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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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sehe schon, dass Ihr jetzt meint, wir könnten alles wieder reparieren. Das können wir nicht. Wir sind nämlich nicht in der Lage, die Generatoren in den Wasserkraftwerken zu erhitzen, um sie wieder funktionsfähig zu machen. Dazu sind sie viel zu groß und uns fehlen die technischen Hilfsmittel, um das bewerkstelligen zu können. Wir müssen wieder ganz klein und von vorne anfangen. Aber wir werden wieder Strom haben. Ich habe Pläne für die Elektrifizierung der ganzen Insel ausgearbeitet und ich bin sicher, dass wir diese Pläne im Laufe dieses Jahres allmählich in die Tat umsetzen können. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass wir die Autos zum Laufen bringen können, wenn wir wollen. Viele stromführende Teile unterliegen ja der direkten Einwirkung der Motorwärme. Das heißt, wenn meine These stimmt und davon bin ich jetzt überzeugt, dass lediglich diejenigen Kabel und Elektroteile mit Viren verseucht sind, die nicht der Hitzeausstrahlung des Motors ausgesetzt waren. Anders ausgedrückt: Es ist davon auszugehen, dass nahezu der gesamte Motorraum virenfrei ist. Die Frage ist nur, ob es sinnvoll ist, die Autos wieder funktionstüchtig zu machen und die Frage ist, ob es uns was bringt. Aber darüber können wir ja immer noch entscheiden. Viel wichtiger ist es erst einmal, wieder auf der Insel elektrischen Strom zu bekommen, und das lässt sich auf jeden Fall bewerkstelligen.“
     
    “Wie viel Strom werden wir denn haben?“, wollte Anna wissen. “Werden wir auch wieder Waschmaschinen und Kühlschränke anschließen können?“
     
    Alle mussten lachen. Sie sorgten sich um Wärme und Essen, und Anna dachte bereits an Waschmaschinen.
     
    “Ihr braucht gar nicht zu lachen“, entschuldigte sie sich. “Stellt euch doch mal hin und wascht Euren Schmutz aus der Kleidung. Dann werdet Ihr schon sehen, wie anstrengend das ist.“
     
    “Das bezweifelt auch keiner“, beruhigte sie Rudi Wollner. “Aber dass wir so schnell so viel Strom zur Verfügung haben werden, das bezweifle ich.“
     
    Anna sah Hilfe suchend auf Franz, der auch sofort reagierte.
     
    “Nun unmöglich ist das nicht. Das kommt ganz auf die Kapazität der Windräder und der Generatoren an, die wir bauen. Außerdem müssen wir Speichermedien, also Batterien konstruieren, die uns auch dann mit Strom versorgen, wenn einmal kein Wind herrscht. Aber dennoch: Ich halte es durchaus für möglich, diese Geräte wieder in Gang zu setzen. Natürlich müssen wir dazu alle diese Geräte erst zerlegen, alle leitenden Teile erhitzen und hinterher wieder zusammen bauen. Wenn alle zusammenhelfen, könnten wir es schaffen. Ich bin ehrlich gesagt selbst neugierig, ob uns das gelingt, und deshalb werde ich es auf jeden Fall versuchen. Aber noch einmal: Selbst, wenn es uns gelingen sollte, es wird nie wieder so werden, wie es früher war. Wir werden niemals in unsere alten Häuser und Wohnungen den elektrischen Strom zurückbringen können. Von dieser Vorstellung müsst Ihr Euch verabschieden. Alles muss neu entwickelt, neu konstruiert, neu zusammengebaut werden. Dann kann es gelingen.“
     
    An diesem Abend blieben alle, obwohl es sehr beengt war, in dem kleinen Gemeinschaftsraum zusammen sitzen und feierten ausgiebig Franz Kerlers faszinierende Erfindung. Die Kinder diskutierten bereits über elektrische Eisenbahnen und Spielkonsolen und begannen schon festzulegen, zu welchen Zeiten wer was spielen durfte. Es war schwierig ihnen verständlich zu machen, dass dies, wenn es überhaupt dazu kommen würde, noch Monate dauern könnte. Doch tat dies ihrer Euphorie keinen Abbruch. Träume und deren eventuelle Erfüllung waren für die Kinder waren eben durch unsinnige elterliche Vorsicht durch nichts zu erschüttern.

27. Entdeckt
     
     Der Januar entwickelte sich zu einem bitterkalten Monat. An dem Abend, an dem Franz Kerler die anderen mit dem elektrischen Licht überraschte, begann der See zuzufrieren. Die Jachten, die ungefähr dreihundert Meter östlich der Insel im See verankert waren, drohten vom Eis zerdrückt zu werden. So blieb nicht anderes übrig, als sie täglich und auch nachts mehrfach vom Eis zu befreien, was eine anstrengende und nicht ungefährliche Angelegenheit war. Denn das Eis musste mit Äxten rund um die Boote aufgeschlagen werden, und zwar in einem relativ großzügigen Abstand, so dass genügend freie Wasserfläche vorhanden war. Dort, wo es einmal zertrümmert war, bildete sich innerhalb weniger Stunden eine neue Eisdecke, die dann

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