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Augenblick undurchdringlich schwarz. Er wurde rückwärts gegen die Wand geschleudert. Sein Hinterkopf schlug gegen harten Stein. Gleichzeitig schnellte er wieder nach vorn auf den Tisch zu, der unter seinem Gewicht und der Wucht der Explosion zusammenkrachte. Er wurde bäuchlings zu Boden geschleudert, daß ihm von der Wucht des Aufpralls die Luft aus den Lungen wich. Als er sich unter heftigen Schmerzen zusammenkrümmte, stand das Lokal bereits lichterloh in Flammen.
Die Bombe mußte in der inzwischen nicht mehr vorhandenen Bar verborgen gewesen sein. Der Kellner und die zwei Männer, die sich in ihrer unmittelbaren Nähe befunden hatten, waren nicht einmal mehr in der Lage gewesen zu schreien;
vermutlich waren sie von der Detonation in Stücke gerissen worden. Aber all dies wurde Drew erst später bewußt.
Er hörte dennoch Schreie. Nicht seine eigenen. Die einer Frau. Arlene war in Gefahr. Drew hatte nur einen einzigen Gedanken. Er mußte sie retten. Entschlossen kroch er auf die lodernden Flammen zu.
Der dichte Qualm ließ ihn heftig würgend nach Atem ringen. Und während er weiter auf Arlenes verzweifelte Schreie zuzukriechen versuchte, spürte er, wie ihn plötzlich jemand von hinten packte. Er setzte sich verzweifelt zur Wehr, konnte jedoch nicht verhindern, daß er hochgehoben und aus dem Lokal gezerrt wurde. Draußen in der engen, stickig heißen Gasse, umringt von einer dichten Schar Schaulustiger, konnte er Arlenes Schreie nicht mehr hören. Er unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, sich aus den Armen zu befreien, die sich von hinten um seine Brust schlangen und ihn daran hinderten, sich in die brennenden Trümmer des Lokals zu stürzen.
Schließlich brach er unter der verzweifelten Anstrengung zusammen. Alles um ihn herum drehte sich. Und als er dann benommen vom Boden hochstarrte, dachte er erst, er hätte eine Halluzination. Denn das Gesicht, das sich nun über ihn beugte, war das von... Arlene.
6
»Ich hatte solche Angst, dir wäre etwas zugestoßen.« »Mir ging es genauso«, erwiderte Arlene. Er drückte ihre Hand.
Sie saßen in einem von hohen Mauern umgebenen Innenhof mit sandigem Boden auf zwei Metallstühlen. Obwohl die steinernen Mauern das Brodeln der Großstadt Kairo nicht ganz abzuhalten vermochten, herrschte an diesem Ort die Stille eines christlichen Gotteshauses. In einer vorwiegend islamischen Stadt wie Kairo standen die gedrungenen Kuppeln der griechisch-orthodoxen Kirche in unauffälligem Kontrast zu den schlanken Minaretts der allgegenwärtigen Moscheen.
Es war früh am Morgen des Tages nach der Explosion. Eine Hälfte des Hofs lag in tiefem Schatten. Die Hitze war noch erträglich.
»Als das Feuer ausbrach, habe ich dich schreien gehört.« Drew drückte weiter Arlenes Hand.
»Ja, das stimmt. Ich habe geschrien - deinen Namen.«
»Aber du klangst so weit weg.«
»Ich habe sogar für mich selbst weit weg geklungen. Nach dieser Explosion habe ich überhaupt nichts gehört, das nicht unendlich weit weg klang. Selbst mein eigener Atem schien von fernher zu kommen. Ich wußte lediglich, daß meine Bewegungsfähigkeit weniger eingeschränkt war als die deine. Und wir mußten beide aus diesem Flammeninferno entkommen.«
Drew lachte, so daß seine Rippen heftig schmerzten. Aber das war ihm im Moment egal. Es war ein wundervolles Gefühl zu wissen, daß Arlene am Leben war. »Wie sind wir entkommen?«
»Pater Sebastian hatte Verstärkung dabei.«
»Das nenne ich professionelles Vorgehen.«
»Sie haben uns weggeschafft, bevor die Polizei eintraf«, fuhr Arlene fort. »Ich kann mich zwar kaum mehr an etwas erinnern, nachdem wir nach draußen gebracht worden waren, aber ich weiß zumindest noch, daß wir beide durch die Menge getragen und auf die Ladefläche eines Lkw gehoben wurden. Und dann kann ich mich nur noch erinnern, daß ich schließlich in einem Zimmer im Pfarrhaus der Kirche wieder zu mir kam.«
»Wo ist Pater Sebastian?«
»Näher, als Sie denken.«
Die Stimme ließ Drew herumfahren. Pater Sebastian stand in der offenen Tür. In seinem schwarzen Priesteranzug mit dem weißen Kragen sah er eher wie ein Italiener als wie ein Ägypter aus. Er drückte sich ein Taschentuch an die Nase. Als er aus dem Schatten des Pfarrhauses in den im Sonnenlicht liegenden Teil des Hofs trat, konnte Drew Blutflecken auf dem Taschentuch erkennen.
Der Pater zog sich einen Metallstuhl heran und nahm darauf Platz. »Sie müssen entschuldigen, daß ich mich Ihrer nicht früher
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