Avanias der Große
Gesicht. Malgarias lachte wieder laut auf. „Du scheinst heute richtig gut in Stimmung zu sein.“
Avanias lächelte wieder. Er war eigentlich nicht in guter Laune, er musste natürlich auch weiterhin an seine entschwundene Geliebte denken. Jedoch erheiterte die Begegnung mit dem König und die Zusage der Verstärkung ihrer Armee ihn etwas. Und er wollte Malgarias ablenken, damit dieser ihn nicht wieder wegen Sarafie ausfragte.
„ Weißt du, Avanias, das Leben ist kurz! Auch bei all dem Leid, das uns widerfährt, dürfen wir nicht zurückschauen und dem Alten nachtrauern! Das Leben geht weiter. Die Sonne wird auch morgen wieder aufgehen. Wir Menschen machen meistens den Fehler, dass wir etwas zu sehr wollen. Und dann klammern wir uns zu stark an dieser
einen Sache. Und wenn diese Sache uns entgleitet oder zerstört wird oder verloren gegangen ist, dann bricht die Welt für uns zusammen. Davon müssen wir uns distanzieren! Wir leben in einer Welt, die wir uns nicht erklären können. Und es ist noch etwas Anderes dahinter, etwas nach unserem Tod! Niemand kann es begreifen. Lass uns daher nicht so viele Gedanken über uns oder über unsere Wünsche und Begierden machen! Wir sind nur ein kurzer Augenblick in der gesamten Geschichte der Menschheit!“
„Hast du so die Trauer um deine Frau überwunden?“
„ Ja, so ist es!“
„ Du sagtest, da ist etwas nach dem Tod, was wir nicht begreifen würden. Aber unsere Religion sagt uns doch, was nach dem Tod kommt! Nämlich die Unterwelt.“
„ Man kann nie sicher sein! Ich bin auch ein Priester, aber ich nehme unsere Überlieferungen nicht wortwörtlich. Mit den Jahrhunderten nahmen es die Menschen nicht so genau. Und tatsächlich steht in den Schriften nichts Konkretes über das Leben nach dem Tod. Und dass alle in die Unterwelt kommen, glaube ich nicht. Es muss eine Art Zwischenwelt geben!“
„ Ich habe mir auch lange Zeit darüber Gedanken gemacht. Manche haben dadurch ihren Verstand verloren und nahmen sich das Leben.“
„ Ja, mein Sohn. Daher sagte ich ja, wir dürfen uns nicht so sehr über uns selbst Gedanken machen! Lebe ein sittliches Leben nach unseren Traditionen! Dann wird auch nach dem Tod nur Gutes kommen. Davon bin ich felsenfest überzeugt.“
„ Ich glaube auch nicht an die Verdammnis in die Unterwelt! Die Menschen wollten damit die anderen nur einschüchtern, damit sie schön brav und fromm blieben.“
„ Jetzt kommst du wieder mit deinen Theorien!“
„ Ich sagte ja bereits, ich habe mir oft den Kopf darüber zerbrochen. Aber letztendlich bleibt uns nichts Anderes, als einfach in den Tag hinein zu leben und die Zeit abzuwarten!“
„ Ja, das ist aller Weisheit letzter Schluss. Ich weiß, dass ich meine Frau wieder sehen werde! Eines Tages.“
Malgarias blickte mit weit geöffneten Augen auf die Decke des Zimmers. Diese, seine letzte Aussage bewegte Avanias tief im Herzen. Er wusste nun, dass Malgarias immer noch an die Liebe seines Lebens denken musste und sich damit tröstete, sie nach dem Tod wiederzusehen. Ob es ein Leben nach dem Tod gebe oder nicht, Avanias wollte Sarafie in diesem Leben wiedersehen und mit ihr zusammen den Rest seines Leben verbringen. Diese Hoffnung auf die Erlangung dieses Glücks motivierte ihn, seine Pläne weiter zu verfolgen. Die Hoffnung ist es, die alle Menschen am Leben hält!
Menko überraschte sie, als er am nächsten Morgen, schon in aller Frühe, vor der Herberge auf sie wartete. Er hatte sogar eine ganze Menge an Proviant, den er von einem Gesandten seines Vaters erhalten hatte, mitgenommen. Somit mussten sie nicht auf den Marktplatz, um Lebensmittel für ihre Weiterreise einzukaufen.
Sie ritten wieder eine Nacht durch, in Richtung Süden, zum Land der Oburen. Es lag drei Tagesritte südlich von Halussia. Bis sie die Hauptstadt der Oburen, Alkissi, erblicken würden, mussten sie noch durch den Dschungel des Ischwatri ziehen. Eine sehr gefährliche Gegend. Aber sie konnten nicht darum herumziehen. Menko aber kannte die Gegend recht gut und wanderte immer vor den anderen Gefährten voraus. Ischwatri war ein großer oburischer Held gewesen. Allerlei Wild hatte er erlegen können. Aber eines Tages kam er nicht mehr zurück. Man glaubte, er würde bis zu diesem Tag noch dort leben.
Als sie etwa die Hälfte des Weges hinter sich hatten, rasteten sie an einer sicheren Stelle des Waldes, ein Gelände vor einer Schlucht.
Lamandias und Burgandias sammelten Holz und Malgarias wollte sich einmal allein
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