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seine innere Unruhe spüren. »Und wenn sie dir ihre Einwilligung verweigern?«
»Auch dann gibt es kein Zurück mehr für mich.« »Nein«, verbesserte sie ihn. »Nicht nur für dich - für uns.« Sie umarmte ihn. »Und wehe denen, die es wagen sollten, sich uns in den Weg zu stellen.«
3
»Ich wohne in der Wohnung meines Schwiegervaters. Sie können gern meine Adresse und Telefonnummer haben, aber ich nehme an, daß Sie sie bereits kennen.«
Eine dichte Rauchwolke ausstoßend, beugte sich der pockennarbige Mann in seinem Ledersessel vor und schaltete das Tonbandgerät auf dem Konferenztisch aus. Er wandte sich Gallagher zu, dem CIA-Chef für Österreich. »Möchten Sie es noch mal hören?«
Die Neonbeleuchtung summte leise. Gallagher klopfte nachdenklich mit den Fingerspitzen auf den Tisch, während drei weitere Männer, die an der Runde teilnahmen, in regloser Stille verharrten.
Gallagher war ein kleiner, drahtiger Mann in einem dunkelblauen Nadelstreifenanzug. Er hielt abrupt in seinem nervösen Getrommle inne und legte statt dessen seine beiden Hände flach auf den Tisch. »Nein danke, das genügt fürs erste. Ich bin mir über den Inhalt von Romulus Worten vollkommen im klaren. Aber hier zählt doch etwas ganz anderes. Sie haben mit Romulus unter vier Augen gesprochen, während ich nur eine Bandaufnahme seiner Worte hören kann. Sie haben seinen Gesichtsausdruck und seinen Blick gesehen, als er das alles gesagt hat. Hat Romulus auch wirklich gemeint, was er Ihnen gegenüber äußerte?«
»Sie meinen, ob er uns nichts vormachen wollte?« Der pockennarbige Mann drückte seine Zigarette aus. »Ich bin davon überzeugt, daß er es ehrlich gemeint hat.«
»Glauben Sie demnach auch, daß Romulus alles für uns tun würde, vorausgesetzt, es handelt sich dabei nicht um ein ausgesprochenes Selbstmordkommando oder eine Mission, die seinen moralischen Grundsätzen zuwiderläuft?«
»Ja, ich würde sagen, daß es ihm damit ernst war.«
»Na gut.«
Ein anderer Teilnehmer an der Besprechung, ein Mann mit einer Glatze, riskierte an dieser Stelle zum erstenmal eine kurze Bemerkung. »Aber so war das doch nicht abgemacht. Ursprünglich hatten wir uns doch darauf geeinigt, daß Romulus untertauchen sollte und daß wir ihn als Gegenleistung dafür in Ruhe lassen würden.«
»Ein Mann mit Romulus Fähigkeiten«, hielt dem Gallagher entgegen, »könnte von größtem Nutzen für uns sein, wenn er wieder für uns arbeiten würde, ohne daß die anderen davon wissen. Romulus ist einer der besten und gefährlichsten Agenten auf der ganzen Welt. Und er wäre bereit, sich uns auf Gedeih und Verderben auszuliefern.«
»Aber nur einmal«, rief ihm der Pockennarbige ins Gedächtnis zurück.
Gallagher hob seine schwieligen Finger - eine Folge seines intensiven Karatetrainings - und massierte sich damit die Schläfen. »Soll er doch, wenn er unbedingt seiner persönlichen Vendetta nachgehen will. Eines bereitet mir dabei allerdings Unbehagen.«
Die restlichen im Raum versammelten Männer warteten, was das wohl sein könnte.
»Diese persönliche Vendetta«, fuhr Gallagher fort, »könnte durchaus berufliche Konsequenzen nach sich ziehen. Schließlich entzieht es sich unserer Kenntnis, auf wessen Konto dieser Anschlag auf Romulus und seine Familie geht. Ebensowenig wissen wir, wer für das spurlose Verschwinden von Romulus Schwiegervater verantwortlich ist. Deshalb müssen wir auf jeden Fall dafür Sorge tragen, daß er weiter unabhängig bleibt und sich nicht mit anderen Organisationen zusammentut.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte der Pockennarbige.
»Keine Sorge, das werden Sie noch früh genug begreifen.
Romulus kann es sicher kaum erwarten, von uns zu hören. Außerdem ist es langsam an der Zeit, daß die Zentrale ihre Zustimmung erteilt.«
4
Der Regen hatte aufgehört. Das Licht der Straßenlaternen brach sich auf dem nassen Gras und in den zahlreichen Pfützen. Die Nachtluft roch frisch und sauber. Nachdem Saul seine Blicke prüfend über die dunkle Straße entlang der Donau hatte gleiten lassen, ging er neuerlich auf den Musikpavillon zu.
Auch diesmal saß der pockennarbige Mann wieder auf dem Geländer und rauchte.
»Romulus«, begrüßte er ihn grinsend und mit weit ausgebreiteten Armen. »Heute scheint Ihr Glückstag zu sein. Ich bin ermächtigt, auf Ihr Angebot einzugehen.«
Erleichtert atmete Saul aus. »Na gut.« Er straffte seine Schultern. »Sobald ich meine familiären Angelegenheiten geregelt habe,
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