Avanias der Große
dass sie in meinem Haus übernachten.“
„ Ihr habt richtig gehandelt. Heutzutage kann man nie sicher sein. Ich habe mir überlegt, Ihr könntet uns begleiten und uns behilflich sein.“
Alanias starrte Avanias entsetzt an.
Ruban zeigte seinem Auftraggeber die Riesenröhre, die er selbst konstruiert hatte. In Rubans Werkstatt war es eng und die Möbel waren veraltet, aber Avanias gefiel diese Abgeschiedenheit von dem Rest der Welt, denn er befand sich ja sonst immer im Mittelpunkt der Weltpolitik. Avanias staunte bei dem Anblick dieser Röhre. „Du hast Vortreffliches geleistet, Ruban. Ich danke Dir!“
Ruban verneigte sich nur. Dann deckte er die Röhre wieder mit einer Decke zu, nahm einen Stuhl von der anderen Ecke und setzte sich zu Avanias. Der dicke Mann hatte keine Freunde und nur noch Avanias war sein Freund. Zumindest wollte er ihn zu seinem Freund machen. Die meisten Menschen wollen lieber einen bedeutenden, gesellschaftlich wichtigen Menschen als Freund. So auch Ruban.
„ In einigen Tagen werden wir mit der gesamten Armee losmarschieren. Bis dahin hast du hoffentlich noch die anderen Röhren fertig!“
„ Mach dir darüber keine Gedanken!“
„ Gut. Denn jetzt wird es immer ernster. Wenn wir erst einmal losmarschiert sind, gibt es kein Zurück mehr! Wenn es sie gibt, mögen uns die Götter zur Seite stehen!“
„ Ich bin mir auch nicht sicher, ob es die Götter gibt! Aber sicherlich gibt es eine Art höhere Macht. Jedoch bin ich der Meinung, dass ein jeder von uns sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss!“
„ Ja, das denke ich auch! Den meisten Menschen aber bleibt nicht viel und der Trost bei irgendwelchen Göttern, ob sie nun real oder nicht real seien mögen, ist das Einzige, was sie tröstet!“
„ Ach, je älter man wird und jeden Tag über alles in der Welt nachdenkt, so wie ich, umso irrelevanter kommt einem alles vor!“
„ Ist das wirklich so?“
„ Ja, man resigniert vor der Welt! Hast du nicht auch manchmal dieses Gefühl, dass du einfach aufgeben möchtest?“
„ Ich verstehe, was du meinst. Wir verändern uns alle. Dem kann sich wohl keiner entziehen. Vor einigen Monaten war ich noch ein ganz anderer Mensch. Jetzt sehe ich die Welt mit ganz anderen Augen. Und vor allem sehe ich sie nicht mehr so oberflächlich.“
„ Ja, das tu ich auch schon lange nicht mehr. Auch bei mir gab es eine Zeit, wo ich dachte, ich könnte alles in meinem Leben, was ich mir vorgenommen hatte, erreichen. Das Leben ist dann aber anders verlaufen und zieht einem einen Strich durch die Rechnung!“
„ Ja, wir alle haben unsere Probleme. Heute habe ich einen Mann von geringer Körperlänge kennengelernt. Was muss der für ein hartes Leben haben! Ich habe Mitleid mit ihm gehabt und habe ihm eine Stelle bei uns angeboten.“
„ Meinst du vielleicht Alanias?“
„ Ja, genau, das ist sein Name.“
„ Den kenne ich schon seit langer Zeit. Er ist sehr intelligent.“
„ Ich werde ihn unterstützen. Hoffentlich wird er ein normales Leben führen können.“
„ Er sollte lieber nicht in der Schlacht mitkämpfen. Er ist zu intelligent, wir dürfen ihn nicht verlieren. Daher schlage ich vor, er assistiert mir.“
„ Ja, das halte ich auch für eine gute Idee.“
Er stand auf und ging zur Tür, er blieb plötzlich stehen. „Hätte ich beinahe vergessen. Die Nichte des Königs der Mentschaken ist zu uns gekommen. Sie will uns auf dem Feldzug begleiten.“
Ruban rieb sich seinen Bauch, als sei ihm urplötzlich sehr schlecht geworden.
Urtschana traf mit den versprochenen Truppen am nächsten Tag ein. Die beiden anderen Prinzen folgten nur kurze Zeit später. Ein Teil der Soldaten wurde innerhalb des Palastes untergebracht, die anderen mussten sich unter das Volk mischen oder sich die Unterkunft in den verschiedenen Vororten suchen.
Kumbon, Oilef und Urtschana wurden von Avanias und Malgarias freundlich empfangen. Avanias drängte darauf, die Vorbereitungen für den Feldzug so schnell wie möglich abzuschließen, um dann aufbrechen zu können.
Am späten Abend versammelten sie sich im großen Speisesaal an einem Tisch. Sie alle waren da, die sieben Prinzen, und auch Malgarias, Lamandias und Burgandias und sogar auch Bandrakis. Lumkin und Ruban sollten natürlich auch nicht fehlen. Alanias saß zwischen Aschawischti und Menko.
Avanias, der in der Mitte auf der vorderen Seite des Tisches saß, dort, wo sein Vater immer seinen Platz eingenommen hatte, erhob sich und wollte schnell
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