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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Erinnerungen an Tod und Leid geprägt, obwohl zugleich auch eine finstere Genugtuung in ihren Augen aufblitzte, als sie ihre Weingläser hoben und sich feierlich zuprosteten. Auf ihre Vergeltung. Auf ihre Rache.
    Ihre Vornamen waren Abraham, Daniel, Ephraim, Joseph, Jakob, Moshe, Nathan und Simon. Jeder der Männer war Ende sechzig oder Anfang siebzig und hatte eine Nummer auf seinen Unterarm tätowiert.
    »Ist alles vorbereitet?« fragte Ephraim.
    Sein Blick wanderte von einem seiner Kameraden zum anderen. Jeder nickte.
    »Sämtliche nötigen Vorkehrungen sind getroffen«, erklärte Nathan. »Nun gilt es nur noch, unseren Plan in die Tat umzusetzen. Heute in einer Woche dürfte alles vorbei sein.«
    Die acht Männer sahen sich eine Weile schweigend an, bis Ephraim erneut das Wort an sie richtete: »Seid ihr also bereit?«
    Alle nickten.
    »Dann laßt uns jetzt gemeinsam speisen«, erklärte Ephraim, »und damit unsere Entschlossenheit bekunden, eine lange aufgeschobene Angelegenheit endlich zum Abschluß zu bringen.«
    2
    Mexico City. Aaron Rosenberg saß zwischen zwei Leibwächtern im kugelsicheren Fond seines Mercedes und starrte zwischen seinem Chauffeur und dem Leibwächter auf dem Beifahrersitz hindurch auf den Oldsmobile vor ihnen, in dem weitere Leibwächter saßen. Dann drehte er sich um und schaute durch das Rückfenster des Mercedes, dem ein Chrysler Kombi mit einem weiteren Trupp von Bewachern folgte. Rosenberg wurde von quälenden Fantasien geplagt, was seine Frau und ihr Leibwächter nun wohl tun mochten, nachdem er das Haus verlassen hatte. Gleichzeitig erwartete er voller Angst irgendwelche neuen Nacht-und-Nebel-Aktionen. Er hatte die Anzahl seiner Bewacher verdreifacht. Und wenn er in seinem Mercedes ausfuhr, bestand er darauf, daß ihm jeweils ein Fahrzeug mit Leibwächtern vorausfuhr und folgte. Trotz all dieser Sicherheitsvorkehrungen hätte er das Haus jedoch nicht verlassen, wenn dies nicht absolut notwendig gewesen wäre, wenn er nicht von einem Mann zu sich gerufen worden wäre, dessen Einladung er unmöglich hätte abschlagen können. Für Rosenberg stand inzwischen vollkommen außer Frage, daß er die Lage nicht mehr im Griff hatte.
    Langsam bewegte sich der Konvoi den Paseo de la Reforma hinunter, um dann die Stadt in Richtung Süden zu verlassen und auf die herrlichen Villen am Ufer des Chalco-Sees zuzusteuern. Der Besitz, dem sich der Mercedes nun näherte, war Rosenberg bestens vertraut. Das Ziegeldach des ausladenden Hauptgebäudes war auf Rosenbergs Kosten renoviert worden. Bei dem großen Swimmingpool hinter dem Haus, von dem man einen großartigen Blick auf den See hatte, handelte es sich um ein Geschenk Rosenbergs an den Hausherrn. Und auch die Gehälter der zahlreichen Gärtner und Hausbediensteten wurden von einem speziellen Konto gezahlt, auf das Rosenberg jeden Monatsersten eine ansehnliche Summe überwies.
    Dieses plötzliche Ansteigen der Geschäftskosten erinnerte Rosenberg nur verstärkt daran, in welchem Umfang ihm die Kontrolle über sein Leben entglitten war. Niedergeschlagen stieg er aus dem Mercedes und schritt auf das Haus zu.
    Durch das mächtige Eingangsportal kam ihm ein hoher Beamter der Polizei von Mexico City entgegen. Sein Name war Chavez. Er trug Sandalen, Shorts und ein knallrotes Hemd, das bis zu seinem Kugelbauch offenstand. Sein schmales Oberlippenbärtchen behielt weiterhin seine schnurgerade Form bei, als Chavez seinen Besucher lächelnd begrüßte.
    »Senor Rosenberg - schön, daß Sie gekommen sind.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Capitan.«
    Rosenberg folgte Chavez aus dem Schatten des Hauses in das helle Sonnenlicht am Pool. Er betrachtete es als schlechtes Vorzeichen, daß der Capitan ihm nichts zu trinken angeboten hatte.
    »Wenn Sie bitte einen Moment warten würden«, forderte ihn sein Gastgeber auf. Er verschwand ins Haus und kehrte mit einem dicken Umschlag zurück. »Ich habe da etwas bekommen, was Sie interessieren dürfte.«
    »Und worum handelt es sich?«
    »Das würde ich gern von Ihnen wissen.« Chavez entnahm dem Umschlag ein großes Schwarzweißfoto und reichte es Rosenberg.
    Angst schnürte Rosenberg das Herz zusammen. »Was soll das?« Er schaute von dem Foto zu Chavez auf. »Wieso zeigen Sie mir dieses Foto von einem deutschen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg?«
    »Das ist kein gewöhnlicher Soldat, sondern ein Offizier. Man hat mich unterrichtet, daß es sich dabei um einen Obersturmbannführer handelt, der den sogenannten

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