Avanias der Große
Hand mit all seiner Kraft auf Rubans Genick ein. Ruban fiel wie ein Sack um.
„ Ach du Scheiße! Ich habe ihn nicht umbringen wollen!“
„Nein, er ist nicht tot. Den Göttern sei Dank!“
„ Was machen wir jetzt?“
„ Weißt du, wo er wohnt?
„ Ja, nur ein paar Häuser die Straße herunter.“
„ Gut. Dann tragen wir ihn zu seinem Haus!“
Lumkin wollte Einspruch erheben, aber da er diesen armen Mann im Eifer erschlagen hatte, obwohl er ihm kein Unrecht angetan hatte, sah er ein, dass es das Mindeste war, was er als Wiedergutmachung würde tun können. Also nahm ein jeder der beiden einen Arm Rubans, legten ihn um ihren Rücken und trugen ihn etwa 50 Schritte weiter die Straße entlang bis zu seinem Haus.
„Hier, links, das ist es!“, sagte Lumkin und keuchte dabei.
Sie bogen links in die Gasse neben der Straße ein und blieben vor
dem zweiten Haus in der Reihe stehen.
„ Klopfen brauchen wir nicht! Er lebt allein.“
Avanias betastete Rubans Oberkörper und fand den Hausschlüssel unter seinem Hemd. Er überreichte ihn Lumkin, der sofort die Tür öffnete. Sie trugen Ruban hinein, zogen ihn durch den Flur hinter der Haustür, bis sie zu einem großen Raum kamen, der sich von der einen Seite zur anderen Seite des Hauses erstreckte. Sie legten ihn auf ein altes, staubiges Bett. Lumkin und Avanias schauten sich in dieser alten verdreckten Hütte um. Voll Staunen sahen sie auf einem großen, mehr als zehn Ellen breiten Tisch mehrere große Gegenstände, die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatten. Es lagen dort aus Eisen angefertigte Röhren, Schienen, ja ein komplettes Gerüst. Wofür Ruban so etwas verwendete, konnten die beiden Jugendlichen nicht erraten. Links von Lumkin in der Ecke stand ein Regal, auf dem einige Gefäße mit verschiedenen Pulvern drin lagen.
„Könntest du mich jetzt in deinen großen tollen Plan einweihen?“
Jetzt brach das Eisen zwischen den beiden. Lumkin war eigentlich kein temperamentvoller Mann, eigentlich war er humorvoll, aber er konnte, wenn es ihm zu unangenehm wurde, sehr wütend werden.
„Schon gut! Ich erkläre es dir. Ich wollte meinen Vater überreden, gegen Böntschakis in die Schlacht zu ziehen. Ich konnte ihn nicht überzeugen. Er meinte, wir wären noch zu schwach. Aber mit dieser Waffe hier, die Blitze, oder was auch immer da hervorschießt, könnten wir Böntschakis' Armee vernichten!“
Lumkin betrachtete Avanias verdutzt, dann nach einer Weile lachte er laut. „Das ist der Grund, warum du uns auf diesen Spinner hier angesetzt hast? Oh Mann!“
„Wieso? Was meinst du?“
„ Ruban ist ein Vollidiot, ein Träumer und ein Versager! Mehr nicht! Schau ihn dir doch an! Da liegt er halbtot. Nur die Götter wissen, was für ein Zeug er da erschaffen hat!“
„ Du glaubst an die Götter?“
Zum ersten Mal lächelte Avanias wieder.
Lumkin schwieg, er wollte nichts mehr zu der Sache sagen, den Sohn des Königs hätte er sowieso nie von seiner Meinung überzeugen können. Er suchte nach einem Stuhl, er fand einen alten aus Holz angefertigten, sehr verstaubten Sessel in der anderen Ecke des Zimmers. Mit seinen Händen wischte er den Dreck weg und setzte sich darauf. Avanias schwieg ebenfalls, er blieb ein paar Schritte vor Rubans Bett stehen.
Nach einigen Augenblicken erwachte Ruban. Ihm war schwindelig, er rieb sich die Augen und sah, dass er nicht allein war. Er saß wie erstarrt, ohne sich zu bewegen, auf seinem Bett und starrte Avanias verängstigt an.
„Wir wollen dir wirklich nicht wehtun. Wir wollen nur wissen, wie du diesen Blitz hergezaubert hast!“, brach Avanias das Schweigen und sprach langsam und mit freundlichem Ton.
Vorsichtig stieg der dicke Mann von seinem Bett herab und machte kurze Schritte in Richtung seines Arbeitstisches. Er legte eine der eisernen Platten auf den Rand des Tisches und schob alles daneben weg. Dann schlenderte er zum Regal und nahm eines der Gefäße in seine Hände, öffnete es und streute etwas von dem schwarzen Pulver auf die Platte. Er nahm eine kleine Kerze, von denen er so viele quer im Zimmer herum liegen hatte. Das Feuer der Kerze hielt er auf das Pulver am oberen Ende der Platte. Genau in jenem Moment knallte es laut und es schossen Flammen von der Platte nach oben bis zur Decke. Avanias und Lumkin erschreckten sich und zuckten zusammen.
„Unglaublich! Wo hast du dieses Zeug her?“, fragte Avanias Ruban.
„ Ich habe es von einem mabawarischen Händler gekauft. Er meinte, er hätte es aus
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