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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fügte sie im Stillen hinzu.
    »Nein!«, rief er und packte sie mit seinen starken Fingern an der Hand. Sein Blick schweifte auf den Weg, wo gerade ein Wagen vorbeirumpelte, der Wollstoffballen geladen hatte, die von den Weberhütten nach Colonia gebracht wurden.
    »Es gibt hier viel zu viele Leute, die Rom freundlich gesinnt sind. Um deinet- und um meinetwillen ist es das Beste, wenn niemand sonst weiß, dass ich gekommen bin.«
    »Aber wir müssen reden … Wir haben von der Schlacht gehört. Einige sagten, man hätte dich gefangen genommen, andere wiederum, man hätte dich getötet.« Sie stockte, als sie den Schmerz sah, der seine Augen verdunkelte.
    »Vielleicht hat man mich ja auch getötet, und was du hier siehst, ist nur mein Geist. Und genauso habe ich mich in den vergangenen paar Wochen auch gefühlt, wie ein Geist, der sich unsichtbar und unbemerkt durch das Land schlägt. Viele – viel zu viele – meiner Männer liegen tot dort oben auf dem Hügel.« Er zögerte, blickte dann auf. »Auch dein Bruder Bracios. Er fiel, als er den meinen verteidigte.«
    Boudicca blieb still, sagte dann nach einer Weile: »Danke, dass du mir das sagst.« Seit Kindertagen hatte sie ihren Bruder kaum je gesehen, und die plötzliche schmerzvolle Trauer, die sie nun überkam, galt eher dem Tod ihrer Kindheit als dem seinen. »Aber du lebst, und ich weiß, dass du etwas zu essen brauchst … Wenn du dem Pfad hinunter zum Fluss folgst, kommst du zum Hain der Andraste. Warte dort auf mich.«
    Und da saß sie ihm nun gegenüber, mit einem Korb voller Speisen, Getränke und Verbandszeug, im Schatten des Eichbaumkreises, der den Schrein umschloss.
    »Es ist lange her, dass ich einen solch guten Tropfen Wein getrunken habe«, sagte er und nahm einen weiteren Schluck aus dem ledernen Beutel. »In letzter Zeit gab es nur Wasser, und davor Heidebier. Bis auf den Wein verabscheue ich alle römischen Dinge.« Er seufzte. »Unser Volk könnte heute frei sein, wenn es nicht von vornherein diesem römischen Wein gefrönt hätte.«
    »Mein Gemahl und ich werden dich nicht verraten, aber wir können dir auch nicht helfen«, sagte Boudicca. »Ich habe von den Plünderungen und Verwüstungen der Römer auf ihren Feldzügen gehört, um einem eroberten Land dann ihren ›Frieden‹ aufzubürden. Und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir dir groß weiterhelfen könnten, selbst wenn wir es wagten. Die Männer, die den feurigen Kampfgeist hatten, gegen Rom zu Felde zu ziehen, haben das vor vier Jahren in den Sumpfländern versucht und mit ihrem Leben bezahlt.«
    »Ich wünsche euch, dass ihr gut leben könnt mit dem Frieden, den die Römer euch aufgezwungen haben«, sagte Caratac trocken. »Und ich hoffe, dass er anhält.« Er nahm das Brot, knabberte ein Stück ab und legte es wieder hin. »Du bist eine wunderschöne Frau geworden«, sagte er. »Als du damals in dem Zelt auf Mona den Metbecher herumgereicht hast, warst du wie ein junges Fohlen, schlaksig und aufgekratzt.« Er nahm noch einen Schluck Wein.
    »Und nun bin ich die Rote Stute der Icener – ich soll eigentlich nicht wissen, dass das Volk mich so nennt.« Sie lächelte. »Aber du solltest vielmehr beunruhigt sein wegen der Schwarzen Stute der Briganten.«
    »Ich hoffe, dass sie mir wenigstens zuhört. Immerhin hat Cartimandua vor langer Zeit einmal ein Auge auf mich geworfen.«
    Sie hat dich heiß begehrt, berichtigte Boudicca mit einem inneren Seufzer. Prasutagos war neuerdings etwas fülliger um den Bauch herum geworden, aber sie konnte sich noch immer an seinem beständig brennenden Feuer wärmen. Der Mann vor ihr hingegen hatte den stählernen Körper eines Kriegers, doch das Feuer in ihm, das Männer wie Frauen einst gleichermaßen angezogen hatte, war zu Asche verglommen.
    »Ich muss etwas tun«, fuhr er fort. »Das römische Schwein hat meinen Bruder Epilios gefangen genommen sowie meine Frau und meine Tochter, meine kleine Eigen, das einzige Kind, das mir geblieben ist. Du hast Kinder – du verstehst sicherlich, was ich fühle!«
    Boudicca nickte. »Rigana ist jetzt sechs und hat ihr eigenes kleines Pony. Argantilla ist fast vier.« Sollten sie und Prasutagos keine weiteren Kinder mehr haben, dann bestimmt nicht mangels Versuchen. Aber sie war seither nicht mehr schwanger geworden. Und der Gedanke daran, dass ihren fröhlichen, aufgeweckten, wenn auch zeitweise sehr anstrengenden Kindern etwas zustoßen könnte, war so ziemlich das Einzige, was in diesen Tagen ihren Zorn zu

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