Avanias der Große
wenn sie merkte, dass diese Intrigen und Machenschaften ein Ende hatten, dann warf sie dieses Spielzeug einfach weg. Nun hatte sie sich einen ganz neuen Plan erdacht. Sie wollte Dümnakis loswerden, wieder zurück nach Avania gehen und dort ihren Bruder um Vergebung bitten. So listig und intelligent wie sie war, wusste sie genau, dass ihr Bruder ihr ihre vorgetäuschte Reue abkaufen, ihr vergeben und bei sich aufnehmen würde. Lange hatte sie überlegt, was sie mit Dümnakis machen sollte. Erst hatte sie gedacht, sie müsste ihn töten, vergiften oder erschlagen. Dann fand sie heraus, dass sie nicht die Art von Frau war, die diesen Mann mit ihren eigenen Händen hätte zu Tode erwürgen können. Dafür hätte er ihr schon Einiges an sehr üblen Dingen antun müssen, aber er war ja nett zu ihr und liebte sie aufrichtig. Und Gift stand ihr nicht zur Verfügung. Wenn doch, dann hätte sie nicht lange gezögert, Dümnakis auf diese Weise das Leben zu nehmen.
Sie waren durch das Ostran-Gebirge gezogen und wollten durch den Dschungel ziehen, da dort nur sehr wenige Menschen lebten, beziehungsweise sich nicht für längere Zeit dort aufhielten. Nun
waren sie irgendwo mitten im Dschungel, rasteten die Nacht über dort und hatten auch ein Feuer gemacht. Dümnakis war jagen gegangen, so hatten sie immerhin noch Fleisch zum Essen.
Es war noch nicht ganz dunkel geworden, als sie dort um das Feuer herum saßen. Seit einigen Tagen schon hatten sie keinen engen Kontakt mehr zueinander.
Magria wartete den richtigen Moment ab. „Ich kenne die Geschichte deiner Mutter.“
„Ach, ich habe jetzt keine Lust, über solche Themen zu diskutieren! Palanie ist meine Mutter!“
„ Nein, das ist sie nicht! Und das weißt du auch!“
„ Und wenn schon, wen interessiert es noch?!“
„ Mich interessiert es und ich denke, einige andere Menschen wohl auch, denn sie ist auch meine Mutter!“
„ Was sagst du da?“
„ Du hast richtig gehört! Deine Mutter ist auch meine Mutter! Böntschakis hat sie damals im Großen Krieg bei sich gehalten und mit ihr einen Sohn gezeugt. Später hat mein Vater sie mit sich genommen. Lalindria ist deine Mutter!“
„ Ich bin also dein Halbbruder? Dein Bruder?“
„ Ja, du naiver Schwachkopf! Hättest du mehr Druck auf deinen Vater gemacht, dann hätte er es dir bestimmt erzählt!“
Dümnakis geriet in Rage. Er hastete hin und her, fasste und kratzte sich am Kopf. Es konnte alles nur ein schlechter Witz sein, dachte er, aber das war es nicht. Er fühlte sich so, als hätte jemand mit einem Hammer auf seinen Kopf eingeschlagen.
Magria saß immer noch auf dem Holzstamm. Sie lächelte schelmisch. Es gefiel ihr, diesen jungen Mann so orientierungslos zu sehen. Was dachte er in diesem Moment, fragte sie sich.
„ Wir haben miteinander geschlafen. Wir haben wie Eheleute gelebt
und mein Vater hat mir dennoch die Wahrheit verschwiegen? Nein, das kann nicht sein! Du lügst!“
„Was hättest du, verdammter Bastard, denn von ihm Anderes erwarten können? Er ist fast genau so durchtrieben wie ich. Ihm gefiel bestimmt der Gedanke, dass wir beide zusammen sind!“
„ Ich fasse es nicht! Ich kann es nicht glauben!“
„ Dein Vater war doch, wie du doch selbst mal gesagt hast, der größte Schurke überhaupt!“
Er schlug mit seinen Armen auf den Holzstamm, auf dem er zuvor gesessen hatte, ein. Er schrie laut, seine Zähne knirschten. Dann starrte er Magria an. Er streckte den Zeigefinger seiner rechten Hand gegen sie aus. „Jetzt erkenne ich, was für eine Hure du doch bist! Du bist von Dämonen besessen! Du bist verdammt! Und nun hast du auch mich in diese Verdammnis mit hineingezogen.“
„Hör auf, herum zu heulen, du Kleinkind! Dann sind wir eben von deinen Göttern verflucht! Ich glaube sowieso nicht an sie! Sie existieren nicht! Außerdem werde ich mich jetzt von dir lösen und wieder zurück nach Avania gehen!“
Von Dümnakis kam keine Reaktion mehr. Er hatte sich wieder hingesetzt und fasste sich mit den Händen am Kopf.
Magria schlich sich davon. Sie ließ das Pferd zurück, nahm nur das Nötigste mit. Irgendwie wollte sie sich bis nach Avania durchschlagen. Sie hatte kein Geld bei sich, aber sie wusste ja, wie sie an Geld herankommen konnte.
Die erste Nacht allein hatte sie gut überstanden.
Als sie dann am späten Abend beinahe wieder den Ostran erreichte, tauchte plötzlich Dümnakis wieder auf.
Sein Gesicht war voller Schweißtropfen und Dreck, seine Haare ebenfalls sehr
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