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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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»Wie sieht’s denn mit den hohen Tieren aus?«
    »Mittelmäßig«, kam Kellmans schwache Stimme zurück, verstärkt von dem Übertragungssystem zwischen Callisto und der Erde. »Ein paar sind natürlich über die Grenze auf ihren Landsitz entwischt. Aber die Mehrheit hat nicht damit gerechnet, daß wir eingreifen würden.«
    »Das können Sie nicht machen!« blökte Babson; sein massiges Gesicht hing in schwammigen, weißen Lappen herunter. »Was haben wir denn getan? Welches Gesetz – «
    »Ich denke«, fuhr Taverner dazwischen, »wir können Sie schon aus rein gewerbsmäßigen Gründen belangen. Sie haben den Namen Yancy dazu benutzt, den Verkauf verschiedener Produkte zu fördern. Es gibt kein solches Individuum. Damit haben Sie gegen Bestimmungen verstoßen, die die moralisch einwandfreie Präsentation von Werbung regeln.«
    Babsons Mund klackte zu, klappte dann aber kraftlos wieder auf. »Kein – solches – Individuum? Aber John Yancy kennt doch jeder. Na, er ist – « Stammelnd und gestikulierend schloß er: »Er ist überall.«
    Plötzlich lag eine kümmerliche kleine Pistole in seiner fleischigen Pranke; er fuchtelte wild damit herum, bis Dorser auf ihn zuging und sie ihm seelenruhig aus der Hand schlug, so daß sie quer über den Fußboden schlitterte. Hysterisch brabbelnd brach Babson zusammen.
    Angewidert legte Dorser ihm Handschellen an. »Tragen Sie es wie ein Mann«, befahl er. Doch es kam keinerlei Reaktion; Babson war zu weit weg, um ihn noch zu hören.
    Zufrieden stürzte Taverner davon, vorbei an dem Pulk von verblüfften Beamten und Angestellten, hinein in die Hauptbüros des Projekts. Mit knappem Nicken bahnte er sich einen Weg zu dem Schreibtisch, an dem Leon Sipling saß; um ihn herum stapelte sich die Arbeit.
    Die erste der modifizierten gestalten flimmerte bereits durch den Abtaster. Die beiden Männer sahen sie sich im Stehen an.
    »Na, und?« sagte Taverner, als es vorbei war. »Sie sind der Fachmann.«
    »Ich denke, das reicht«, antwortete Sipling nervös. »Hoffentlich wirbeln wir damit nicht allzuviel Staub auf… es hat elf Jahre gedauert, das aufzubauen; wir dürfen es nur nach und nach wieder einreißen.«
    »Wenn es erst mal einen Riß hat, müßte es eigentlich ins Schwanken geraten.« Taverner steuerte auf die Tür zu. »Kommen Sie allein zurecht?«
    Sipling schaute zu Eckmund hinüber, der am Ende des Büros herumlungerte, den Blick auf die Yance-Männer geheftet, die ängstlich ihrer Arbeit nachgingen. »Ich glaube schon. Wo wollen Sie hin?«
    »Ich möchte mir das anschauen, wenn es ausgestrahlt wird. Ich will dabeisein, wenn die Öffentlichkeit es zum ersten Mal zu sehen kriegt.« An der Tür blieb Taverner noch einmal stehen. »Das wird ein Haufen Arbeit, die gestalt ganz allein auf die Beine zu stellen. In nächster Zeit hilft Ihnen unter Umständen kaum jemand dabei.«
    Sipling deutete auf seine Mitarbeiter; sie nahmen ihr früheres Tempo bereits wieder auf. »Die bleiben am Ball«, widersprach er. »Solang sie ihr volles Gehalt kriegen.«
    Nachdenklich ging Taverner den Korridor entlang zum Aufzug. Einen Augenblick später war er auf dem Weg nach unten.
    An einer Straßenecke in der Nähe hatte sich eine Gruppe von Leuten um einen öffentlichen Videoschirm versammelt. Und wartete gespannt auf die Nachmittagssendung mit John Edward Yancy.
    Die gestalt fing an wie gewohnt. Kein Zweifel: Wenn Sipling wollte, konnte er durchaus ein gutes Stück zusammenbasteln. Und in diesem Fall ging praktisch der ganze Kuchen auf seine Rechnung.
    Mit hochgekrempelten Hemdsärmeln und schmutzbefleckten Hosen hockte Yancy in seinem Garten, in einer Hand ein Handtuch, den Strohhut tief ins Gesicht gezogen, und grinste ins warme Sonnenlicht. Es wirkte so echt, daß Taverner es kaum fassen konnte, daß ein solches Individuum nicht existierte. Aber er hatte zugeschaut, wie Siplings Assi-Crews das Ding fleißig und fachmännisch von Grund auf zusammengebaut hatten.
    »Tag«, polterte Yancy freundlich. Er wischte sich den Schweiß aus dem dampfenden, geröteten Gesicht und erhob sich steif. »Mensch«, gestand er, »ist das heiß heute.« Er deutete auf ein Beet Primeln. »Die hab ich eben gesetzt. Ein hartes Stück Arbeit.«
    So weit, so gut. Die Menge schaute ungerührt zu, nahm ihre ideologische Nahrung ohne besonderen Widerstand zu sich. Überall auf diesem Mond, in jedem Haus, jedem Büro, an jeder Straßenecke lief dieselbe gestalt. Und sie würde wieder laufen.
    »Ja«, wiederholte

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