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Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Chapman
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eine Straßenkarte.«
    »Wer ist denn Freud?«
    »Er ist Experte für … Navigation. Er ist sehr interessant, seine Theorien über Navigation, weißt du, Längengrade und Breitengrade …«
    »So, das reicht jetzt auch. Jetzt schnell zu Mrs Riches mit diesem Schellfisch.«
    »Gut!«
    In den nächsten paar Jahren passierte so einiges, ein katastrophales sexuelles Experiment mit Rita Blake; meine erste Liebesaffäre mit einem Jungen; wie ich mit Annette Hoy Schnecken in einen Torpfosten gestopft habe; Nonnen als Hühnerdiebe; Schweinekacke Freeman; wie Miss Chamberlains drei Schulsprecherinnen in Folge schwanger wurden; meine Fragen an einen Biologielehrer zum Thema Ejakulation; Anthony Blond und ein Buch mit dem Titel Gesundheit und Hygiene für Oberschülerinnen , geschrieben von mir und meinem Bruder; Albert, der Platzwart; wie ich mit Mark Collins im Mathe-Unterricht Händchen gehalten habe; das Paar, das sich in der französischen Bibliothek paarte; wie John Willder schwarz angemalt wurde; »Wer kennt Nell, das Eskimomädchen?«; M’sieur Zoumpf va caca; lila Rauch; kleine Jungs und ihre Trommelfelle; »Dies ist ein Überfall« und alte Jungfern, die sich auf Geburtstagstorten einen abwichsen –, doch bedürfen solche Trivialitäten nicht der näheren Ausführung. Eine Kindheit ist weitgehend wie die andere. Amateurpsychologen, die es für schlau halten, den Charakter des späteren Menschen aus einem Wirrwarr weitgehend fiktiver Erinnerungen zu erklären, können in anderer Leute Biografien nach Schweinischem schnobern. Sie haben das falsche Buch aufgeschlagen.

KAPITEL DREI
Cambridge
    Tote Körper aufschneiden. Explosionen. Das einzig Sensible an einer Vagina. Briefumschlagzange (verzinkt)
    Cambridge. Eine Universitätsstadt, in einer flachen Landschaft ohne besondere Merkmale erbaut –, so flach und merkmalfrei, daß man sich fragt, warum jemand sie als Standort für irgendwas gewählt hat. »Die Pracht von St John’s, das beachtenswerte Gepränge von Trinity, die schiere Puspigkeit von ›The Backs‹…, und, wenn man das großartige, beachtenswerte, schiere Gepränge der so zutiefst puspigen Kapelle des King’s College bestaunt, so müßte es schon ein sehr weltmüder Reisender sein, der nicht innehielte, um zu denken: ›Warum haben die scheißenochmal die ganze Stadt nicht zwei Zollbreit weiter rechts gebaut?‹ «
    Eine berechtigte, wenngleich ein wenig rüde gestellte Frage, auf die sich eine Antwort nur finden lassen mag, wenn man die Uhren um ein paar Jahrhunderte zurück stellt ….
    Stellen wir uns vor, es ist das Jahr 1282 . Eine dringende Botschaft erreicht den Hof König Edwards I. »Edelster Sire, ich habe eine Brücke über den Cam gebaut.« Die königliche Erwiderung, mit aller hoheitlichen Geschwindheit zugestellt, lautet: »Wozu denn das?«
    »So hatte der unternehmungslustige, aber leichtsinnige Brückenschläger eine Brücke am Hals, denn jedem war klar, daß dieser neuerbaute Verkehrsweg, der von nirgendwo speziell nach nirgends sonstwo führte, ein täppischer Schnitzer war. Menschen, die gelegentlich des Weges kamen, deuteten auf sie und spotteten: ›Wer ist der verdammte Narr, der hier eine Brücke gebaut hat? Ha ha ha!‹ – ›Ich weiß es nicht, muß wohl nicht ganz richtig sein im Kopf‹, antwortete er dann, braunrot vor Scham. Jahrelang saß er bei der Brücke, ein schwaches Lächeln im Gesicht, bis ihm eines Herbsts ein Golden Delicious auf den Kopf fiel. ›Heureka!‹ bellte er gleichmütig, wobei er hiobsmäßig Zeit und Raum außer acht ließ. Dann, benommen, machte er seinen zweiten großen Fehler. Anstatt ein paar anständige Restaurants, mehrere Kneipen und eine Münzwäscherei zu bauen, um Menschenwesen zu seiner Brücke zu locken, kam ihm die eher langweilige Idee, einige sehr hohe Mauern zu errichten, hinter denen sich eine halb-aristokratische Elite vor der Außenwelt verstecken und einander zum Sherrytrinken auf der Stube besuchen konnte ….« (Auszug aus: Rev. E. Shepherd-Walwyn, Die Brücke über den Cam , 1884 )
    Es ist das Jahr 1958 . Ein Ford Anglia ruckelt auf der A 604 in Richtung Süden, er enthält Chief Inspector und Mrs Chapman und eine ziemlich picklige Gestalt, frühreif mit einem Anzug angezogen, von dem er annimmt, daß Ärzte ihn tragen könnten. Außerdem trägt er einen Schlips vom Rugbyklub und liest eifrig den Daily Telegraph , um sich auf dem Laufenden zu halten –, ein Fehler, den er seitdem nie wieder gemacht hat. 23 »Was«,

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