Autoimmunerkrankungen
und die Lebenskräfte nehmen ab. Es kommt zur Sklerose. Das ist der normale Lebenslauf.
Polarität von Lupus erythematodes und Sklerodermie
Diese Polarität von Entzündung und Sklerose zeigt die Gegenüberstellung von Lupus erythematodes und Sklerodermie. So verwundert es nicht, dass Patienten mit einer Sklerodermie wie vorzeitig gealtert wirken. Medikamente, die die Entzündung dämpfen wie NSAID und Kortikosteroide, sind kaum wirksam. Dagegen hat der akute Schub eines Lupus erythematodes eine auflösende Tendenz, die im Seelischen bis in die Psychose führen kann.
Diese Anschauung der Krankheitsgeschehen ist für die Behandlung in der Ganzheitsmedizin besonders wichtig. Bestimmte Medikamente haben einen Einfluss auf das akute Entzündungsgeschehen wie beispielsweise Apis mellifica (Honigbiene), andere wie Formica (rote Waldameise) lösen das sklerotische Geschehen auf. Während Eisenpräparate wie Ferrum metallicum praeparatum Kräfte zur Neugestaltung und Formgebung vermitteln, können kupferhaltige Medikamente wie Cuprum aceticum comp. sehr hilfreich bei verhärtenden Prozessen sein.
Generell gilt: Autoimmunkrankheiten sind zwar entzündliche Krankheiten, aber im Sinne einer chronischen Entzündung haben sie eher eine verhärtende, die Lebenskräfte zerstörende Tendenz.
Sharp-Syndrom
Es gibt Patienten mit einer limitierten Sklerodermie, die eine Überlappungssymptomatik zeigen mit zusätzlich Symptomen eines Lupus erythematodes, einer Polymyositis und einer rheumatoiden Arthritis. Deshalb spricht man von einer Mischkollagenose oder dem Sharp-Syndrom. Es können auch Anzeichen eines Sjögren-Syndroms auftreten.
Ob es sich um ein eigenes Krankheitsbild handelt, ist umstritten, aber es finden sich besondere Autoantikörper im Blut, und zwar eine Untergruppe der ANA (antinukleäre Antikörper). Es handelt sich um Anti-Ribonukleinprotein-Antikörper, das bei anderen Krankheitsbildern nicht vorkommt.
Die charakteristischen Frühsymptome sind ein Raynaud-Phänomen (s. → Seite 86 ), Schwellungen der Finger und Muskelschmerzen. Eine Beteiligung von inneren Organen ist selten. Der Krankheitsverlauf ist günstiger als bei den anderen Kollagenosen. Die Therapie erfolgt ähnlich wie beim Lupus erythematodes und richtet sich nach der Organbeteiligung.
Arteriitis temporalis und Polymyalgia rheumatica
»Seit Wochen tun mir die Schultern weh, ich kann die Arme gar nicht mehr anheben. Morgens ist es am schlimmsten, später lässt der Schmerz dann etwas nach. Auch im linken Hüftgelenk steckt ein heftiger Schmerz. Der Kopf tut mir immer wieder weh. Bisher war ich trotz meiner 84 Jahre immer aktiv – jetzt fühle ich mich müde und abgeschlagen. Diese ganzen Einschränkungen ärgern mich!« Als die Patientin erstmalig in unsere stationäre Behandlung kam, lehnte sie Kortison oder entzündungshemmende Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen kategorisch ab. »Ich will auf keinen Fall allopathische Medikamente.«
Ich war verblüfft, wie schnell sich mein Zustand besserte. Aber ich habe auch einiges dafür getan!«
Wir begannen eine Behandlung mit Phosphorus D5, Apis mellifica D20 und Solum Inject. Zusätzlich gaben wir das Mistelpräparat Abnobaviscum Crataegi D10. Außerdem bekam die Patientin Rhythmische Massagen, und sie erlernte heileurythmische Übungen mit den Armen und Beinen, die sie ganz regelmäßig durchführte. Die Schmerzen klangen fast vollständig ab, und die Patientin konnte sich wieder bewegen.
Bei einem Auslassversuch des Solum Inject kam es zu einem Rückfall, der auch an den wieder ansteigenden Entzündungsparametern ablesbar war. Wir gabenerneut Solum Inject, setzten Phosphorus ab, reduzierten Apis mellifica und verabreichten anstatt des bisherigen Mistelpräparates jetzt Iscucin Tiliae (Mistel von der Linde). Durch diese Behandlung trat eine nachhaltige Besserung ein. Nach 3 Monaten waren alle Beschwerden verschwunden.
Inzwischen habe ich etwa 50 Patienten mit einer Polymyalgia rheumatica erlebt. Diese Patientin war die Einzige, die ohne Kortison oder andere allopathische Medikamente ausgekommen ist. Warum? Nach ihrem langen Leben wusste sie, was für sie gut ist. »Ich weiß genau, was ich will und was ich nicht will. Also versuchen Sie gar nicht erst, mir chemische Medikamente aufzuschwatzen.« Sie führte ihre Behandlung – auch die Bewegungsübungen – konsequent durch und änderte ihren Lebensrhythmus, indem sie mehr Ruhephasen einlegte. Man sieht: An der Besserung und vielleicht sogar
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