Australien 01 - Wo der Wind singt
irgendetwas für euch tun können.«
Kate lächelte dankbar. »Ich lebe nicht mehr auf Bronty. Aber trotzdem vielen Dank …«
Während sie plauderten, spürte Kate, wie BH an der Leine zu ziehen und zu zerren begann, was vollkommen untypisch für die junge Hündin war. Kate drehte sich um, um herauszufinden, weshalb sie so herumsprang, und sah einen großen schwarzbraunen Kelpie, der BH
gerade auf spielerische Weise ins Genick biss. Kate folgte der blauen Nylonleine des Hundes mit ihren Augen, bis ihr Blick am andern Ende auf Nick fiel. Er trug einen dicken dunklen Mantel, in dem seine Schultern sehr breit wirkten, und einen großen schwarzen Hut. Sein Gesicht war ernst. Ausdruckslos.
»Ich glaube, deine Hündin versucht gerade, sich an meinen Rüden ranzumachen«, sagte er. Dann strahlte das Licht seines Lächelns unter der dunklen Krempe seines Hutes hervor. Gerade weiße Zähne, umrahmt von vollen Lippen, Lachfältchen und dann war da noch dieses unwiderstehliche Grübchen. Kate sah die dunkelbraunen Bartstoppeln auf seinem kantigen Kinn, sie brachte es aber nicht fertig, den Blick zu heben, um ihm in die Augen zu sehen.
»Sie ist kein Flittchen«, sagte Kate. »Sie ist nur ein Welpe, das ist alles. Sie ist noch nicht alt genug für so etwas.«
»Bist du dir da sicher?«
Kate blickte auf und sah das schelmische Blitzen in Nicks blauen Augen. Er flirtete mit ihr. Voller Panik, gleichzeitig aber auch mit einem elektrisierenden Kribbeln im Bauch, sah sie über seine Schulter hinweg an ihm vorbei.
»Wo ist denn Felicity?«
Nick machte eine Kopfbewegung in Richtung der Pferdearena, wo mehrere Reiter mit ihren Rappen, Braunen und Füchsen am versammelten Zügel ihre Kreise zogen. Alle Pferde hatten leuchtend weiß bandagierte Fesseln und wurden offensichtlich gerade für die Vorführung aufgewärmt.
»Sie ist dort drüben. Führt ihr Pferd vor.«
»Oh«, sagte Kate vage.
»Du reitest nicht mit? Du stehst wohl nicht so auf Turnierpferde?«
»Nein. Jedenfalls nicht auf Pferde, die man waschen und schamponieren muss«, sagte Kate. »Abgesehen davon arbeite ich.«
»Du arbeitest? Mit deinem Hund oder richtig?«, fragte er und deutete mit einem Kopfnicken auf ihre Fleeceweste mit dem Logo.
»Ein bisschen von beidem«, sagte Kate.
»Jedes Mal, wenn ich dich sehe, arbeitest du. Nimmst du dir denn
niemals frei, um dich mal ein bisschen zu amüsieren? Wir könnten uns doch heute Abend zusammen amüsieren. Ich meine so wie unsere Hunde.«
Kate spürte, wie Angst und zugleich Freude in ihrer Magengrube rumorten. Er flirtete tatsächlich mit ihr. Bei der Schafschur hatte er sich ihr gegenüber immer nur kumpelhaft verhalten, was sie ein wenig frustriert hatte. Trotzdem hatte sie sich in seiner Gegenwart durchaus wohlgefühlt. Jetzt jedoch, als Nick in aller Öffentlichkeit mit ihr herumalberte, fühlte sich Kate ungeschützt und verletzlich. Sie konnte und durfte nicht mit ihm flirten. Wenn sie ihn öfter sah, dann musste sie ihm irgendwann das mit Nell sagen. Aber jetzt konnte sie das einfach nicht. Sie würde in Kürze seine Familie beraten. Der Termin stand bereits in ihrem Kalender. Sie musste ihren Job als unabhängige Dritte machen, dazu gehörte auch eine gewisse Distanz zu ihren Kunden. Sie sollte helfen, ohne sich von Gefühlen beeinflussen zu lassen. Außerdem gab es da ja auch noch Felicity. In ebendiesem Moment geriet Kate in Panik.
»Selbst wenn ich frei bekäme«, sagte sie, »würde ich mich nicht mit dir amüsieren. Du scheinst zu vergessen, dass diejenige, mit der du dich amüsieren solltest, dort drüben in der Pferdearena ist.« Sie sagte das so giftig, dass sie ihre Worte sofort bereute.
Nick öffnete den Mund, schloss ihn dann wieder. Sie konnte sehen, dass er krampfhaft überlegte, warum sie ihn gerade so böse angefahren hatte. Bei der Schafschur hatte es doch keinerlei Missstimmung zwischen ihnen gegeben. Kate überlegte, was sie sagen konnte, um ihre harten Worte ein wenig zu mildern, aber in ebendiesem Moment spürte sie, wie sich eine schwere Hand auf ihre Schulter legte. Sie wandte den Kopf und sah einen o-beinigen Mann, der jetzt auch Nick die Hand auf die Schulter legte. Der Mann stand da, und seine schmalen Augen funkelten belustigt. Katrina blickte von ihren Unterlagen auf und begann lauthals zu lachen.
»Kann ich einen von den Welpen haben?«, fragte der Mann mit rauchiger Stimme. »Das gibt bestimmt eine prächtige Mischung.« Kate sah eine schwarze Lücke im Lächeln des
Weitere Kostenlose Bücher