Avanias der Große
Böntschakis' Empfangssaal ein und trug wieder dieses glänzende schöne Kleid. Der König war gleich wieder von ihr angetan, obwohl er so müde gewesen war. Dieses Mädchen reizte auch ihn, wie gern hätte er sie in diesem Moment in seinen Harem abführen lassen. Aber er wollte seinen Sohn nicht wieder reizen. „Sie sind alle inhaftiert. Auch die Soldaten, die euch begleitet haben. Ich wusste schon immer, dass Sassanias dumm und naiv ist und überhaupt keine Menschenkenntnisse hat! Seine eigene Tochter verrät ihn. Noch in tausend Jahren wird man über ihn spotten.“
Magria machte einen Knicks und lächelte dabei.
„ Ich überlege, was ich mit deinem Vater anstellen werde. Mein Sohn bat mich, sein Leben zu verschonen.“
„ Das hat er wirklich getan?“
„ Ja, das hat er! Er scheint, dich wirklich sehr zu mögen. Das war noch nie der Fall. Du hast ihn verzaubert. Aber das ist angesichts dieser vollendeten Schönheit auch kein Wunder!“
Magria lächelte immer noch und machte wieder einen Knicks.
„Ich bringe es irgendwie nicht fertig, ihn hinrichten zu lassen. Dafür kenne ich ihn zu lange. Und der Tod wäre sowieso nur eine Erlösung für ihn.“
„ Nein, ich möchte nicht, dass Ihr ihn hinrichtet! Trotz allem ist er immer noch mein Vater!“
„ Also fühlt dieses kalte Herz doch etwas!“, sagte Böntschakis und grinste dabei diabolisch. Er mochte lange Reden und Diskussionen nicht, aber in diesem Fall liebte er es, dieses Mädchen zu provozieren. „Nun gut. Ich sagte ja bereits, der Tod ist für viele Krieger nur eine Erlösung. Das war damals im Großen Krieg auch so. Daher habe ich deinen Vater damals verschont. Wie ich sehe, war das absolut richtig, sonst hätten wir heute nicht solch eine Schönheit hier stehen.“
Er grinste sie immer noch an. Sie erwiderte sein Grinsen. Magria wäre bereit gewesen, auch mit ihm zu schlafen. Aber Dümnakis würde dann früher oder später davon erfahren, dachte sie. Daher wollte sie es noch nicht tun. Nicht bevor sie Dümnakis los geworden war.
„Also, was soll ich mit deinem Vater machen?“
Magria senkte ihr Haupt und schwieg eine Weile, da sie überlegen musste. Böntschakis schaute nach unten, wollte ihr Gesicht sehen, aber blieb weiterhin sitzen, denn er war in diesem Moment zu träge, um sich zu erheben.
„Es gibt Schlimmeres als den Tod! Da habt Ihr recht, Majestät! Zum
Beispiel ein elendes Leben bis zum natürlichen Tod leben zu müssen. Mittlerweile siecht er im Kerker dahin, da der Verrat durch seine eigene Tochter ihm schwer zugesetzt hat. Seine Ehre wurde ihm genommen. Aber Ihr müsst ihm noch mehr nehmen!“
„Was meinst du genau?“
„ Nehmt ihm das Augenlicht!“
Sogar Böntschakis erschrak sich, als er diese schreckliche Bitte aus dem Mund der Tochter von Sassanias hörte. „Wahrlich, du bist wirklich eine sehr hinterhältige und böswillige junge Frau! Du schreckst nicht einmal vor deinem eigenen Blut zurück. Du bist eine starke Frau. Und ich liebe starke Frauen!“
Sie lächelten sich gegenseitig an. Magria machte wieder einen Knicks, dieses Mal beugte sie sich etwas nach vorne, so dass Böntschakis ihren tiefen Ausschnitt sehen konnte. Ihre Absicht war klar, sie wollte den König verführen. Dem palparischen König lief das Wasser im Mund zusammen. Er begehrte diese Frau mehr als alle anderen. Er begehrte sie sogar mehr als Uljana. Sie hatte gewonnen. Ihre diabolische Art, gepaart mit ihrer Kindlichkeit, war es, die Böntschakis überwältigt hatte. „Du wirst mir gehören.“
Obwohl sie es schon geahnt hatte, kamen diese Worte nun doch überraschend für sie. Immer noch grinsend schaute sie zum Herrscher auf. Langsam schüttelte sie den Kopf.
Dieser Speisesaal bot sich Bestens an für einen von der Öffentlichkeit abgeschnittenen Zweikampf. Lumkin schlug mit seinem Schwert auf Avanias ein, als wäre dieser sein größter Erzfeind. Malgarias saß immer noch gelassen auf seinem Platz. Er trank sogar immer noch ruhig aus seiner Tasse Kaffee. Die ganze Zeit über beobachtete er Lumkin. War dieser kleine Junge wirklich ein Verräter? Würde er Avanias töten?
Sie stießen einige Stühle um. Der Prinz war sichtlich über Lumkins hervorragende Beinarbeit überrascht. Doch eine kleine Unachtsamkeit kostete dem Schmied den Sieg. Sein Schwert lag auf dem Boden, Avanias hatte ihn jetzt in Bedrängnis. Er setzte die Klinge seines Schwertes an seine Kehle. „Sag uns, wer du bist?“
Lumkin hielt seine Hände hoch, ohne eine
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