Avanias der Große
kann.“
Avanias starrte seine Schwester verwundert an. Hatte etwa Lumkin geplaudert? Oder war seine Schwester einfach zu schlau und hatte seinen Plan durchschaut? Er hielt die letzte Vermutung für realistischer.
„Äh, ja, das ist durchaus vorstellbar.“
„ Habt ihr irgendetwas Spezielles in nächster Zeit damit vor?“, fragte sie Avanias mit wissbegierig starrenden Augen.
„ Eigentlich nicht. Solch eine Waffe kann man ja auch hervorragend zur Verteidigung verwenden. Falls es mal dazu kommen sollte.“
„ Mir kannst du vertrauen, Bruder! Ich würde dir nie wehtun können
und schon gar nicht dich verraten!“
„Ja, ich glaube dir.“
„ Dann erzähl es mir!“
„ Nun gut. Wir planen einen Angriffskrieg gegen Böntschakis.“
„ Aber wie? Wir haben doch keine Truppen zur Verfügung.“
In diesem Moment schöpfte Avanias Verdacht. Wieso wollte Magria alles so genau wissen? Was hatte sie im Sinn? Konnte er ihr wirklich vertrauen? Die Mission durfte nicht gefährdet werden. Alles Fragen und Gedanken, die ihn für eine Weile lang zum schweigenden Nachdenken brachten. Aber sie gehörte zur Familie. „Wir werden versuchen, Verbündete zu gewinnen. Ich werde demnächst zusammen mit Malgarias aufbrechen.“
„Zu welchem Volk gehst du zuerst?“, hakte sie eifrig weiter nach.
Gerade als er auf diese Frage antworten wollte, klopfte es an der Tür. Die Tür ging auf. Magria schaute bestürzt. Nandia betrat den Raum.
„ Glaub ja nicht, ich wüsste nicht Bescheid! Auf meiner Reise hierhin hörte ich von einem entflohenen Schmied, der gesucht wird. Du bist ganz schön schlau, dich hier zu verstecken.“
„ Die Leute reden doch nicht mehr darüber. Ich war doch schon wieder in der Stadt. Bitte, Meister Malgarias, sagt es niemand!“
Der alte Mann zupfte an seinem langen Ziegenbart, wie er es immer tat, wenn er über eine heikle Sache nachdachte. Lumkin stand wie ein Gefangener vor der Vollstreckung seiner Todesstrafe vor ihm.
„Ich traue generell keinem Fremden. Bei dir aber habe ich das Gefühl, dass du kein Verräter bist.“
Ein Stein fiel Lumkin vom Herzen. Er verneigte sich.
„Aber ich warne dich, wehe du stellst irgendetwas an, dann werde ich ihnen alles erzählen.“
„ Nein, ich werde euch treu dienen. Ich habe niemand da draußen.“
Malgarias musterte den kleinen Jungen. Gewiss konnte er niemand trauen, schon gar nicht einem entflohenen Täter, aber dieser Junge hatte eine besondere Ausstrahlung, wie sie der Alte selten zu Augen bekommen hatte. Er räusperte sich. „Ich habe gesehen, du hast ein Auge auf Nandia geworfen. Ich muss dich warnen.“
„Nein, da irrt Ihr Euch.“
„ Spiel mir nichts vor, Junge! Ich meinerseits habe nichts gegen eure Beziehung. Aber vergiss nicht, sie ist die Tochter des Sassanias. Glaubst du wirklich, er würde sie einem gemeinen Schmied zur Frau geben? Ich kann dir nur raten, fange nicht erst damit an, sonst reitest du dich da in etwas hinein, was dir zum Verhängnis werden kann.“
Ja, Lumkin mochte sie. Malgarias sagte ihm nur etwas, was er schon längst wusste. Aber Liebe macht ja bekanntlich blind.
„Du bekommst deine Gelegenheit. Der König ist gütig. Wenn du dich gut schlägst, wird er dich gut entlohnen. Sag mal, dieser Ruban, wo habt ihr ihn gefunden?“
„ Wir mischten uns vorgestern Abend unter das Volk, da hörten wir diesen lauten Knall. Wir statteten ihm einen Besuch ab und machten ihm ein Angebot.“
„ Ein Angebot, aha.“
Der Alte merkte sofort, Lumkin erzählte ihm nicht die ganze Wahrheit. Er räusperte sich wieder. „Euer Test war wohl erfolgreich. Hat Avanias dir irgendetwas über seine Pläne verraten?“
„Wisst Ihr das noch nicht? Er will schon übermorgen aufbrechen.“
Malgarias war bisher nie von den Plänen seines Schützlings beeindruckt. Aber jetzt weihte sein Schüler ihn offensichtlich nicht mehr in seine Pläne ein. Er stand hastig auf. „Übermorgen schon? Das gibt es doch nicht!“
Die ganze Welt schien sich in einem Schlag gegen ihn verschworen zu haben. Dabei war Böntschakis sich seiner ewig währenden Herrschaft so sicher gewesen. Was sollte er jetzt tun? Der Sklavenaufstand musste unverzüglich niedergeschlagen werden. Wenn die Nachricht des Sklavenaufstands sich verbreiten würde, könnte das die Feinde seiner Macht ermutigen, sich gegen ihn zu erheben. Aber auch dieses Ereignis würde ihn nicht dazu bewegen, seine Soldaten an vorderster Front gegen die Aufständischen anzuführen. Nun war er
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