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einfach mit seinen Bedingungen einverstanden, bis er uns alles gesagt hat.«
»Und was wird wohl passieren, wenn sich herumspricht, daß wir nicht Wort gehalten haben? Die Folgen wären katastrophal. Kein unabhängiger Agent würde mehr mit uns Zusammenarbeiten. Wir müssen Romulus mit einem klaren Ja oder Nein antworten. Mit einem Vielleicht wird er sich nicht zufriedengeben. Außerdem sind wir auf ihn angewiesen.«
»Um an diese zusätzlichen Informationen heranzukommen, die er vorläufig noch für sich behält?« Der Mann aus Zürich setzte eine skeptische Miene auf. »Im Gegensatz zu Ihnen glaube ich nicht, daß diese Informationen existieren.«
Gallagher hatte Mühe, sich zu beherrschen. Dennoch setzte er zu einem neuerlichen Versuch an, sein Gegenüber umzustimmen. »Romulus ist zurückgekehrt, weil sein Schwiegervater spurlos verschwunden ist. Er und seine Frau wollen herausfinden, was aus ihm geworden ist. Und nun behauptet er, auf eine Geheimdienstorganisation gestoßen zu sein, von der noch niemand etwas gehört hat. Angenommen, diese Organisation existiert tatsächlich und sie steckt hinter dem Verschwinden von Romulus Schwiegervater, dann ist alles, was Romulus in dieser Sache in Erfahrung bringt, auch für uns von größtem Interesse. Wir müssen ihn in seinen Nachforschungen unterstützen, nicht behindern. Solange er nach seinem Schwiegervater sucht, erweist er uns doch bereits den Gefallen, den er uns schuldig ist.«
Die Reaktion des Mannes aus Zürich überraschte Gallagher. Er zeigte sich nämlich einverstanden. »Gut. Mit der Suche nach Romulus Schwiegervater geht - sozusagen als Nebenwirkung - auch die Aufdeckung dieser unbekannten Geheimdienstorganisation einher. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es mir allerdings vernünftig, Romulus zu unterstützen. Allerdings haben Sie dabei einen Aspekt unberücksichtigt gelassen. Wir wollen, daß Romulus uns einen Gefallen erweist. Wenn wir nun jedoch bezüglich dieser unbekannten Organisation Nachforschungen anstellen und wenn eben diese Organisation hinter dem Verschwinden von Romulus Schwiegervater steckt, dann helfen wir Romulus bei seiner Suche. Mit anderen Worten: Wir tun ihm einen Gefallen.« Die Augen des Züricher Sektionschefs blitzten verschlagen. »Romulus ist tatsächlich so gerissen, wie Sie gesagt haben. Er hat eine Möglichkeit gefunden, das Kräfteverhältnis auf den Kopf zu stellen und uns dazu zu bringen, ihn zu unterstützen anstatt umgekehrt.«
Während sein Schweizer Kollege anschließend mit der Zentrale in Langley telefonierte, rief Gallagher über einen anderen Apparat in dem Zimmer direkt über ihnen an.
»Lassen Sie mich bitte mit Romulus sprechen... Hier ist Gallagher. Ich befinde mich hier im Hotel und habe Ihrer Unterhaltung mit Interesse gelauscht. Wir setzen uns gerade mit Langley in Verbindung, um die Zentrale aufzufordern, auf Ihren Vorschlag einzugehen. Wie Sie sicher verstehen werden, können wir diesbezüglich allerdings nur eine Empfehlung aussprechen. Die endgültige Entscheidung bleibt in jedem Fall der Zentrale selbst überlassen.«
»Selbstverständlich.«
»Ich hoffe dennoch, Sie werden dies als einen Beweis meines Vertrauens in Sie betrachten«, fuhr Gallagher fort. »Ich verspreche Ihnen, daß ich alles in meiner Macht Stehende für Sie tun werde. Allerdings erwarte ich dafür auch von Ihnen ein gewisses Entgegenkommen. Ich nehme an, daß Sie uns noch nicht alles gesagt haben, was Sie wissen. Haben Sie vielleicht noch etwas, was mir und der Zentrale in Langley diese Entscheidung etwas erleichtern könnte?«
»Einfach so - auf Treu und Glauben?«
»Sie haben mein Wort, Romulus. Sie wissen sehr wohl, daß ich Sie längst hintergehen hätte können. Aber Sie konnten sich bisher immer auf mich verlassen. Rücken Sie also noch ein paar Informationen heraus.«
»Die drei Männer mit den Ringen...«, Romulus zögerte. »Die drei Männer, die ich getötet habe...«
»Ja, was war mit ihnen?«
»Ich glaube, sie waren Geistliche.«
FÜNFTES BUCH - Zusammenprall
Medusa
1
Washington, D.C. Obwohl es erst neun Uhr sechzehn vormittags war und das koschere Restaurant noch nicht geöffnet hatte, saßen im Hinterzimmer des Lokals acht alte Männer um einen langen Tisch versammelt. Das Hinterzimmer wurde in der Regel für Hochzeiten und sonstige Familienfeiern verwendet, aber in diesem Fall handelte es sich nicht um einen Anlaß, bei dem es etwas zu feiern gab. Die Gesichter der acht Männer waren von schmerzlichen
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