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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bei ihrem Aufstieg gesehen hatte – nun strahlte jeder Baum, jedes Schilfblatt glänzte, und die kleinen Hügelinseln waren wie leuchtende Punkte, die den Energiefluss durch das Land markierten.
    Lhiannon stand da, bekam eine Gänsehaut, so wie vor ein paar Tagen im Heiligen Teich. Jeder Druidenpriester und jede Druidenpriesterin macht diesen Aufstieg, doch kaum einer von hundert findet den Pfad, der zwischen die Welten führt. Wie viele von ihnen haben den Augenblick des Übergangs gar nicht bemerkt? Und wie viele von ihnen haben ihn gespürt und sind vor Furcht wieder umgekehrt? Sie fragte sich, warum ausgerechnet ihr diese Gabe geschenkt war, und wünschte, sie hätte sie mit Boudicca teilen können.
    »Nur wenn die Seele bereit ist, kann sie den Weg finden.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass es nicht ihr eigener Geist war, der da soeben gesprochen hatte, und sie drehte sich mit klopfendem Herzen um.
    Im ersten Augenblick meinte sie, Mearan zu sehen, und errötete vor Freude. Doch dann erkannte sie, dass die Frau, die gesprochen hatte, sehr klein war, so wie eine aus dem Volk des Seedorfs. Sie trug einen Rehfellumhang und eine Krone aus Sommerblumen auf dem Haupt. Und doch wich ihre Freude nicht, denn auch im Gesicht dieser Frau las sie die gleiche Weisheit und Macht. Spontan verbeugte sie sich, so wie sie das vor einer Hohepriesterin ihres eigenen Volks getan hätte, denn eine Königin des Feenvolks war ebenbürtig. Zudem war sie sehr betagt.
    »Die Priester in Oakhalls haben dich gut ausgebildet«, sagte die Frau lächelnd. »Aber dein Volk kommt mich nicht mehr so oft besuchen wie in vergangenen Zeiten. Bist du hierhergekommen, um Zuflucht zu nehmen, nun, da dein Volk im Krieg ist?«
    »Es ist wahr, dass ein fremdes Volk in unser Land eingefallen ist, und so sind die meisten unserer Weisen auf der Insel Mona, wo sie in Sicherheit sind. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das fremde Volk bis dorthin kommt«, antwortete Lhiannon mit einem Anflug von Stolz.
    »Die Zeit hat hier einen anderen Lauf, und ich habe viele Völker in diesem Land kommen und gehen sehen. Aber wenigstens du mögest in Sicherheit bleiben.« Die Feenfrau machte eine Handbewegung, und Lhiannon sah, dass im Innern des Steinkreises ein Tuch über das Gras gebreitet war, darauf Essen und Trinken. Ihr Magen rumorte, als sie das helle weiße Brot erblickte, den geschmorten Wasservogel und die Schalen mit allerlei Beeren und Nüssen. Das morgendliche Mahl war schon eine Weile her.
    Und da fiel ihr plötzlich Boudicca ein, wie sie am Morgen den Brei rührte, während das erste Licht des Tages ihr helles Haar leuchten ließ. Lhiannon war sich sehr wohl bewusst, dass ihre jüngere Freundin vor einer Entscheidung stand, aber nie hätte sie gedacht, dass auch sie nun eine treffen musste.
    »Meine Herrin, ich will deine Gastlichkeit nicht verletzen, aber ich kann meine Freundin nicht allein lassen.«
    Die Frau sah sie gedankenvoll an. »Freundschaft ist eine der größten Tugenden deines Volkes. Aber sie ist noch nicht so weit, dass sie das versteht. Wenn deine Freundschaft währt, dann wird vielleicht die Zeit kommen, da du und sie zu mir zurückkehrt …«
    »Kannst du denn in die Zukunft blicken?«, fragte Lhiannon neugierig. »Werden wir diese Römer aus Britannien vertreiben?«
    Einen Augenblick lang ruhten die Augen der Frau auf Lhiannon. »Ich vergesse ganz, wie jung du bist … Dein menschliches Leben ist ein Fluss, und du bist ganz Teil davon – wie das Wasser, die Wolken und der Regen, so nehmen alle Dinge ihren ganz natürlichen, eigenen Lauf; eine Strömung fließt stark und schnell, ändert sich aber an der Biegung. Die Römer sind sehr stark. Hier, nur hier, an dieser Stelle, zu dieser Zeit, kann ich dir die Zukunft sagen – denn einzig mein Reich erfährt keine Änderung.«
    »Heißt das, ein Widerstand gegen die Römer ist zwecklos?« Lhiannon konzentrierte sich auf den einen Teil der Worte, den sie begreifen konnte.
    »Zwecklos? Keine Tat eines tapferen Herzens ist vergebens. Wenn eure Könige versagen, dann schaut auf eure Königinnen. Eure Liebe und euer Mut wird diesem Fluss eine mächtige Strömung verleihen. Aber du wirst auch Schmerz und Leid erfahren, und eines Tages wirst du sterben.«
    »Aber ich werde daran wachsen«, sagte Lhiannon langsam. »Und hier, zu dieser Stunde, könnte ich nicht größer sein.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass du kein Kind mehr bist«, sagte die Feenfrau. »Gehe mit meinem Segen. Das

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