Avanias der Große
Vielleicht werde ich nicht mehr die Ehre haben, ihn zu treffen. Er predigte Liebe und, wenn man dem gemeinen Volk Glauben schenken soll, er heilte die Kranken. Ich hätte sehr gerne mit ihm persönlich gesprochen. Als ich losfuhr, wurde er zu meinem Vater geführt. Wissen die Götter, was sie mit ihm tun werden.“
„ Das ist grauenhaft. Was hat er denn für ein Verbrechen begangen?“
„ Keines, soweit ich weiß.“
Avanias erkannte, dass diese junge Frau offenbar ein gutes Herz besaß. Unerklärlich für ihn, wie solch ein warmherziges Mädchen von einem der schändlichsten Männer abstammen konnte.
„Sie behaupten, er könne sogar Tote zum Leben erwecken.“, erzählte sie Avanias, ohne ihn dabei anzugucken, da sie selbst noch nicht an diese Geschichten glaubte.
„ Tote?“, schrillte Avanias aus seiner Kehle heraus und lachte danach. So etwas Fantastisches hatte er noch nie in seinem Leben gehört. Wie konnte jemand, der schon seit einigen Tagen tot war und schon verwest ist, wieder zum Leben erweckt werden, fragte er sich. Das wäre wahrlich das größte Wunder aller Zeiten, dachte sich Avanias.
„ Ja, Tote! Ich wäre auch gerne einmal bei einem dieser Schauspiele dabei.“
„ Dieser Mann scheint äußerst bemerkenswert zu sein. Vielleicht werde auch ich eines Tages ihn sehen und mit ihm sprechen dürfen.“
„ Leider mag mein Vater ihn nicht. Er sagt, der Mann würde das Volk gegen ihn aufhetzen. Jemand, der Liebe predige, würde das Volk nur schwächen und ihnen ihre Kampfmoral nehmen.“
„ Kriege sind grausam! Aber es gibt Zeiten, da bleibt einem nichts Anderes, als zu kämpfen. Töten ist etwas Schreckliches, was einen nicht mehr loslässt. Ich selbst musste einmal diese schmerzliche Erfahrung machen. Ich dachte, ich würde mich danach besser fühlen, doch dem war ganz und gar nicht so!“
Avanias suchten manchmal böse Geister heim, nachdem er den Palparen in Tschakkias' Kneipe erstochen hatte. Es waren schreckliche Alpträume, an die er sich aber nach dem Aufstehen kaum erinnern konnte. Jetzt aber, neben der Prinzessin von Östrake, sah er die Welt mit anderen Augen. Nicht alle Palparen waren bösartig. Er betrachtete die Angelegenheit nun differenzierter. Daher musste er von nun an an diesen Mann in der Kneipe denken und er fühlte sich ziemlich schlecht dabei.
„Ich kann gut verstehen, was Ihr meint. Einige meiner besten Freunde haben mir solch ähnliche Geschichten erzählt. Mögen die Götter, die Euren und unsere, uns von blutigen Kriegen verschonen!“
„ Euer Vater irrt! Könnt Ihr ihn nicht umstimmen?“
„ Er ist ein sturer Mann. Einmal habe ich es versucht, aber er wurde zornig und hätte mich bestimmt geschlagen, wenn ich nicht schon fort gegangen wäre.“
Avanias fühlte sich bestätigt. Sie war überhaupt nicht wie ihr Vater. Sie kamen in eine Ecke, wo mehrere halussische Soldaten standen.
„Diese Männer wissen vielleicht, wo wir Söldner anwerben können.“, bemerkte Sarafie nebenbei. Avanias nickte ihr zu und fragte die Männer, die erst misstrauisch waren, aber einer der Männer war sehr freundlich zu Avanias, und verwies ihn auf eine Beamtenstube der Soldaten zwei Straßenecken weiter. Dort würden sie einige Männer gegen Entgelt anwerben können. Sie schlenderten weiter, Malgarias und die anderen Männer waren irgendwo in der Menschenmenge hinter ihnen abgetaucht.
Nach einigen Schritten und Straßenecken sahen sie die Stelle, die der Soldat gemeint hatte. Vor ihnen war ein hohes Gebäude, erbaut aus Beton, unten war ein offenes Fenster, dahinter, drinnen, saß ein Mann, ein Verwalter der Armee.
Sie blieben auf der Straße vor dem Gebäude stehen und warteten auf ihre Freunde. Nach einigen Augenblicken erblickten Malgarias und die anderen Männer sie.
Avanias verhandelte mit dem Verwalter, er schlug ihm vor, die drei Bentschuren gegen drei Söldner auszutauschen. Die Söldner würden nach einigen Monaten sowieso wieder zurückkehren, nachdem „seine Schwester“, die Prinzessin, an ihr Ziel angelangt sei und sie nicht mehr benötige.
Der Verwalter war einverstanden und die Prinzessin bedankte sich höflich bei Avanias. Avanias hielt dies für eine gute Verhandlung, die Männer hätten somit quasi ihre Freiheit erlangt.
„ Es wird dunkel. Wir sollten eine Herberge suchen, Eure Majestät!“, schlug Avanias ihr vor.
Sarafie stimmte ihm zu und sie erkundigten sich nach einer Herberge in der Nähe. Ein Passant verwies sie auf eine Herberge namens
Weitere Kostenlose Bücher