Avanias der Große
junge Frau. Aber es wäre nicht richtig, sie zu fragen, dachte er. Jedoch konnte er sich dann doch überwinden. „Verzeiht mir meine Indiskretion. Wahrscheinlich ist es Euch schon aufgefallen.“
Nandia blieb nun auch stehen. Sie merkte auch, nun würde ihr eine für sie unangenehme Frage gestellt werden.
„ Ich rang mit mir selbst. Aber ich muss Euch das fragen, auch wenn Ihr mir bereits gesagt habt, Ihr wäret schon einem Prinzen versprochen. Sagt mir, kann ich in Hoffnung leben?“
Gewiss hatte er schon viele schöne Frauen gesehen, Frauen aus Alvestia, und auch aus anderen benachbarten, freundlich gesinnten Völkern. Doch diese hier war weitaus schöner. Sprachlos, wie verzaubert, betrachtete Avanias sie, von oben bis nach unten. Für eine Prinzessin war sie jedoch schlicht gekleidet, nämlich in einem engen schwarzen Kleid. Am unteren Ende, am Samt ihres Kleides, sah er es, den schwarzen Drachen, das Symbol des Feindes. Er überlegte eine Weile und erinnerte sich, er hatte schon einmal etwas von der ältesten Tochter des Tyrannen Böntschakis gehört.
Malgarias stand nun auch neben Avanias und sah auch das Abzeichen des Feindes. Er starrte ihn entsetzt an. Doch Avanias' Miene veränderte sich nicht. Es schien, als ob es ihm gleichgültig wäre, aus welchem Hause diese schöne Frau stammte oder wessen Tochter sie war. Malgarias erkannte sofort, dass dieses junge Ding seinen Schützling im Nu erobert hatte. Zu gut wusste er aus eigener Erfahrung, wie leichtsinnig die jungen Menschen waren, wenn es um Liebe und Gefühle ging. Er fühlte sich nun dazu berufen, seinen Prinzen vor dem Begehen eines solch großen und fatalen Fehlers zu bewahren. Malgarias schritt schleichend unauffällig an Avanias heran, fasste ihn an seiner linken Schulter, deutete ihm damit an, er wolle unbedingt mit ihm sprechen. Avanias starrte weiterhin gebannt die Prinzessin an, ohne ein Wort von sich zu geben. Er hatte nebenbei bemerkt, dass Malgarias ihm etwas sagen wollte und machte zwei Schritte nach links in dessen Richtung. Natürlich wusste er schon, was Malgarias ihm sagen wollte.
„Ihr habt es gesehen! Wie ich Euch eben schon gesagt habe, es war nicht unser Problem! Wir hätten uns da nicht einmischen sollen! Nun stecken wir in großen Schwierigkeiten.“
Avanias aber blieb weiter gelassen, er dachte nur an die schöne Frau. Gewiss war sie die Tochter seines größten Erzfeindes, aber eine Frau mit solch einem unvergleichlichen Charisma werde wohl kein Monster sein, wie er dachte.
Als er Avanias' Miene sah, erkannte Malgarias, dass es schon zu spät war. Nicht einmal mit Gewalt würde er den jungen Prinzen davon abhalten können, ihre Mission hier wegen dieser Prinzessin zu unterbrechen.
„ Wir haben einer Unschuldigen das Leben gerettet. Nur das zählt!“
Er machte paar Schritte wieder zurück und stand wieder direkt vor der Prinzessin. Sie setzte sich ihren weißen Hut auf, den die Damen vom Hofe für gewöhnlich trugen und lächelte Avanias an. Avanias lächelte zurück. Die Frau würde sich ihm bestimmt öffnen, dachte er.
„Wer seid Ihr? Würdet Ihr mir Euren Namen nennen? Bin ich nun Eure Gefangene?“
Avanias fand sich in einem Dilemma wieder. Er konnte ihr nicht seine wahre Identität verraten, denn in diesem Fall würde sie ihn verstoßen.
Hastig drehte er sich zur Seite um, zu Malgarias. Jener schüttelte langsam seinen Kopf.
„ Mein Name ist Bolkrias, Eure Majestät.“, sprach Avanias zu ihr und verneigte sich dabei. „Wir sind Halussen. Wir haben Euch befreit. Ihr seid keine Gefangene mehr!“
„ Bolkrias? Hört sich gar nicht halussisch an. Seid Ihr nicht vielleicht doch Alvestier?“
Welch ein dummer Fehler war ihm unterlaufen, ärgerte sich Avanias.
„Meine Mutter ist aus Avania. Mein Vater aber ist Halusse und ich bin in Halussia aufgewachsen.“
Der Alvestier fühlte sich bei dieser Lüge sehr unwohl. Eines Tages, wenn die politische Weltlage sich zum Positiven verändert hätte, würde er ihr die Wahrheit über sich erzählen können, und sie würde ihn verstehen, war er sich sicher. „Wie ist Euer Name, wenn Ihr erlaubt, dass ich Euch danach frage.?“
„Ihr spracht mich mit Majestät an. Ich denke, Ihr wisst schon, wer ich bin.“
„ Seid Ihr vielleicht die Tochter des Königs von Östrake?“
„ Ja, ich bin Sarafie, die Tochter des Böntschakis.“
„ Es freut mich, Euch aus den Fängen der Barbaren befreit zu haben.“
„ Mein Vater wird es Euch gebührend danken. Ich werde
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