Avanias der Große
sitzt im Gefängnis. Er kann euch doch nichts anhaben. Also, belästigt mich nicht mehr damit!“
„ Solange er noch lebt, wird er immer eine Gefahr für uns darstellen. Deswegen muss er sterben. Je eher, desto besser.“
Böntschakis hielt es nicht mehr aus. Dieser Priester war so stur. Der König hätte jeden Anderen schon längst für seine Unverschämtheit hinrichten lassen. Aber Bronanis war ein Mann mit Einfluss, den er nicht einfach so um die Ecke bringen konnte.
„Ich bitte Euch, mein Gebieter!“
„ Ja ja, schon gut. Er wird bald hingerichtet werden.“
Bronanis verneigte sich vor seinem König. Dümnakis ertrug das Geschwafel nicht und verließ frühzeitig den Saal. Plötzlich ging das Tor wieder auf und ein Bote betrat den Saal. Er schnaufte und brach beinahe zusammen. Böntschakis seufzte. Am liebsten hätte er jetzt den Thron beiseite geschoben und einem Anderen die Pflichten überlassen.
„Majestät, ich bin so schnell gekommen, wie ich nur konnte. Die Bentschuren haben sich erhoben.“
Das hatte Böntschakis jetzt nicht erwartet. Sein Gesicht alterte augenblicklich um mehrere Jahrzehnte. Bronanis verzog sich klammheimlich. Wer konnte schon ahnen, was der unberechenbare Herrscher im Affekt tun würde.
„Was? Das kann doch nicht sein!“
Sassanias konnte es nicht fassen, dass sein Sohn ihn wieder mit demselben Anliegen nerven würde. Dies würde aber das allerletzte Mal sein, dass sie darüber sprachen, legte er still für sich fest. In der riesigen Empfangshalle war es ruhig, der König, Malgarias und Avanias gemeinsam mit Ruban und Lumkin waren anwesend. Lamandias, Oberbefehlshaber der früheren alvestischen Armee war mit seinem ergebenen Mitstreiter Burgandias auch da. Avanias hatte sie herbeigerufen, um ihnen seinen neuesten Plan zu präsentieren. Er legte einen Topf aus Lehm, in dem eine leichte Kugel von einem Viertel Elle Umfang lag. Aus dem Topf führte ein Faden, den er aus Baumwolle gebunden hatte. Die Schnur führte einige Ellen entlang zu ihm. Er achtete darauf, dass jeder in ausreichendem Abstand zum Topf stand, Platz wurde mitten im Raum gemacht. Ruban fühlte sich unwohl in dieser Gesellschaft. Er war dem König nie persönlich begegnet und noch nie in seinem Leben in diesem Schloss gewesen. Er hielt seine Hände quer übereinander auf seinem kugelförmigen Bauch und bewegte sich vor Scham nicht.
„ Schau gut zu, Vater!“, rief Avanias dem König wie ein kleines Kind, dass sich auf Geschenke freut, entgegen. Ruban schaute herüber zu seiner Rechten Avanias an, dann nach links zum König. Dieser Junge hatte ihn angelogen, er war also der Sohn des Königs.
Avanias zündete die Schnur an und trat einen Schritt zurück in Deckung. Nachdem der Zündfaden bis hin zum Topf ganz entzündet war, explodierte der Topf und zerbrach in viele einzelne Stücke. Die Kugel schoss bis an die Decke und schlug ein großes Loch hinein. Besonders Sassanias erschreckte sich und hielt sich während des Knalls die Augen zu. So etwas hatte er noch nie erlebt. Malgarias und Lamandias hingegen schienen unbeeindruckt zu sein. Avanias lachte auf vor Freude und blickte seinen Vater an. Sassanias war jedoch sauer: „Du hast mich beinahe zu Tode erschreckt mit diesem Dämonenzeug. Das ist nicht witzig!“
„Nein, Vater, das wollte ich ja auch nicht!“
„ Ich denke, er will diesen Stoff als Waffe gegen den Feind auf dem Schlachtfeld benutzen. Habe ich Recht, Avanias?“, schaute Malgarias Avanias mit starrem und keine Regung zeigendem Gesichtsausdruck an. Sassanias hatte Malgarias akustisch nicht richtig vernommen.
„ Ja, du hast Recht, Malgarias! Stell dir vor, Vater, wir würden
noch mehr von diesem Pulver und noch größere, schwerere Kugeln verwenden, wir könnten damit die Mauern Östrakes einreißen, ohne direkt unsere Männer sie stürmen lassen zu müssen.“
Avanias dachte, er würde mit dieser neuen genialen Entdeckung seinem Vater imponieren, doch es war das Gegenteil der Fall, denn Sassanias schüttelte den Kopf. „Du machst mich lächerlich vor allen Anwesenden! Konntest du denn nicht nur mir allein davon erzählen?“, warf er Avanias zornig an den Kopf.
„ Nein, es ist eine Angelegenheit, die uns alle hier betrifft! Warte doch erst einmal ab, bis ich zu Ende erklärt habe! Dieser Mann hier, sein Name ist Ruban, er ist ein Wissenschaftler, er hat die Wirkung dieses Wunderpulvers entdeckt. Er kann uns noch viel, viel mehr davon besorgen.“
„ Ja, das ist richtig.“, brach
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