten eine nasse, schlammige Spur im Flur hinterließen. In der Waschküche neben ihrem Büro legte Kate dann den Boden mit Zeitungspapier aus und stellte einen Karton mit Streu und eine Schüssel mit Wasser in die Ecke. Dann rief sie BH herein. Die Hündin sah sie an und winselte leise.
    »Ich weiß, wie das ist«, sagte Kate. »Armes Mädchen. Ich komme bald wieder und sehe nach dir.« Sie zog die Tür hinter sich zu, denn sie wusste, dass es am besten war, wenn sie BH erst einmal in Ruhe ließ, damit die Hündin Zeit hatte, sich auf ihre neue Umgebung einzustellen.
    Dann stand Kate fröstelnd im kalten Wohnzimmer und hätte am liebsten geheult. Die Geburt von BHs Welpen war schon wieder etwas, was sie an Nick erinnerte. Eine weitere Verbindung zu ihm, dachte Kate. Noch ein Grund mehr, um ihn anzurufen und ihn zu fragen, wie es ihm ging. Um sich nach seinem Vater zu erkundigen. Sie wünschte sich so sehr, in der Euphorie der frischen Liebe zu schwelgen, aber dieses Gefühl wollte sich einfach nicht einstellen. Stattdessen war sie krank vor Sorge. Wegen Nick. Seinem Vater. Wegen Nell, wegen der Zukunft. Was war mit ihrer Beziehung zu Nick? Und welche Rolle spielte Felicity bei all dem? War es zwischen den beiden wirklich aus?
    Kate räumte Nells Spielzeug auf und bückte sich dann, um den Holzofen anzuheizen. Der köstliche Geruch des gerade entzündeten Streichholzes stieg ihr in die Nase, als sie sich auf den Teppich vor den Ofen kniete, mit nassen Haaren und sauberem rosigem Gesicht. Sie starrte in die Flammen, die jetzt altes Zeitungspapier, Zweige, Tannenzapfen, zusammengeknüllte alte Papiertaschentücher und unzählige tote Schmeißfliegen verzehrten. Ein wärmendes Feuer an einem kalten Sommertag in Tasmanien. Kate bedauerte es, dass Nell nicht da war, um sich mit ihr zusammen auf die Couch zu kuscheln. Gleichzeitig aber war sie unendlich erleichtert darüber, dass ihre einzige Aufgabe heute darin bestand, bei einem Kelpie Hebamme zu spielen,
und sie sich erst am morgigen Tag wieder ihren Mutterpflichten widmen musste. Janies Mutter hatte angeboten, Nell eine weitere Nacht bei sich zu behalten. Es war schön, ins Bett gehen zu können, anstatt Nell zuerst noch gedämpftes Gemüse und Fischstäbchen auftischen zu müssen. Oder das gesamte abendliche Programm abspulen zu müssen, das darin bestand, Nell zu baden, ihr Windel und Pyjama anzuziehen, etwas zu trinken zu bringen, Zähne zu putzen und sie ins Bett zu stecken.
    Der Anrufbeantworter blinkte. Kate wusste, dass sie darauf mehrere Nachrichten vorfinden würde. Einige davon wären geschäftlicher Natur, aber mindestens eine stammte sicher auch von ihrem Vater. Er hatte in den vergangenen zwei Wochen mehrmals auf ihren Anrufbeantworter gesprochen. Aber sobald Kate seine Stimme gehört hatte – dieses verlegene Räuspern und die Tatsache, dass er ihren Namen aussprach, als wäre es eine Frage –, hatte sie die Nachricht jedes Mal sofort gelöscht. Als könnte sie, wenn sie seine Stimme löschte, auch den Schmerz auslöschen, den er ihr zugefügt hatte.
    Kate schürte das Feuer und legte noch einmal Holz nach, bevor sie die Tür des Ofens schloss. Sie ging in die Waschküche, um nach BH zu sehen und stellte fest, dass ihre Hündin gerade eifrig damit beschäftigt war, sich so etwas wie ein Nest zu bauen, insgesamt aber wesentlich ruhiger wirkte. Dann ging Kate in ihr Schlafzimmer. Sie kuschelte sich unter die Bettdecke und lauschte dem Tommeln des Regens auf dem Blechdach ihres Häuschens. Sie schloss die Augen und beschwor das Bild von Nick herauf, wie er in seinem Schlafsack lag und friedlich schlief. Dann glitt Kate in der Stille dieses grauen Nachmittags in ihre Träume hinüber.

    Scheinwerfer huschten über die Wände von Kates Schlafzimmer, und das tiefe Brummen eines starken Dieselmotors ließ die Hunde anschlagen. Aus dem Schlaf gerissen, setzte Kate sich erschrocken in ihrem Bett auf. Ein Blick auf die Leuchtzeiger ihrer Uhr sagte ihr, dass es kurz nach ein Uhr nachts war. Sie zog ihren Bademantel an und ging zum Fenster, um den Vorhang ein Stück zur Seite zu schieben und
zu sehen, was da draußen vor sich ging. Durch den Regenschleier erkannte sie Nicks Pick-up. Sie

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