Australien 01 - Wo der Wind singt
hielt den Atem an. Er hier, jetzt?
Sie sah zu, wie eine dunkle Gestalt aus dem Wagen stieg und auf ihr Häuschen zurannte. Als Kate den Vorhang losließ, sprang er gerade über das niedrige Gartentor.
Sie öffnete die Eingangstür, noch bevor er Gelegenheit hatte anzuklopfen. Da stand er, einen gepeinigten Ausdruck auf seinem Gesicht, seine Haare nass vom Regen. Sie zog ihn nach drinnen und nahm ihn in ihre Arme. Er roch nach feuchter Kleidung und nach Krankenhaus. Kate nahm seine Hand und führte ihn ins Wohnzimmer, wo sie sich mit ihm auf die Couch setzte. Er starrte schweigend in die glühenden Reste des Feuers. Kate saß aufrecht neben ihm und hatte sich ihm zugewandt. Ihre Hand lag dabei sanft auf seinem Rücken, während sie sich mit der anderen den Bademantel vor der Brust zuhielt. Sie sah die Anspannung in Nicks Gesicht, sah dass sein Unterkiefer völlig verkrampft war, sah das Auf und Ab seines Adamsapfels. Sie drehte sein Gesicht sanft zu sich herum und forschte in seinen Augen.
»Dieser Idiot«, brach es schließlich aus ihm heraus. »Hat seine verdammten Pillen verwechselt.« Sein Gesicht zuckte, als er seine Augen mit dem Unterarm bedeckte und krampfhaft versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Kate zog ihn näher zu sich heran. Sie fragte sich unwillkürlich, ob Lance das mit Absicht getan hatte. Hatte er bewusst eine Überdosis genommen? Das war durchaus möglich. Ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb, der wegen der Dürre kurz vor dem Ruin stand. Die ständigen Schmerzen. Ein Verstand, der sich allen vernünftigen Vorschlägen verschloss. Die Unfähigkeit zu akzeptieren, dass sich das Leben entscheidend verändert hatte. Ein großer Mann. Vernichtet. Kate musste jetzt daran denken, wie er an jenem Tag, an dem sie die Farm besucht hatte, aufgelebt war. Wenn es ihr und Lisa doch nur gelungen wäre, ihm klarzumachen, dass es sowohl für ihn als auch für die Farm noch Hoffnung gab. Sie wartete, dass Nick wieder etwas sagte. Er faltete die Hände. Sie spürte, dass er heftig zitterte. Vor Kälte, vor Müdigkeit und wahrscheinlich auch wegen des Schocks.
»Meine Mutter hat gesagt, dass es während der Fahrt ins Krankenhaus die ganze Zeit geregnet hat. Aber da war dieser dämliche Idiot schon bewusstlos und hat nichts davon mitbekommen.«
»Wie geht es ihm?«
Nick zuckte mit den Schultern. »Er ist noch nicht bei Bewusstsein. Die Ärzte können erst in ein paar Tagen mit Sicherheit sagen, ob sein Gehirn geschädigt ist.«
Kate begann Nick leicht über den Rücken zu streichen.
»Solltest du jetzt nicht bei ihm sein? Bei deiner Mutter?«
Nick drehte sich zu ihr um und sah sie an. Er beantwortete ihre Frage mit einem Kuss. Kate spürte die Leidenschaft, die in diesem Kuss lag. Kurz darauf hatte er ihr auch schon den Bademantel ausgezogen und ließ seine Hände über ihren Körper gleiten. Im warmen Lichtschein des Feuers schwang Kate ein Bein über ihn und setzte sich ihm zugewandt auf seinen Schoß. Sie knöpfte sein Hemd auf und schob den Stoff zur Seite, so dass er ihre Haut auf der seinen fühlen konnte. Küsse, Berührungen, Seufzen, Verlangen. Ihre Brüste, die auf seiner warmen Brust lagen. Ihre forschenden Finger, die seinen Gürtel öffneten, den Knopf seiner Jeans, dann den Reißverschluss. Sie sahen einander tief in die Augen, als er in seiner Brieftasche nach einem Kondom suchte. Nick lächelte und begann sie wieder zu küssen, als sie sich jetzt langsam auf ihn setzte. Sie stöhnte genussvoll. Sie wollte ihm so nah wie möglich sein. Während sie sich zu bewegen begann, spürte sie den Rhythmus ihrer Liebe, schnell und fieberhaft. Entfesselte Frustrationen. Sinnliches Verlangen, das sie miteinander verschmelzen ließ.
Als sie beide gleichzeitig zum Höhepunkt kamen, peitschte eine Windböe den Regen gegen das Fenster. Kate legte, heftig atmend, ihren Kopf auf seine Schulter. Nick zog ihr den Bademantel über die Schultern. Er hielt sie fest, küsste ihren Scheitel und streichelte ihr langes, dunkles Haar, während draußen der Regen herabprasselte.
Als Kate kurz vor dem Morgengrauen erwachte, lag sie nackt mit Nick zusammen auf ihrem zerwühlten Bett. Ihr wurde vor Freude ganz
schwindelig. Freude darüber, dass Nick bei ihr war. Sie hörte, dass es noch immer regnete. Sie drehte sich zu Nick um, strich mit ihren Fingern ganz leicht über seinen Nacken und küsste ihn dann zärtlich. Dann begann sie sich küssend langsam bis zu der weichen Haut über seinen Hüften
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